Warum Impfzentren so wichtig sind - und wer da als erstes drankommt
- Veröffentlicht: 17.02.2021
- 20:00 Uhr
- Galileo
3 Corona-Impfstoffe sind aktuell zugelassen. Doch "mal schnell zum Impfen gehen" ist nicht. Wann wer an der Reihe ist, wie du einen Termin bekommst und wieso extra Impfzentren eröffnet wurden, erfährst du hier. Im Clip: 5 Fragen an den Leiter eines Impfzentrums.
Das Wichtigste zur Verteilung des Corona-Impfstoffs
3 Corona-Impfstoffe sind aktuell in der EU zugelassen: der von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca. Den letzten sollen vorrangig unter 65-Jährige erhalten, da es derzeit nur wenig Daten zur Wirksamkeit bei Senioren gibt.
Das Problem: Eine Zulassung von Impfstoffen heißt nicht, dass die sofort für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen. Sie müssen erst in großen Mengen produziert und anschließend verteilt werden.
Die Regierung hat deshalb beschlossen, erst besonders gefährdete Personen zu impfen. Also alle, die ein sehr hohes Risiko für einen schweren oder gar tödlichen Verlauf haben - und alle, die mit diesen Menschen engen Kontakt haben und sie anstecken könnten.
Nach und nach wird der Personenkreis erweitert. Es gibt 3 Gruppen mit erhöhter Priorität, die zuerst an der Reihe sind, erst danach kann sich jeder impfen lassen. Das wird aller Voraussicht nach im Sommer der Fall sein. Welche Personen zur Gruppe 1, 2 und 3 zählen >> unten.
Derzeit wird in Impfzentren geimpft und in Pflegeheimen durch mobile Impf-Teams. In Arztpraxen werden Impfungen erst möglich sein, wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.
Du musst dich zweimal impfen lassen - im Abstand von 3 bis 4 Wochen. Die Impfung ist kostenlos. Eine Impfpflicht gibt es nicht.
Wie bekomme ich einen Impftermin?
Für die Organisation der Impfung sind die Bundesländer zuständig. Sie betreiben die Impfzentren, vergeben Termine und planen den Einsatz der mobilen Teams in Pflegeheimen.
Einen Impftermin zu bekommen, ist gar nicht so einfach. In einigen Ländern bekommst du einen Brief, wenn du an der Reihe bist, und musst dann über eine Hotline telefonisch einen Termin ausmachen. Doch die ist schon seit Öffnung der Impfzentren ständig überlastet.
Manche Länder vergeben deshalb nur online Termine. Das ist vor allem für Senioren eine große Herausforderung. Wie du in deinem Bundesland an einen Impftermin kommst, erfährst du hier.
Was ist der Vorteil von Impfzentren?
📈 Es können dort schneller viele Menschen eine Impfung erhalten, als wenn jeder zum Hausarzt muss. Angedacht sind hunderte Impfungen täglich.
❄ Impfzentren können eine korrekte Lagerung der Impfstoffe besser gewährleisten. Einige muss man bei sehr niedrigen Temperaturen aufbewahren.
🗑 In Impfzentren ist die Gefahr sehr gering, dass Impf-Präparate zu lange gelagert werden und verfallen, da dort hunderte Menschen täglich geimpft werden.
📁 Die genaue Erfassung der Geimpften und die Dokumentation möglicher Nebenwirkungen kann man in den Zentren besser umsetzen und kontrollieren.
🧓 Impfzentren erleichtern die Verteilung des Impfstoffs an die priorisierten Personen.
🔒 Da es so wenig Impfdosen gibt, sind sie auch für Diebe interessant. Deswegen gibt es in den Impfzentren Spezial-Safes und -Schlösser plus Securitys.
😕 Trotz des Impf-Ablaufplans der Regierung, läuft in den Impfzentren nicht alles glatt. Oft muss neu organisiert werden, weil doch wieder weniger Impfstoffdosen geliefert wurden als angekündigt. Auch Termine müssen dann abgesagt werden. Noch immer ist der Nachschub an Impfdosen für die nächsten Wochen nicht vollständig gesichert.
Wie läuft der Termin im Impfzentrum ab?
Zuerst steht ein Vorgespräch an. Hier klärt ein Arzt über die Risiken auf, fragt nach Vorerkrankungen, Allergien und aktuellen Medikamenten. In einigen Fällen ist eine Impfung nicht möglich.
Dann gibt's den Pieks in den Oberarm und den Eintrag in den Impfausweis. Jetzt musst du mindestens noch 10 Minuten vor Ort bleiben - für den Fall, dass spontan Nebenwirkungen auftreten. Bei bekannten Allergien oder Vorerkrankungen sind das 30 Minuten.
Was bei einer Impfung in deinem Körper passiert, erklären wir hier.
Gruppe 1 - Höchste Priorität (nur diese Gruppe kann sich derzeit impfen lassen)
👵 Bewohner von Alten- und Pflegeheimen - ebenso alle Mitarbeiter
👴 Über 80-Jährige
👩 Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten
🏥 Personal in besonders sensiblen medizinischen Einrichtungen wie Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienste, ambulante Palliativ-Versorgung und eben Corona-Impfzentren
👩⚕️ Medizinisches Personal mit engem Kontakt zu besonders gefährdeten Gruppen wie Blutkrebs- oder Transplantations-Patienten
Gruppe 2 - Hohe Priorität
🧓 Über 70-Jährige
👤 Personen mit zum Beispiel Demenz, geistiger Behinderung oder schwerer psychiatrischer Erkrankung
🧠 Patienten nach einer Organtransplantation
😷 Krebs-Patienten und solche mit schwerer chronischer Lungenerkrankung, starkem Übergewicht (BMI über 40), bestimmter Form von Diabetes, chronischer Leber- oder Nieren-Erkrankung
💀 Personen mit einem sehr hohen oder hohen Risiko für einen schweren oder tödlichen Corona-Verlauf
🧑🤝🧑 Bis zu 2 enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen, die nicht in einer Einrichtung leben und über 70 Jahre alt sind - dazu solche mit Organtransplantation oder die eine der genannten Erkrankungen oder Behinderung haben
🤰 Bis zu 2 enge Kontaktpersonen von Schwangeren
👩 Menschen, die sich um geistig Behinderte kümmern
👨⚕️ Medizinisches Personal, insbesondere Ärzte und sonstige Mitarbeiter mit regelmäßigem Patientenkontakt, Personal der Blut- und Plasmaspendedienste und in Corona-Testzentren
👮 Polizei- und Ordnungskräfte, die im Dienst einem hohen Infektions-Risiko ausgesetzt sind - etwa bei Demonstrationen
🏥 Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst und in relevanten Positionen der Krankenhaus-Infrastruktur
👱♂️ Menschen, die in Flüchtlings- und Obdachlosen-Einrichtungen leben oder tätig sind
🙋♀️ Personen, die regelmäßig älteren oder pflegebedürftigen Menschen im Alltag helfen
Gruppe 3 - Erhöhte Priorität
👵 Über 60-Jährige
😷 Personen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronische Leber- und Nierenerkrankung, Immunschwäche, HIV, Diabetes, Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD, Asthma, Autoimmun-Erkrankungen und Rheuma
👧 Erzieher und Lehrer
🏪 Personen, die im Lebensmitteleinzelhandel tätig sind
👨🔬 Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit niedrigen Ansteckungs-Risiko (Labore) und solche, die keine Patienten mit Verdacht auf Infektionskrankheiten betreuen
👨🎓 Mitglieder von Verfassungs-Organen, Regierungen und Verwaltungen, bei Bundeswehr, Polizei, Zoll, Feuerwehr, beim Katastrophenschutz, in der Justiz und Rechtspflege, den Auslandsvertretungen oder bei Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit
🚚 Personen in Unternehmen der kritischen Infrastruktur, in Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentlicher Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation
😞 Personen mit schwierigen Arbeits- oder Lebensbedingungen
Covax soll auch den armen Ländern Impfstoffe sichern
🗺 Schon die reichsten Nationen streiten sich um Impfstoffdosen. Arme Länder haben da kaum Chancen, ebenfalls große Mengen zu erhalten - zumindest zunächst.
🌐 Damit die ärmeren Länder nicht leer ausgeben, haben Europa und andere Länder, Stiftungen und Privat-Personen Covax ins Leben gerufen: Eine globale Plattform zur Verteilung von Impfstoffen.
🌍 Eine Milliarde Impf-Dosen sollen an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen gehen. Doch dafür braucht Covax Geld(-Spenden) - und reiche Länder kaufen die Impfstoffe weg.
😕 Dabei gäbe es eine Möglichkeit, mehr Impfstoffe herzustellen: Die Pharma-Firmen müssten dazu aber ihren Patentschutz außer Kraft setzen - zumindest bis zur Eindämmung der Pandemie. Dann könnte etwa Indien oder Pakistan selbst Impfstoffe herstellen und mit an andere arme Länder verteilen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürwortet die Strategie. Passiert ist aber noch nichts.