Euro-Palette: Das kannst du aus dem kultigen Alltags-Helden bauen
- Veröffentlicht: 22.06.2022
- 21:00 Uhr
- André Marston Alvarez
Hinter dieser unscheinbaren Konstruktion verbirgt sich mehr, als du denkst. Warum die Euro-Palette ein Wunder der modernen Warenwirtschaft ist. Und was du damit alles bauen kannst.
Das Wichtigste zum Thema Euro-Paletten
1961 entwickelt, hat sich mit der Zeit der komplette europäische Warenhandel an ihre Maße angepasst: 80 Zentimeter breit, 120 Zentimeter lang und 14,4 Zentimeter hoch.
Umgangssprachlich wird die Europool-Palette oft einfach "Euro-Palette" genannt.
Nur lizensierte Hersteller dürfen ihre Palette auch wirklich "Europool-Palette" nennen. Überprüft wird das von der "European Pallet Association e.V.", kurz EPAL.
Weltweit sind aktuell rund 450 bis 500 Millionen Euro-Paletten laut EPAL im Umlauf.
Sie haben auch die DIY-Trends erobert. Online findet sich eine Vielzahl Paletten zum Verkauf - mit passender Anleitung, um sich seine eigenen Möbel daraus zu bauen. Tipps für deine DIY-Projekte gibt's weiter unten.
Wer hat's erfunden? Die Schweizer
Die Euro-Palette hat ihren Ursprung in der Schweiz der 1960er Jahre. Bis dahin gab es kein einheitliches Lagerungs-System: Es herrschte Chaos auf den Ladeflächen der europäischen Eisenbahnen.
1961 hatte die Schweizerische Bundesbahn genug davon und entwickelte die ersten genormten Europool-Paletten - geboren war das weltweit größte und bis heute erfolgreichste Paletten-Pooling-System.
Das macht eine echte Euro-Palette aus
❗ Sie wird aus vier langen, breiten Holzlatten, vier langen, schmalen Holzlatten, drei kurzen Holzlatten, Press-Spänen für neun Klötze und 78 Eisennägeln zusammengesetzt.
❗ Sie ist immer 80 Zentimeter breit, 120 Zentimeter lang und 14,4 Zentimeter hoch.
❗ Bis zu 1,5 Tonnen kann sie tragen.
❗ Es wird ausschließlich Nadel- und Kiefernholz für die Produktion verwendet. Es wächst schnell und nachhaltig, ist antibakteriell und gilt als stabil und flexibel zugleich.
Volle Palette gegen leere: ein nachhaltiges Tauschgeschäft
Die Maße einer Euro-Palette dürfen unter keinen Umständen vom Standard abweichen. Nur so ist der reibungslose Austausch zwischen Warenhändler:innen und Käufer:innen möglich.
Dabei handelt es sich nämlich um ein 1:1-Tauschgeschäft: Liefert der Händler 50 Paletten mit Waren ab, bekommt er auch 50 ungeladene zurück. Eine enorme Zeit-Ersparnis, da der Lastwagen-Fahrer:innen nicht warten muss, bis die Paletten abgeladen werden.
Gleichzeitig sinkt der CO2-Ausstoß aufgrund ihrer Wiederverwendbarkeit. Kaputte Paletten landen nicht auf dem Müll, sondern werden von einem lizenzierten Reparatur-Service wieder auf Vordermann gebracht.
Hast du's gewusst?
📈 Anhand der Anzahl von Euro-Paletten lassen sich auch grob aktuelle Wirtschafts-Entwicklungen nachvollziehen. Wächst ihre Zahl, ist das ein Zeichen für Wirtschaftswachstum. Sinkt sie, geht es der Wirtschaft gerade schlechter.
Eine simple Erfindung, die den Markt verändert hat
Bis heute hat sich die Euro-Palette kaum verändert, im Gegenteil: Die Welt hat sich ihr angepasst. So dürfen Kraftfahrzeuge laut Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) in der EU maximal 2,55 Meter breit sein.
Die meisten Laster sind aber in der Regel um die 2,45 Meter breit. Perfekt für zwei Euro-Paletten, die längs nebeneinanderliegen. Auch Gabelstapler, Verpackungskartons und Regale in Lagerhallen wurden mit der Zeit an die Norm angeglichen.
Die Produktion der Palette
Damit auch wirklich keine Fehler bei der Herstellung vorkommen, müssen Holzwerke einmalig 2.500 Euro an die EPAL zahlen. Erst dann erhalten sie eine Lizenz und dürfen die Paletten aus ihrem Haus auch wirklich "Europool-Palette" nennen. Das Geld geht an den Dachverband der EPAL, einem eingetragenen Verein.
Eine echte Euro-Palette erkennt man übrigens an dem eingebrannten "EPAL-Logo" und insgesamt acht Kennziffern, die zeigen, dass die Palette ordentlich geprüft wurde.
Für die Prüfung beauftragt die EPAL unabhängige Qualitäts-Institute, die mehrmals im Jahr unangemeldet in den Betrieben vorbeischauen.
In Deutschland gibt es 45 Hersteller, die im Schnitt knapp die Hälfte der jährlich neu in den Umlauf kommenden Paletten produzieren.