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Ukraine-Krieg

Russische Pop-Diva Pugatschowa übt heftige Kreml-Kritik

  • Veröffentlicht: 20.09.2022
  • 11:41 Uhr
  • dpa
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© dpa

Sie ist einer der größten Pop-Stars in Russland: Nun kann Alla Pugatschowa über die Geschehnisse in der Ukraine aber nicht mehr schweigen – trotz drohenden Konsequenzen.

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DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE: 

  • Die russische Pop-Ikone Alla Pugatschowa stellt sich öffentlich gegen den Krieg in der Ukraine.
  • Sie will sich sogar auf eine schwarze Liste setzen lassen.
  • Kritik lässt nicht lange auf sich warten, es gibt aber auch viel Zuspruch – sogar von einem deutschen Promi.

Die bekannte russische Popsängerin Alla Pugatschowa hat Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine scharf kritisiert. Da das Justizministerium ihren Ehemann Maxim Galkin als "Auslandsagent" auf eine Schwarze Liste gesetzt habe, bitte sie darum, ebenfalls zu den Auslandsagenten gezählt zu werden, schrieb die 73-Jährige am Sonntag auf ihrem Instagram-Account. "Denn ich bin solidarisch mit meinem Mann, einem ehrlichen, anständigen und aufrichtigen Menschen, einem wirklichen und unkäuflichen Patrioten Russlands, der seiner Heimat Wohlstand wünscht, ein friedliches Leben, Redefreiheit und ein Ende des Sterbens unserer Jungs für illusorische Ziele, die unser Land zum Paria machen und das Leben unserer Bürger erschweren."

Pugatschowa gilt als Superstar in ihrer Heimat. Seit den 70er Jahren hat sie die Rock- und Popmusik in Russland geprägt. Ihr Erfolg hat den Untergang der Sowjetunion überdauert - sie war mit ihrer ständigen TV-Präsenz eine der schillerndsten Showgrößen Russlands und ihre Ehe mit dem 27 Jahre jüngeren Moderator und Komiker Maxim Galkin ein Dauerthema für die Boulevardmedien. Nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine reiste das Paar aus Russland nach Israel aus. Im Gegensatz zu Galkin, der in Israel Kritik an der russischen Führung übte, hat sich Pugatschowa allerdings mit politischen Äußerungen bislang zurückgehalten.

Umso größer ist das Echo, das nun auf ihre harte Kriegskritik folgen könnte. Der Politologe Abbas Galljamow, einst Redenschreiber von Präsident Wladimir Putin, sprach von einer "kräftigen Ohrfeige" für den Kreml. "Wenn es im Land noch bedeutende Menschen gibt, über die Konsens herrscht, dann ist das natürlich Pugatschowa", schrieb er auf seinem Telegram-Kanal. Sie habe Politik stets außen vor gelassen. "Ihre plötzliche Politisierung kann in der Gesellschaft das für die Obrigkeit so gefährliche Gefühl: "Jetzt reichts" erzeugen", meinte er.

Putin-Anhänger kritisieren Pugatschowa

"Diese Dichterlinge, Harlekine und Gaukler brauchen bloß eine Möglichkeit zu singen und zu tanzen, zu feixen und vulgär klugzuscheißen", kommentierte der Leiter der Menschenrechtskommission des russischen Präsidenten, Waleri Fadejew, am Montag auf der offiziellen Webseite der Institution Pugatschowas Forderung nach Frieden. Eins der bekanntesten Lieder Pugatschowas heißt "Harlekino". Auch der kremlnahe russische Rapsänger Timati zog über den angeblich fehlenden Patriotismus der Sängerin her.

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Rückendeckung auch aus Deutschland

Der Sänger Udo Lindenberg (76) hat sich mit Pugatschowa solidarisiert. Er postete am Montagabend ein Foto von sich und Pugatschowa auf seiner Facebook-Seite und schrieb dazu, dass seine "langjährige Freundin und Kollegin" heftige Kritik an "Putins verbrecherischem Krieg gegen die Ukraine" äußere.

Dazu stellte der Panikrocker ein Zitat aus dem Lied "Wozu sind Kriege da", das er nach eigener Aussage bereits zusammen mit Pugatschowa in Moskau und Sankt Petersburg auf deutsch und russisch gesungen habe: "Sie stehen sich gegenüber, und könnten Freunde sein, doch bevor sie sich kennen lernen, schießen Sie sich tot, ich find das so bekloppt, warum muss das so sein".

Lindenberg, der seit Ende der 1960er Jahre in Hamburg lebt und Pugatschowa sind seit vielen Jahren verbunden. 1988 nahmen sie, mitten im Kalten Krieg, die erste gemeinsame Schallplatte ("Lieder statt Briefe") eines bundesdeutschen und eines sowjetischen Künstlers auf. Sie traten in den 80er-Jahren zudem gemeinsam auf und hatten erfolgreiche Tourneen in der Sowjetunion, der Bundesrepublik und in der Schweiz.

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