Infektionen in Rekord-Höhe: Auf welche Corona-Zahlen es gerade wirklich ankommt
- Veröffentlicht: 27.01.2022
- 15:45 Uhr
- Galileo
Die Corona-Zahlen schießen durch Omikron in Rekordhöhe - die Inzidenz hat aber als maßgebender Richtwert ausgedient. Vor allem die Hospitalisierungsrate und die Intensivbetten-Belegung sind entscheidend. Warum das sinnvoller ist, erfährst du hier. Im Clip: Was bei Corona im Körper passiert.
Das Wichtigste zum Thema Hospitalisierungsrate
Die Infektionszahlen erreichen täglich neue Rekordwerte. Am 27. Januar 2022 knackte die Inzidenz erstmals deutschlandweit die 1.000er-Marke - mit über 200.000 Neuinfektionen pro Tag.
Grund dafür ist die rasante Ausbreitung der ansteckenden Omikron-Variante. Gesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet auf der Spitze des Omikron-Eisbergs Mitte Februar mit bis zu 400.000 Neuinfektionen täglich.
Mittlerweile dürfte die Inzidenz auch weitaus höher liegen als angegeben, schätzen Expert:innen. Denn die Labore sind mit der enormen Anzahl an Tests überlastet - dadurch werden viele Infektionen zu spät oder gar nicht erkannt.
Deshalb werden die Hospitalisierungsrate und die Intensivbetten-Belegung als Richtwerte immer wichtiger, um das Ausmaß der Pandemie abzuschätzen.
Warum die Inzidenz ein guter Richtwert war - es aber nicht mehr ist
Hauptziel der Inzidenz-Richtwerte ist es, die Ausbreitung des Corona-Virus in der Gesellschaft abzubilden und dadurch entsprechende Maßnahmen abzuleiten. An oberster Stelle steht nämlich: Das Gesundheitssystem darf nicht überlastet werden - insbesondere die Krankenhäuser und Intensivstationen.
Lange Zeit hat die Inzidenz die Corona-Situation gut abgebildet: Wenn die Inzidenz stieg, nahm kurz darauf auch die Zahl der Corona-Patient:innen in den Krankenhäusern zu - ebenso die Todesfälle. Seitdem ein Großteil der Bevölkerung gegen das Corona-Virus geimpft ist - und mittlerweile sogar eine dritte Impfdosis erhalten hat - ist dieser Wert weniger aussagekräftig geworden.
Denn die Impfung schützt vor allem vor schweren Verläufen - eine hohe Inzidenz geht also nicht mehr automatisch mit einer hohen Intensivbetten-Belegung einher. Auch Untersuchungen von Omikron zeigen: Die Virus-Variante ist zwar deutlich ansteckender als Delta, führt aber in der Regel zu milderen Krankheitsverläufen.
Was sagt die Intensivbetten-Belegung aus?
🚨 Ein wichtiger Richtwert für die aktuelle Lage ist die Anzahl an Personen, die mit einer Covid-19-Erkrankung auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Dieser Wert wird durch das DIVI-Intensivregister erfasst.
🚨 Er taugt allerdings nicht als Frühwarn-System, da es meistens 1 bis 2 Wochen dauert, bis die Patient:innen auf die Intensivstation verlegt werden müssen.
Was genau versteht man unter Hospitalisierung?
🚑 Die Hospitalisierung beziehungsweise Hospitalisierungsrate an sich meint die Zahl der Infizierten, die einen so schweren Corona-Verlauf haben, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen - nicht nur auf Intensivstationen. Oft haben sie Atemnot, eine erhöhte Atemfrequenz und Sauerstoff-Mangel im Blut.
🏥 Die Hospitalisierungsrate wird, wie die Inzidenz, pro 7 Tage angegeben und ins Verhältnis zur Einwohnerzahl (pro 100.000) gesetzt. Sie ist regional sowie tagesaktuell messbar.
🚦 Im aktuellen Infektionsschutz-Gesetz entscheidet die Hospitalisierungs-Rate in den Bundesländern über geltende Warnstufen - und damit über nötige Maßnahmen und Einschränkungen, wie beispielsweise die 2G-Regel.
Aktuelle Lage in den Krankenhäusern
Am 27. Januar 2022 betrug die Zahl der hospitalisierten Corona-Fälle der letzten 7 Tage pro 100.000 Einwohner:innen 4,64. Häufig erscheint die Hospitalisiersungsrate aber verzerrt, weil noch wochenlang Fälle nachgemeldet werden.
Aktuell ist die Omikron-Welle aber noch nicht auf den Intensivstationen angekommen, der Anteil an Patient:innen sinkt zur Zeit sogar leicht. Expert:innen warnen aber vor zu frühen Schlussfolgerungen. In Bundesländern mit niedriger Impfquote könnte es durch den massiven Anstieg an Infektionen zu einer weiteren Belastung des Gesundheitssystems kommen.