Corona-Impfstoffe neuen Virus-Varianten anpassen: Wie funktioniert das?
- Veröffentlicht: 08.12.2021
- 15:45 Uhr
- Galileo
Mit den bisher zugelassenen Impfstoffen bekämpfen wir längst nicht mehr das ursprüngliche SARS-CoV-2-Virus, sondern eine seiner zahlreichen Varianten. Deshalb sollen BioNTtech und Co. angepasst werden. Wie das funktioniert und wie lange das dauert, erfährst du hier.
Das Wichtigste zum Thema Impfstoff-Anpassungen
Das SARS-CoV-2-Virus mutiert ständig.
Das ist normal. Der Grund: Vervielfältigen sich Viren und ihr Erbgut in ihrem Wirt, kommt es bei diesem Vorgang häufig zu Kopierfehlern. Die DNA verändert sich und das Virus mutiert.
Damit die Impfstoffe gegen Covid-19 wirksam bleiben, ist eine fortlaufende Impfstoff-Anpassung wichtig.
Ansonsten könnten die für die Ursprungsform des Corona-Virus entwickelten Vakzine eventuell nicht mehr so gut vor einer Covid-19-Erkrankung schützen.
Wie die Impfstoffe angepasst werden und wie lange die Produktion der nächsten Impfstoff-Generation dauert, erklären wir dir hier.
So funktioniert eine Impfstoff-Anpassung
Entwickeln sich durch Mutationen neue Virus-Varianten wie Omikron, kann dies die Wirkung der bisher zugelassenen Impfstoffe vermindern. Das passiert zum Beispiel, wenn sich wie in den vergangenen Monaten das Spike-Protein häufig verändert.
Die bisherigen Impfstoffe sind dann nicht schlagartig unwirksam, sondern in der Regel nur etwas weniger wirksam.
👉 Dennoch sollten die Vakzine langfristig den neuen Varianten angepasst werden.
👍 Die gute Nachricht: Die meisten Impfstoff-Hersteller kennen die Problematik und beginnen parallel zur Produktion des zugelassenen Impfstoffes direkt mit der Erforschung sogenannter variantenspezifischer Impfstoffe.
Die Hersteller von BioNTech und Moderna zum Beispiel haben bereits erklärt, dass sie seit Monaten entsprechend forschen.
Eine Möglichkeit besteht darin, den bisherigen Impfstoffen neue oder zusätzliche Komponenten zuzufügen, etwa in Form von angepasster mRNA an die neuen Virus-Varianten oder der angepasste Impfstoff enthält Spike-Protein der neuen Variante.
👩🔬 Es können den Impfungen auch Wirkungsverstärker beigemischt werden. Dabei handelt es sich häufig um Aluminiumverbindungen, die den Impfstoff effektiver machen.
Impfstoff-Anpassungen haben unter anderem folgende Vorteile:
- Es sind weder große Studien mit Teilnehmer:innen nötig, noch Labor- oder Tierversuche.
- Sogar auf eine Neuzulassung kann in diesen Fällen verzichtet werden, was die Produktion erheblich vereinfacht und beschleunigt. Die Wirkweise neu angepasster Impfstoffe muss lediglich per Blutuntersuchungen bewiesen werden.
So lange dauert eine Impfstoff-Anpassung
Die Entwicklung einer neuen Impfstoffgeneration dauert zwischen 6 Wochen und mehreren Monaten. Das ist abhängig davon, ob es sich um einen mRNA-Impfstoff handelt oder um ein Vektor-Vakzin.
Laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) dauert die Produktion eines neuen Impfstoffs etwa weitere 6 Wochen, so dass bis zur Auslieferung mindestens 3 Monate vergehen werden.
So funktionieren Impfungen
So funktionieren Impfungen gegen Grippe, Masern, Corona und Co.
Gibt es einen Unterschied bei der Anpassung von mRNA- und Vektor-Impfstoffen?
🧬 Ja. Die Anpassung von mRNA-Impfstoffen ist einfacher und geht schneller.
🦠 Die von Vektor-Impfstoffen dauern länger, da für jede Anpassung neue Viren gezüchtet werden müssen.
Die aktuell zugelassenen Corona-Impfstoffe im Vergleich
Bringt eine Impfung mit den bisherigen Impfstoffe überhaupt noch etwas?
Definitiv ja. Studien deuten darauf hin, dass die derzeit zugelassenen Vakzine gegen neue Varianten wie Omikron weniger wirksam, aber auf keinen Fall unwirksam sind. Expert:innen gehen davon aus, dass die Wirksamkeit je nach Vakzin um 10 bis 15 Prozent geringer ist.
Der Schutz vor schweren oder tödlichen Verläufen ist jedoch immer noch gewährleistet.
☝ Deshalb sollte niemand auf die neuen Impfstoffe warten, sondern sich mit den derzeit verfügbaren Vakzinen impfen lassen.
Eine verminderte Wirksamkeit kann sich darin zeigen, dass eine geimpfte Person bei der Delta-Variante nur noch eine Person angesteckt hätte, mit der Omikron-Variante jetzt aber 1,5 Personen ansteckt. Ohne jegliche Impfung läge diese Zahl vermutlich deutlich höher, da Geimpfte nach heutigem Wissen das Virus in kürzerer Zeit ausscheiden als Ungeimpfte.
Geht es beim Impfen und Boostern nur darum, den Kollaps des Gesundheitssystems zu vermeiden?
Vor allem, aber nicht nur. Durch die immense Arbeitsbelastung auf den Intensivstationen haben laut der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) viele Pflegekräfte ihre Arbeitsstunden reduziert oder sogar ihren Job gekündigt.
Als Folge können seit Anfang des Jahres zirka 4.000 Intensivbetten wegen des Personalmangels nicht mehr belegt werden. In einigen Bundesländern gibt es deshalb keine freien Intensivbetten mehr und Corona-Patienten müssen in andere weitentfernte Krankenhäuser verlegt werden.
Andererseits geht es beim Impfen darum, die Zahl der Neuinfektionen deutlich zu senken. Denn durch jede (!) neue Infektion steigt das Risiko, dass das Virus mutiert und neue Virus-Varianten entstehen. Diese reagieren unter Umständen nicht mehr so gut auf die zugelassenen Impfstoffe. So entsteht ein nicht endender Kreislauf, der die Pandemie unnötig verlängert.