indonesische Hauptstadt
Die ganze Stadt Jakarta zieht um: So funktioniert der Umzug
- Aktualisiert: 03.01.2024
- 11:21 Uhr
- Galileo
Die indonesische Hauptstadt Jakarta versinkt im Meer. Die Lösung: Eine neue Hauptstadt muss her - und zwar 2.000 Kilometer entfernt. Wie soll so ein Umzug funktionieren und welche Metropolen wurden als Planstädte entworfen? Im Clip: die größte Metropole der Welt.
Warum muss Jakarta umziehen?
Indonesien will seine Hauptstadt Jakarta verlegen: Von der Insel Java, auf der 56 Prozent der indonesischen Bevölkerung lebt, auf die 2.000 Kilometer entfernte Insel Borneo - mit weniger als sieben Prozent aller Indonesier:innen.
Allerdings soll nicht die komplette Metropole verlegt werden, im Fokus steht zunächst der gesamte Regierungs-Apparat.
Jakarta mit seinen zehn Millionen Einwohner:innen leidet unter schlechter Stadtplanung, was unter anderem in massiven Staus sichtbar wird.
Außerdem gibt es zahlreiche Umwelt-Probleme: So liegen einige Stadtviertel bereits mehrere Meter unter dem Meeres-Spiegel, regelmäßig kommt es zu Überschwemmungen. Jährlich sinkt der Norden von Jakarta um etwa 25 Zentimeter ab.
In der neuen Hauptstadt Nusantara soll mit etwa 28 Milliarden Euro eine komplett neue Infrastruktur entstehen, die dann von Millionen Bewohner:innen genutzt werden könnte.
Umwelt-Schützer:innen warnen davor, dass der Platz für die neue Metropole auf Borneo durch Rodung von Urwald gewonnen wird - wodurch der Lebensraum zahlreicher bedrohter Tierarten zerstört wird.
So sieht es in Jakarta aus
Die ganze Stadt Jakarta zieht um: Wie kann das funktionieren?
So funktioniert der Umzug von Jakarta
🚧 Im Herbst 2022 sollen die Bauarbeiten auf der Insel Borneo beginnen, dabei geht es zunächst um die Infrastruktur.
🛫 2024 sollen erste Teile der Regierung von Nusantara aus arbeiten, davon wären wohl mehrere Tausend Menschen betroffen. 2034 soll der Umzug der politischen Führung abgeschlossen sein.
🏗 Bis 2045 soll dann die neue Hauptstadt fertig sein - auf einer Fläche von 256.000 Hektar. Zum Vergleich: Das Saarland liegt auf einer Fläche von 257.000 Hektar.
Diese Städte wurden neu geplant
Die ganze Stadt Jakarta zieht um: Wie kann das funktionieren?
Vorteile und Nachteile von Planstädten
📊 Durch die gezielte Errichtung von Metropolen ist es möglich, bestimmte Regionen eines Landes wirtschaftlich und infrastrukturell zu fördern.
📉 Ärmere Menschen finden nur schwer bezahlbaren Wohnraum in den neuen Planstädten. So verstärken Planstädte die Kluft zwischen ärmeren und wohlhabenderen Menschen.
👮♀️ Aus Regierungssicht spielen auch Sicherheits-Bedenken immer wieder eine Rolle - auch wenn diese selten öffentlich zugegeben werden. In über Jahrhunderte gewachsenen Städten mit engen Straßen fällt es Sicherheitskräften schwerer, polizeiliche Kontrollen durchzuführen.
🎈 Beim Wohnwert hingegen tun sich Planstädte oft schwer - selbst wenn an Parks und architektonische Besonderheiten gedacht wird. Sie gelten oft als steril und weit weniger lebendig als natürlich gewachsene Metropolen.
💰 Eine wichtige Rolle spielt bei Planstädten die Kosten. Sie verschlingen in der Regel sehr viel Geld: Für das neue Jakarta sind etwa 28 Milliarden Euro eingeplant, für Ägyptens neue Hauptstadt mindestens 50 Milliarden Euro. Doch auch die Erhaltung bestehender Metropolen ist teuer: Indonesien wollte eigentlich mit einem 35 Milliarden Euro teuren, bebauten Deich seine vom Wasser bedrohte Hauptstadt retten.
Wie der Umzug der Hauptstadt in Deutschland abgelaufen ist
Auch in Deutschland ist die Hauptstadt umzogen - von Bonn nach Berlin. Der große Unterschied zu Jakarta oder Kairo: Berlin ist keine Planstadt und wurde nicht extra errichtet.
1991, nach der Wiedervereinigung von Deutschland, wollte die Regierung der historischen Bedeutung Berlins gerecht werden. Der Bundestag stimmte für den Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin.
Nach dem zehn Milliarden Euro teuren Bau von neuen Regierungsgebäuden war es 1999 soweit: Die Bundesregierung siedelte von Bonn nach Berlin über.
Bis heute sitzen einige Ministerien in Bonn. Die Stadt gilt damit als zweite Hauptstadt Deutschlands. Kritiker:innen weisen darauf hin, dass die Doppelstruktur in den 500 Kilometer voneinander entfernt liegenden Städten die Steuerzahlenden jährlich mehrere Millionen Euro kostet.