Gibt es dieses Jahr weiße Weihnachten? Das steckt hinter der Prognose
- Veröffentlicht: 20.12.2021
- 19:45 Uhr
- Carina Neumann-Mahlkau
Seit Langem könnte es dieses Jahr zumindest in Teilen Deutschlands wieder weiße Weihnachten geben. Meteorolog:innen sagen außerdem einen harten Winter mit "sibirischer Kälte, viel Schnee, Eis und Frost" voraus. Aber sind solche Prognosen überhaupt realistisch? Im Clip: Warum ist Schnee weiß?
Das Wichtigste zum Thema Weiße Weihnachten
Meteorologisch gesehen beginnt der Winter am 1. Dezember und dauert bis zum 28. Februar. Manche Meteorolog:innen prophezeien für Deutschland nun einen besonders kalten Winter.
Aber stimmt das auch? Bisher waren der November und Dezember zwar schneereicher als in den Vorjahren, aber dennoch recht mild. Der November war mit 1 Grad Wärme-Überschuss der 8. zu warme Monat in diesem Jahr. Auch der bisherige Dezember liegt mit 0,73 Grad über dem Durchschnitt.
Zum Vergleich: Die vergangenen deutschen Winter waren im Schnitt um 1,6 Grad zu warm. Somit fällt der Winter bisher tatsächlich kälter aus.
Gibt es dieses Jahr also weiße Weihnachten? Laut Wetter-Expert:innen stehen die Chancen zumindest in manchen Bundesländern gut - vor allem im Osten. Außerdem könnte es bald zu einem Wintereinbruch kommen.
Ein Ereignis wird in diesem Zusammenhang immer wieder genannt: der Polarwirbel-Split. Auch "La Niña"könnte diesen Winter beeinflussen. Was bedeuten diese Wetter-Phänomene - und wie hart waren deutsche Winter früher?
Polarwirbel-Split könnte für Kälte und Schnee sorgen
Ob unsere Winter mild oder eisig werden, hängt mit dem Polarwirbel über dem Nordpol zusammen, der sich zu Beginn der kalten Jahreszeit im Herbst bildet. Ist der Wirbel stabil, bringen warme und nasse Westwinde ein vergleichsweise mildes Klima über Europa. Schwächelt er aber, zum Beispiel durch eine Erwärmung der Atmosphäre, fängt er an zu "wabern": Kalte Luftmassen aus der Arktis dringen dann bis weit nach Europa ein.
In diesem Jahr schwächelt der Polarwirbel besonders. Er ist aktuell sehr instabil. Starke Winde könnten gegen Ende Dezember sogar für einen Polarwirbel-Split sorgen: Die Teilung des Wirbels durch die Gezeiten gleicht einem Zusammenbruch - was einen harten Wintereinbruch zur Folge haben kann. Schuld an einem schwachen Polarwirbel ist laut Forschenden auch der Klimawandel.
NASA-Satellit zeigt: So sieht der Polarwirbel aus dem All aus
Externer Inhalt
La Niña - die kleine Schwester von El Niño
La Niña (Deutsch "Das Mädchen") ist die Gegenspielerin zum El Niño-Ereignis. Bei El Niño sind die Meeresoberflächen-Temperaturen vor der peruanischen Küste bis in den zentralen Pazifik besonders warm. La Niña hingegen kühlt die Ozeanoberfläche ab. Vor allem in den Pazifik-Regionen kommt es dann vermehrt zu Unwetter und Starkregen. Und La Niña kann unser Klima in Europa beeinflussen - stärkere Stürme und ein Temperaturfall sind mögliche Folgen.
Der Winter 2010/2011 war in Europa und auch Deutschland besonders verschneit und klirrend kalt. Zum Vergleich: Der Temperatur-Durchschnitt lag hier bei -1,3 Grad. 2020 (nach 2018 der zweitwärmste Winter seit den Aufzeichnungen) lag der Durchschnitt bei 4,2 Grad.
Im Winter 2010/2011 war "La Niña" an der Rekord-Kälte beteiligt. Ob das Phänomen dieses Jahr auch in Deutschland wieder zu frostigen Temperaturen führt, ist unter Expert:innen aber noch umstritten. Für eine endgültige Aussage ist es also noch zu früh.
FAQ: Droht wirklich ein harter Winter?
Vermutlich liest du nicht das erste Mal Schlagzeilen über Schneechaos, Eiseskälte und Frost-Schock - was letztendlich nicht in dieser Heftigkeit eintraf. Das liegt daran, dass genaue Wetter-Vorhersagen erst wenige Tage bis Wochen im Voraus möglich sind - und die Wetter-Phänomene spontanen Launen folgen. So kann ein Polarwirbel-Split einen Wintereinbruch auslösen, muss er aber nicht.
Ein Jahreszeiten-Trend ist nicht dasselbe wie eine aktuelle Wetter-Vorhersage. Dominik Jung, Diplom-Meteorologe vom Portal Wetter.net, erklärt: "Das ist wirklich nur ein erster, ganz grober Trend. Die Monats- und Jahreszeiten-Trends können nur versuchen, abzuschätzen, ob eine Jahreszeit wärmer oder kälter ausfallen wird als im Klimamittel - und: Wird sie feuchter oder trockener sein?"
Ja, das liegt aber nicht nur an der Kälte, sondern auch an den steigenden Energiepreisen. Erfahre hier mehr über den teuren Winter 2021/2022.
Waren die Winter früher wirklich härter?
🌡️ Ja - die Temperaturen stiegen in den vergangenen Jahren stetig. Der kälteste Winter im vergangenen Jahrzehnt (2010/2011) ist mit seinen -1,3 Grad Durchschnittstemperatur ein Zuckerschlecken gegen die 10 historisch kältesten Winter in Deutschland. Weiter unten in der Grafik siehst du: Die meisten davon liegen sehr lange zurück.
🌬️ "Von wegen Klimawandel, dieser Winter soll doch eiskalt werden"? Das ist ein Trugschluss - tritt die Prognose des harten Winters ein, handelt es sich um ein einzelnes Ereignis und keine Trendwende.
🤔 Meteorolog:innen unterscheiden zwischen besonderen (Extrem-)Wetter-Ereignissen und einem generellen, weltweiten Anstieg der Temperaturen.
🌀 Zudem geben Forschende dem Klimawandel die Schuld an dem schwachen Polarwirbel, der für einen schneereichen Winter sorgen könnte. Erst durch die Erwärmung der Atmosphäre kommt er ins "Wabern" - und wir ins Bibbern.