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10 Jahre nach Deepwater Horizon: Was wir aus der Öl-Katastrophe lernen

  • Veröffentlicht: 17.10.2020
  • 20:00 Uhr
  • Galileo

Vor 10 Jahren stand die Bohr-Plattform "Deepwater Horizon" in Flammen - es kam zu einer verheerenden Ölpest im Golf von Mexiko. Wie konnte das passieren? Und welche Lehren müssen wir aus der Katastrophe ziehen?

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Das Wichtigste zum Thema Deepwater Horizon

  • Am 20. April 2010 ging die Bohr-Plattform "Deepwater Horizon" in Flammen auf. Wochenlang gelangten Unmengen an Öl ins Meer.

  • Hauptgrund für die Katastrophe: Die Sicherungs-Vorrichtungen funktionierten nicht. Weil der Betreiber BP derartige Risiken ignoriert hatte, trägt das Unternehmen die Hauptschuld.

  • Wir brauchen Öl aber zur Energieversorgung. Daher war das Desaster insgesamt menschengemacht.

  • Welche Lehren wir also aus Deepwater Horizon ziehen müssen, siehst du am Ende der Seite.

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Das war passiert

Am 20. April 2010 ereignete sich im Golf von Mexiko die verheerendste Ölkatastrophe der US-Geschichte: Die Bohrplattform "Deepwater Horizon" explodierte und versank im Meer. 11 Menschen starben. Schätzungsweise 700 Millionen Tonnen Öl und 500.000 Tonnen Gas strömten über Wochen unkontrolliert ins Meer. Das entspricht in etwa dem Gewicht von 7 Millionen Blauwalen.

Erst 87 Tage später, am 16. Juli 2010, konnte ein Krisen-Team das Leck in 1.500 Metern Tiefe schließen. Ein Öl-Teppich ungefähr von der Größe Jamaikas (9.900 Quadratkilometer) verseuchte das Meer und somit den Lebensraum von mehr als 8.000 Tier- und Pflanzenarten.

Hier ereignete sich das Unglück

Hier lag die Bohrplattform "Deepwater Horizon".
Hier lag die Bohrplattform "Deepwater Horizon". © Google Maps Screenshot
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Wie konnte das geschehen?

Ein sogenannter Blow-Out führte zur Katastrophe. Dabei treten Öl, Gas und Schlamm unkontrolliert aus dem Bohrloch aus. In einem solchen Ernstfall stoppt normalerweise ein Blow-Out-Preventer (BOP) den Ausfluss. Doch die spezielle Schutzvorrichtung im Steigrohr zwischen Bohrloch und -plattform war auf der "Deepwater Horizon" defekt.

Auch eine 2. Sicherungsmaßnahme funktionierte nicht. Der gefährliche Mix aus Öl, Gas und Schlamm entzündete sich, sodass eine gewaltige Explosion die Bohr-Plattform in Flammen setzte. 36 Stunden lang brannte die "Deepwater Horizon", dann versank sie im Meer.

Ein US-Gericht wies dem britischen Energiekonzern BP im Jahr 2014 die Hauptschuld für das Unglück zu. Das Unternehmen habe Risiken wie den defekten BOP nicht genug kontrolliert. Über 34 Milliarden Euro kostete BP die Katastrophe nach eigenen Angaben.

Diese Typen von Öl-Bohr-Inseln gibt es

Die Deepwater Horizon zählt zu den Halbtaucherinseln. Welche andere Formen von Öl-Bohrinseln es gibt, erfährst du hier.
Die Deepwater Horizon zählt zu den Halbtaucherinseln. Welche andere Formen von Öl-Bohrinseln es gibt, erfährst du hier. © Galileo

Hub-Insel: Bis zu einer Wassertiefe von 130 Metern einsetzbar. Sie steht auf Gerüst-Beinen und ist vertikal beweglich. Von Schleppern kann sie über große Entfernungen transportiert werden.

Plattform: Mit einem festem Sockel aus Stahl oder Beton steht sie auf dem Meeresboden. Schlepper ziehen sie zum Zielgebiet und senken sie dort ab.

Halbtaucher-Insel: Sie ist in großen Wassertiefen bis zu 3.500 Metern einsetzbar und hat tief unter der Meeresoberfläche liegende große Auftriebskörper. Fixiert wird sie durch Anker oder GPS-Antrieb. Die Stahlruder sind um 360° schwenkbar. Dadurch ist sie eine der mobilsten Arten von Bohr-Inseln.

Bohrschiff: Es ist in sehr großen Wassertiefen von weit über 3.000 Metern einsetzbar. Durch den Schiffsantrieb wird ihre Position fixiert.

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Bilder der Katastrophe

10 Jahre nach Deepwater Horizon: Was wir aus der Öl-Katastrophe lernen

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Der Öl-Teppich verseuchte mehr als 1.000 Kilometer Küste und den Lebensraum tausender Arten von Vögeln, Fischen, Reptilien und Co. Hier kämpft sich ein Pelikan am Strand von East Grand-Terre Island entlang der Küste von Louisiana durch die braune Masse.
© picture alliance/AP Images

Der Öl-Teppich verseuchte mehr als 1.000 Kilometer Küste und den Lebensraum tausender Arten von Vögeln, Fischen, Reptilien und Co. Hier kämpft sich ein Pelikan am Strand von East Grand-Terre Island entlang der Küste von Louisiana durch die braune Masse.

Weil Öl eine geringere Dichte als Wasser hat und somit leichter ist, schwamm es an der Meeres-Oberfläche.
© picture alliance/newscom

Weil Öl eine geringere Dichte als Wasser hat und somit leichter ist, schwamm es an der Meeres-Oberfläche.

Eine Unterwasseraufnahme zeigt einzelne Flecken des Öl-Teppichs der "Deepwater Horizon".
© picture alliance/AP Photo

Eine Unterwasseraufnahme zeigt einzelne Flecken des Öl-Teppichs der "Deepwater Horizon".

Noch am Tag nach der Katastrophe versuchten unzählige Löschschiffe zu retten, was möglich war.
© picture alliance/newscom

Noch am Tag nach der Katastrophe versuchten unzählige Löschschiffe zu retten, was möglich war.

Doch nach 36 Stunden erfolglosem Kampf gegen die Flammen versank die "Deepwater Horizon" im Meer. Die Leichen der 11 Opfer konnten nie geborgen werden.
© picture alliance/AP Photo

Doch nach 36 Stunden erfolglosem Kampf gegen die Flammen versank die "Deepwater Horizon" im Meer. Die Leichen der 11 Opfer konnten nie geborgen werden.

Das müssen wir für die Zukunft lernen

🙈 Weil die meisten Strände inzwischen wieder weiß sind, scheint sich die Natur erholt zu haben. Doch der Schein trügt: Am Meeresgrund hat das Leben noch längst nicht den vorherigen Zustand erreicht.

🤞 Abpumpen, abbrennen, zersetzen: Diese Lösungsansätze halten kaum, was sie versprechen. Das hat der wochenlange, erfolglose Kampf gegen die Ölpest von "Deepwater Horizon" gezeigt. Außerdem setzen sie erst an, wenn es eigentlich schon zu spät ist.

📝 Der Worldwide Fund For Nature (WWF) forderte daher schon damals, auf die Ölforderung in der Tiefsee und anderen hochempfindlichen Meeresgebieten zu verzichten. Dazu braucht es international gültige Verpflichtungen, die global überwacht werden.

🏭 Infolge der Katastrophe um "Deepwater Horizon" ging die Anzahl an weltweiten Bohr-Inseln auch tatsächlich etwas zurück. In den letzten Jahren stieg sie aber wieder. Trotz verschärfter Sicherheits-Vorkehrungen gilt also: Gebohrt wird weiter.

🌱 Das hat vor allem einen Grund: Noch brauchen wir Öl zur Energieversorgung. Die einzige langfristige Lösung lautet daher: die Energiewende vorantreiben!

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