Corona-Virus: Wie verbreitet und gefährlich ist die südafrikanische Variante?
- Veröffentlicht: 12.04.2021
- 16:24 Uhr
- Galileo
Die südafrikanische Corona-Virus-Variante B.1.351 ist ansteckender, die Impfungen wirken teils schlechter - und Zweit-Infektionen scheinen möglich. Wie verbreitet B.1.351 in Deutschland ist und welcher Impfstoff offenbar gut davor schützt, erfährst du hier.
Das Wichtigste zum Thema südafrikanische Corona-Virus-Variante B.1.351
Derzeit grassieren weltweit verschiedene Corona-Virus-Varianten. 3 von ihnen gelten als besonders gefährlich: die britische Variante B.1.1.7, die südafrikanische Variante B.1.351 und die brasilianische Variante P.1. Man bezeichnet sie als Variants of Concern (VOC).
Alle VOCs gibt es auch in Deutschland. B.1.1.7 ist für 88 Prozent, B.1.351 für rund 1 Prozent und P.1. für 0,1 Prozent der Corona-Infektionen verantwortlich, wie das Robert Koch-Institut am 31. März mitteilte.
Über B.1.351 wurde im Dezember 2020 erstmals berichtet. Sie breitete sich von der Provinz Ostkap in Südafrika aus und wurde schnell zur vorherrschenden Variante.
In Deutschland tauchte die südafrikanische Variante Ende Dezember auf. Ihr Anteil ist seit Wochen konstant gering. Dennoch wird sie in immer mehr Regionen erstmals nachgewiesen und sorgte auch schon für Ausbrüche - etwa in Kitas.
B.1.351 weist zahlreiche Mutationen im Spike-Protein auf. Mit ihm docken die Corona-Viren an die Körperzellen an und dringen in sie ein. Erst in der Zelle findet dann die Viren-Vermehrung statt.
Das Problem: Die Mutationen sorgen dafür, dass die südafrikanische Variante des Corona-Virus ansteckender ist, Menschen ein zweites Mal Corona bekommen können und die Impfstoffe schlechter wirken. Mehr dazu erfährst du auf dieser Seite.
Zweit-Infektion mit B.1.351 möglich
B.1.351 ist ansteckender als das herkömmliche Corona-Virus und breitet sich deswegen schneller aus. Zugleich deuten mehrere Studien darauf hin, dass Menschen, die sich bereits mit dem ursprünglichen Corona-Virus infiziert hatten, weniger gut vor einer Infektion mit B.1.351 geschützt sind.
Der Grund: Die neutralisierenden Antikörper, die das Immunsystem während der ersten Corona-Erkrankung gebildet hat, scheinen gegen B.1.351 weniger wirksam zu sein. Diese Antikörper binden nämlich an die Spike-Proteine. Wenn diese sich sehr verändern, passen die Antikörper nicht mehr so gut und schützen schlechter.
Impfstoffe wirken teils deutlich schlechter
Da auch der Impfschutz maßgeblich auf der Wirkung der neutralisierenden Antikörper basiert, wirken die aktuellen Impfstoffe teils schlechter. Denn: Sie basieren auf dem alten Corona-Virus. Vieles deutet darauf hin, dass man sich trotz Impfung mit B.1.351 infizieren kann. Allerdings scheinen die Krankheitsverläufe dann eher mild zu verlaufen.
AstraZeneca-Impfstoff schützt weniger
Der Vektor-Impfstoff von AstraZeneca schützt im Hinblick auf B.1.351 nur zu 10 Prozent vor Corona-Erkrankungen. So das Ergebnis einer südafrikanischen Studie mit rund 2.000 jüngeren Erwachsenen. Schwere Verläufe wurden allerdings nicht beobachtet.
Schon im Februar wurde in Südafrika das Impfen mit AstraZeneca eingestellt und die Impf-Dosen an andere Länder verkauft.
BioNTech-Impfstoff schützt eventuell auch weniger
BioNTech hat kürzlich bekannt gegeben, dass ihr mRNA-Impfstoff in einer Studie mit 800 Probanden:innen aus Südafrika zu 100 Prozent schützte. Einer neuen israelischen Studie zufolge schütz der Impfstoff jedoch weniger gut vor B.1.351. Unter den 400 Geimpften, die sich mit Corona infizierten, war die südafrikanische Variante für deutlich mehr Fälle verantwortlich als bei den 400 nicht geimpften Kontroll-Personen. In Israel verursacht die Variante aktuell weniger als ein Prozent der Infektionen.
Frühere Untersuchungen deuteten schon darauf hin, dass die Mutationen der südafrikanischen Variante die Wirksamkeit des BioNTech-Impfstoffs zwar beeinflusst, aber nur geringfügig. Der Impfschutz liegt hier normalerweise bei über 90 Prozent.
Die Verbreitung der Virus-Varianten in Deutschland
Warum die britische Variante B.1.1.7 so gefährlich ist
Welcher Variante steckt hinter der Corona-Infektion?
🔬 Durch eine Genom-Sequenzierung kann man feststellen, mit welcher Corona-Virus-Variante eine Person infiziert ist. Auch ganz neue Varianten werden so entdeckt.
🧬 Dabei wird das gesamte Viren-Erbgut in Spezial-Laboren analysiert. Hierzulande werden aktuell 5 bis 10 Prozent aller positiven Corona-Proben sequenziert. Das ist jedoch aufwendig, teuer und dauert mehrere Tage.
👩🔬 Einfacher, billiger und schneller ist das Mutations-Screening mit Hilfe spezieller PCR-Tests. Allerdings kann man damit nur die 3 VOCs B.1.1.7, B.1.351 und P.1 nachweisen.
So entstehen Virus-Mutationen
Bei der Viren-Vermehrung in den Körperzellen passieren immer wieder Fehler, und es kommt zu Mutationen. Die meisten sind für uns nicht von Bedeutung. Einige sorgen aber dafür, dass das Virus ansteckender, gefährlicher oder gar tödlicher wird.
Bei der südafrikanischen Variante liegen mehrere Mutationen vor. Problematisch sind Veränderungen der Spike-Proteine auf der Virushülle. Mit denen dockt das Virus an die Körperzellen an und dringt in sie ein. B.1.351 gelingt dies durch die Mutationen noch besser, und man steckt sich deshalb damit schneller an.
Auch ist bei dieser Variante die Struktur der Spike-Proteine sehr stark verändert. Infolgedessen können die neutralisierenden Antikörper, welche perfekt auf das herkömmliche Corona-Virus passen, dort nicht so gut binden. Dadurch verlieren sie an Schutzwirkung.