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Chemtrails-Verschwörung: Sind Kondensstreifen am Himmel gefährlich?

  • Veröffentlicht: 18.09.2022
  • 14:45 Uhr
  • Claudia Frickel

Flugzeuge hinterlassen Kondensstreifen am Himmel. Sind die Streifen harmlos oder ein Plan, Menschen mit sogenannten Chemtrails zu vergiften? Letzteres ist nur eine Verschwörungstheorie, aber die künstlichen Wolken sind tatsächlich schädlich: Sie tragen zur Klimaerwärmung bei.

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Das Wichtigste zum Thema Chemtrails

  • Kondensstreifen heißen die weißen Streifen, die manchmal hinter Flugzeugen am Himmel erkennbar sind.

  • Sie setzen sich vor allem aus gefrorenem Wasserdampf und Aerosolen wie Ruß zusammen. Kondensstreifen entstehen nur in einer bestimmten Höhe - zwischen 8.000 und 12.000 Metern.

  • Manche sprechen bei dem Phänomen auch von Chemtrails. Der Glaube daran gehört zu den am meisten verbreiteten Verschwörungstheorien.

  • Die Anhänger:innen sind überzeugt, dass Flugzeuge gezielt Chemikalien versprühen, um Menschen auf der Erde zu manipulieren. Beweise dafür gibt es nicht.

  • Der Begriff Chemtrail setzt sich aus den englischen Wörtern chemicals für Chemikalien und contrails beziehungsweise condensation trails für Kondensstreifen zusammen. Es sind keine chemischen Bestandteile enthalten.

  • Kondensstreifen sind zwar für Menschen weitgehend ungefährlich - aber nicht für die Umwelt. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass die Streifen zum Treibhauseffekt beitragen, also zur Klimaerwärmung.

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So entstehen Kondensstreifen

☁️ Kondensstreifen sind künstliche Wolken, die in der Regel lang und dünn sind. Meteorologinnen und Meteorologen nennen sie menschengemachte Zirruswolken oder Zirren.

📏 Kondensstreifen erscheinen meist in der oberen Troposphäre. Diese untere Schicht der Erdatmosphäre befindet sich in 8.000 bis 15.000 Metern Höhe. Zum Vergleich: Der höchste Berg der Erde, der Mount Everest, ist 8.848 Meter hoch.

⛽ Flugzeuge werden mit Kerosin betrieben. Verbrennt dieser Kraftstoff, bleiben vor allem Wasserdampf und Kohlendioxid (CO2) zurück, aber auch Aerosole wie Ruß. Die Wasserteilchen lagern sich an den Rußpartikeln an und verwandeln sich in Tröpfchen.

❄️ Treffen sie auf die kalte Luft der Umgebung, entstehen Eiskristalle. Es muss aber sehr kalt sein, damit das passiert. In der Reiseflughöhe von Langstreckenjets kann die Außentemperatur bei minus 40 bis minus 50 Grad Celsius liegen.

💨 In trockener Luft lösen sich Kondensstreifen schnell wieder auf. Ist die Umgebung aber relativ feucht, können die künstlichen Wolken wachsen und mehrere Stunden bestehen bleiben.

Schichten der Atmosphaere
Schichten der Atmosphaere© Galileo

Die Schichten der Erd-Atmosphäre und die Flughöhe von Fliegern

Die Atmosphäre unserer Erde wird offiziell in fünf Schichten unterteilt, die sich auf verschiedenen Höhen befinden:

  • Troposphäre: 0 bis circa 15 Kilometer
  • Stratosphäre: 15 bis circa 50 Kilometer
  • Mesosphäre: 50 bis circa 80 Kilometer
  • Thermosphäre: 80 bis circa 500 Kilometer
  • Exosphäre: ab circa 500 Kilometer

Flugzeuge fliegen in der Regel in einer Flughöhe von 10 bis 15 Kilometern und befinden sich damit in der Troposphäre.

Auf einer Höhe von circa 100 Kilometer verläuft die sogenannte Kármán-Linie. Sie bezeichnet die Grenze zwischen der Luftfahrt und der Raumfahrt. Die Kármán-Linie wurde in den 1950ern vom internationalen Luftsport-Verband Fédération Aéronautique Internationale (FAI) festgelegt.

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Was die Chemtrails-Verschwörungstheorien behaupten

☠ Die Anhänger:innen der Chemtrails-Verschwörungstheorie glauben, dass Flugzeuge gezielt schädliche Chemikalien versprühen, um Menschen zu schaden oder zu vergiften.

✈ Die Flieger haben angeblich auf der Unterseite Klappen, hinter denen sich geheime Sprühvorrichtungen verbergen.

💻 Der Ursprung der Theorie ist unklar. Sie existiert seit ungefähr Mitte der 90er-Jahre im Internet und hält sich hartnäckig, obwohl es keinerlei Beweise gibt.

🤒 Hinter Chemtrails soll angeblich "die Elite" stecken. Ihr Ziel laut Verschwörungstheorie: die Bürger:innen krank machen oder kontrollieren. Dahinter soll das sogenannte "Secret Large Scale Atmospheric Program" (SLAP) stecken.

🌡 Manche glauben, dass mit Chemtrails bereits das Klima verändert wird. Der UNO-Weltklimarat IPCC soll dafür ein geheimes Projekt namens "Shield" ins Leben gerufen haben.

☁ Bestätigt fühlen sich Verschwörungsgläubige, weil Kondensstreifen auch am wolkenlosen Himmel erscheinen, sich oft lange halten, nur bei manchen Flugzeugen entstehen und häufiger zu sehen sind als früher.

🛡 Manche Chemtrails-Anhänger:innen wollen sich mit Kupferrohren schützen, die angeblich Schadstoffe in den Boden ableiten können - oder mit einem Aluhut.

🦲 Die Chemtrail-Theorie klingt harmlos, ist es aber oft nicht. Zu diesem Thema gibt es auch Verschwörungstheoretiker:innen, die Verbindungen zum Rechtsextremismus haben, wie die Bundeszentrale für politische Bildung berichtet.

Galileo

Verschwörungstheorien: Chemtrails

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Wie Wissenschaftler:innen den Chemtrails-Glauben widerlegen

  • Es gibt eine einfache Erklärung dafür, warum sich Kondensstreifen auch am ansonsten wolkenlosen Himmel bilden: Die Luft muss für ihre Entstehung weniger mit Feuchtigkeit gesättigt sein als bei natürlichen Wolken.
  • In dieser Höhe bilden sich natürliche Zirruswolken bei einer Übersättigung von 40 Prozent. Für Kondensstreifen genügen 20 Prozent.
  • Die künstlichen Wolken entstehen nur bei manchen Flugzeugen, weil moderne Maschinen kühlere Abgase ausstoßen als ältere. Deren Wassergehalt ist höher, deshalb bilden diese mit größerer Wahrscheinlichkeit Eiskristalle.
  • Flugzeuge fliegen heute außerdem höher und stoßen mehr Wasserdampf aus. Deshalb halten sich die Streifen oft länger.
  • Es gibt heute mehr Kondensstreifen als früher, weil der Flugverkehr deutlich zugenommen hat. 1980 gab es laut der Weltbank 642 Millionen Flugpassagiere weltweit. 2019, also vor Corona, waren es 4,5 Milliarden – und damit auch viel mehr Flugzeuge und Luftverkehr.
  • Für das angeblich großangelegte „Secret Large Scale Atmospheric Program" (SLAP), dass Bürgerinnen und Bürger über die Atmosphäre manipulieren soll, gibt es also keine wissenschaftlich fundierten Hinweise.
  • Das Umweltbundesamt, der Deutsche Wetterdienst und viele Fachleute sind sich deshalb einig: Chemtrails existieren nicht, nur Kondensstreifen.

Wieso bilden Kondensstreifen Kreise und andere merkwürdige Formen?

Chemtrails-Verschwörung: Sind Kondensstreifen am Himmel gefährlich?

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Je nach Flughöhe, Art des Flugzeugs und Wetter bilden sich bei Kondensstreifen unterschiedliche Formen, so wie Kreise oder geometrische Muster.
© Getty Images / tbradford

Je nach Flughöhe, Art des Flugzeugs und Wetter bilden sich bei Kondensstreifen unterschiedliche Formen, so wie Kreise oder geometrische Muster.

Streifen, die sich kreuzen, können von Flugzeugen stammen, die in unterschiedlichen Höhen fliegen.
© Getty Images / olaser

Streifen, die sich kreuzen, können von Flugzeugen stammen, die in unterschiedlichen Höhen fliegen.

Manchmal müssen Flugzeuge außerdem Kurven fliegen, etwa im Landeanflug. Dann entstehen gebogene Kondensstreifen.
© Getty Images / Mathias Elle

Manchmal müssen Flugzeuge außerdem Kurven fliegen, etwa im Landeanflug. Dann entstehen gebogene Kondensstreifen.

Kondensstreifen können auch unterbrochen sein. Das liegt daran, dass der Wasserdampf in der Umgebungsluft schwankt.
© Getty Images / GitoTrevisan

Kondensstreifen können auch unterbrochen sein. Das liegt daran, dass der Wasserdampf in der Umgebungsluft schwankt.

Einen Einfluss auf die Form von Kondensstreifen hat auch der Wind: In der  oberen Stratosphäre weht er häufig mit hoher Geschwindigkeit.
© Getty Images / yellowpaul

Einen Einfluss auf die Form von Kondensstreifen hat auch der Wind: In der oberen Stratosphäre weht er häufig mit hoher Geschwindigkeit.

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Beeinflussen Kondensstreifen das Klima und kann Geo-Engineering zum Klimaschutz beitragen?

🌍 Kondensstreifen tragen zum Treibhauseffekt bei: Sie verhindern, dass Wärme von der Erde ins Weltall abstrahlen kann. Die Folge: Die Erdoberfläche erwärmt sich. Das trug zur Klimawandel-Entstehung bei.

🛫 Kondensstreifen heizen die Erde sogar stärker auf als das CO2, das Flugzeuge freisetzen. Das haben Wissenschaftler:innen des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) herausgefunden.

🔬 Zwar stimmt es nicht, dass Chemtrails das Klima künstlich beeinflussen. Manche Forscher:innen wollen das aber versuchen. Bisher gibt es dazu allerdings nur Computer-Simulationen.

🌡 Mithilfe von Geo-Engineering wollen diese Forscher:innen die Klima-Erwärmung abmildern oder die CO2-Konzentration in der Atmosphäre verringern.

☀ "Solar Radiation Management" (SRM) könnte die Menge der Sonnenstrahlen begrenzen, die auf die Erdoberfläche treffen. Dazu wollen Fachleute Schwefeldioxid in die Stratosphäre schleudern, das sich in Sulfat-Aerosole verwandelt. Diese reflektieren anschließend die Strahlen. Das Abkühlen der unteren Atmosphäre kann die Erderwärmung verlangsamen oder sogar stoppen. Weiter unten erfährst du noch mehr über SRM.

⛈ Viele Wissenschaftler:innen warnen aber vor den unvorhersehbaren Folgen, die Geo-Engineering haben könnte, etwa auf das Wetter. Es wäre denkbar, dass Dürren oder Überflutungen gehäuft auftreten.

SRM-Technik: Funktionsweise und Einsatz

  • "Solar Radiation Management" (SRM) wurde bisher größtenteils in Computer-Modellen erprobt, dennoch glauben viele Forschende, dass die Menschheit von der Technik profitieren könnte. Für ein paar Regionen birgt sie aber auch Risiken: So könnte der Sommer-Monsun in Asien ausbleiben, andere Länder könnten Dürren erleben. Die langfristigen Folgen sind nicht bekannt. Auch die Ozon-Konzentration am Boden könnte negativ beeinflusst werden.
  • Zudem müssten wir dauerhaft Schwefel in die Stratosphäre schleudern. Denn würden wir plötzlich mit SRM aufhören, würde uns die Erderwärmung mit voller Wucht treffen. Die Folge wäre der sogenannte "Termination Shock".
  • Trotz der aktuellen Forschung warnen viele Expert:innen daher vor dem Einsatz der Technik. Zuerst müssten die Fragen nach der Verantwortlichkeit und welche Eingriffe vertretbar sind, diskutiert werden, um auch bei negativen Auswirkungen eine Ansprechperson für die Gesellschaft zu haben. Dabei müssen die Risiken wie der Eingriff in das Regionalklima, internationale Verträge und Haftbarkeit als auch das internationale Konfliktpotenzial berücksichtigt werden.

Hagelflieger: Kann die Wolken-Impfung helfen, um Hagel zu vermeiden?

Zum Schutz der Ernte gibt es Regionen, in denen das lokale Wetter durch das "Impfen" von Wolken mit Silberiodid-Rauch beeinflusst wird, sodass weniger Hagel entsteht. Für die Olympischen Spiele in China ist eine ähnliche Technik eingesetzt worden, sodass die Spiele ohne Regen stattfinden konnten. Die Wirksamkeit dieser Methode ist bisher nicht wissenschaftlich belegt.

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Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Chemtrails

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