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Forderung nach mehr Geld

Kostenfalle Deutschlandticket: Erstes Bundesland denkt über Streichung von Zügen nach

  • Veröffentlicht: 18.04.2024
  • 12:03 Uhr
  • Clarissa Yigit
Wegen der enormen Kosten des Deutschlandtickets für Verkehrsbetriebe stehen in Schleswig-Holstein Zugverbindungen auf der Kippe.
Wegen der enormen Kosten des Deutschlandtickets für Verkehrsbetriebe stehen in Schleswig-Holstein Zugverbindungen auf der Kippe.© Foto: Sebastian Gollnow/dp

Das Deutschlandticket wird zunehmend zur Kostenfalle für Verkehrsbetriebe. Um Kosten einzusparen, denkt nun bereits ein Bundesland über Kürzungen im Schienenverkehr nach.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Mai 2023 gibt es das Deutschlandticket für monatlich 49 Euro.

  • Mehr als elf Millionen Menschen nutzen dieses.

  • Da das Ticket allerdings mit enormen Kosten für die Verkehrsbetriebe verbunden ist, überlegt nun Schleswig-Holstein, die Taktung der Züge auszudehnen.

Das Deutschlandticket, das seit dem 1. Mai 2023 für 49 Euro pro Monat gekauft werden kann, soll eigentlich die Menschen in Deutschland dazu bewegen, mehr öffentliche Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn in Anspruch zu nehmen.

Bereits mehr als elf Millionen Menschen nutzen das begehrte Ticket, so eine Untersuchung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) berichtet.

Im Video: Wird das Deutschlandticket noch 2024 teurer? Länder warten auf Geld vom Bund

Verkehrsbetrieben fehlt Geld

Allerdings wird nun langsam das Geld der Verkehrsbetriebe und der Länder knapp. Daher soll es Kürzungen im Schienenverkehr geben.

"Durch das 49-Euro-Ticket haben die Verkehrsbetriebe Verluste, die Bund, Länder und Kommunen ausgleichen müssen", erklärt der Schleswig-Holsteinische Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen gegenüber "Bild".

"Mit jährlich rund 370 Millionen Euro müssten wir nicht über Kürzungen im Fahrplanangebot nachdenken", sagte Madsen der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Aktuell erhalte das nördlichste Bundesland trotz gestiegener Energiekosten weiterhin nur 320 Millionen Euro pro Jahr.

Weil der Bund bislang keine Bereitschaft zur Erhöhung der Mittel zeige, müsse das Land über die Streichung von Bus- und Zugverbindungen nachdenken, sagte Madsen. Noch stehe aber nicht fest, ob und welche Züge und Busse künftig wegfallen müssten. "Falls es dazu kommt, würde man das natürlich auf solchen Strecken und in solchen Zeitfenstern tun, wo möglichst wenig Fahrgäste betroffen sind."

Nach Angaben des Verkehrsministeriums kann Schleswig-Holstein 2025 maximal fünf Prozent der Verkehre wieder abbestellen. Denkbar sei auch die Verlängerung des Taktes von Zügen und Busverbindungen. Eine Streichung von zehn Prozent der Zugverbindungen werde es aber keinesfalls geben.

Im Video: Deutschlandticket: Erste Stadt steigt aus

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Einschränkungen auch in NRW möglich

Auch in Nordrhein-Westfalen (NRW) könnte es zu Einschränkungen im ÖPNV aufgrund des 49-Euro-Tickets kommen. Alleine im Rheinland seien zwar rund 700.000 Menschen mit Bus und Bahn unterwegs. Dennoch äußerte sich Michael Vogel, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) gegenüber dem "Kölner Stadtanzeiger" mit den Worten: "Für uns ist es aber keineswegs auskömmlich und mit einem erheblichen Finanzrisiko verbunden."

:newstime

So erhalten die Verkehrsverbünde und die Verkehrsunternehmen zwar Ausgleichszahlungen in Höhe von je 1,5 Milliarden Euro pro Jahr durch Bund und Länder, um die Verluste, die durch das Deutschlandticket entstehen, auszugleichen. Allerdings werde der Zuschussbedarf allein für 2024 auf 4,1 bis 4,5 Milliarden Euro geschätzt, so Vogel weiter.

Daher gehe der VRS davon aus, dass das Ticket im kommenden Jahr im Abo mindestens 69 Euro kosten müsse, damit dieses für die Verkehrsunternehmen kostendeckend ist.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Bild: "Erstes Bundesland will Züge streichen"
  • Kölner Stadtanzeiger: "Im Rheinland drohen Kürzungen im Nahverkehr"
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