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Fracking: Lösung für die Gasversorgung oder Gefahr für die Umwelt?

  • Veröffentlicht: 01.05.2022
  • 08:45 Uhr
  • Galileo

Um unabhängiger von insbesondere russischem Gas zu werden, diskutieren Politiker:innen aktuell wieder einmal den Einsatz von unkonventionellem Fracking. Das Verfahren ist jedoch aufgrund der Risiken für die Natur umstritten - und daher in Deutschland verboten.

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Das Wichtigste zum Thema Fracking

  • Fracking kommt vom englischen "to fracture", was ins Deutsche mit "(auf)brechen" übersetzt werden kann.

  • Das Ziel des Verfahrens: tiefe Gesteinsschichten unter der Erde aufknacken, um darin gelagertes Erdgas oder Erdöl zu fördern.

  • Ist von Fracking die Rede, ist meist unkonventionelles Fracking gemeint. Wegen der Umwelt-Risiken ist dieser Prozess äußerst umstritten.

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Fracking für Unabhängigkeit von russischem Erdgas?

In Deutschland ist unkonventionelles Fracking seit 2017 verboten. Dieses Verbot hat sich laut einer Überprüfung im Jahr 2021 bewährt.

Trotzdem war Fracking zuletzt politisch wieder ein Thema. Der Grund: Damit Deutschland unabhängig von Erdgas insbesondere aus Russland wird, diskutieren Politiker:innen aktuell viele verschiedene Optionen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) etwa rief dazu auf, Fracking "ergebnissoffen zu prüfen".
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) etwa rief dazu auf, Fracking "ergebnissoffen zu prüfen".© picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Was ist Fracking?

Fracking meint das Aufbrechen von Gestein unter der Erde, um an Erdgas oder Erdöl zu kommen. Dabei ist unkonventionelles Fracking, um das es in der öffentlichen Debatte zumeist geht, von konventionellem Fracking zu unterscheiden.

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Konventionelles Fracking

In einigen Hundert Metern Tiefe werden Hohlräume in Sandstein angebohrt, um darin gelagertes Erdgas zu fördern.

Dieser Vorgang ist in Deutschland schon seit den 1960er-Jahren üblich. Allerdings seit einigen Jahren unter strengen Auflagen: Beispielsweise an Seen und Talsperren zur Trinkwassergewinnung ist konventionelles Fracking verboten.

Unkonventionelles Fracking

Beim unkonventionellen Fracking wird Erdgas aus schwer zugänglichen Gesteinsschichten in rund 1.000 Metern Tiefe gewonnen, vor allem aus Schiefer.

Um dieses sogenannte Schiefergas freizusetzen, wird ein Mix aus Wasser, Sand (oder Keramik-Kügelchen) und Chemikalien unter hohem Druck über Längs- und Querbohrungen in die gashaltigen Gesteinsschichten gepumpt.

Die zugefügten Chemikalien dienen unter anderem dazu, das Bohrgestänge nutzbar zu halten.

Das Gemisch knackt die Speichergesteine auf und dringt in die Risse ein. Der Sand verbleibt in den Erdtiefen und stabilisiert die entstandenen Kluften. Das Gas gelangt gemeinsam mit dem kontaminierten Wasser zurück an die Erdoberfläche (Flowback).

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Darum ist Fracking so bedenklich

🤔 Unkonventionelles Fracking birgt zahlreiche Risiken, die aufgrund teils ausstehender wissenschaftlicher Untersuchungen noch nicht abschließend bewertet werden können.

📉 Die "Expertenkommission Fracking", die den Deutschen Bundestag wissenschaftlich berät, schlussfolgert zwar, "dass sich die Umwelt-Risiken aufgrund von Fracking unkonventioneller Lagerstätten durch eine angepasste Steuerung und Überwachung der Maßnahmen minimieren lassen."

💧 Generell braucht Fracking aber sehr viel Wasser und ist teuer. Pro Bohrung sind etwa rund 174 Millionen Liter Wasser notwendig. Das ist mehr als der tägliche Wasserverbrauch in ganz Köln.

🔥 Zudem ist Erdgas ein fossiler Brennstoff. Er besteht größtenteils aus Methan, das von der Förderung bis zur Verbrennung von Erdgas freigesetzt wird.

🥵 Der Klima-Killer Methan verschlimmert den Treibhausgas-Effekt um ein Vielfaches mehr als CO2. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 könnte das großzügige Fracking in den USA ein Hauptgrund für den weltweiten Methan-Anstieg sein.

🥤 Durch Lecks im Steigrohr oder bei der anschließenden Reinigung des Flowbacks könnten außerdem das Trinkwasser und die Böden durch die eingesetzten Chemikalien verunreinigt werden.

😰 Darüber hinaus kann der Druck, mit dem die tiefen Gesteinsschichten aufgebrochen werden, auch Erdbeben auslösen. In Großbritannien wurde Fracking 2019 nach mehreren zu starken Erdbeben gestoppt.

Wie verbreitet ist Fracking?

Die USA gewinnen seit einigen Jahren einen Großteil ihres Erdgases aus unkonventionellem Fracking. Das erste Mal gefrackt wurde dort 1949. Damals sollten dadurch konventionelle Erdgas- und Erdöl-Vorkommen besser gefördert werden.

In den Vereinigten Staaten sowie vor allem in China und Argentinien vermuten Fachleute die Mehrheit der weltweit förderbaren Schiefergas-Vorkommen.

In Europa gibt es scheinbar keine derart großen Reserven. Unter anderem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen schlummert laut einer Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) jedoch auch Schiefergas.

Dennoch bestand in Deutschland bislang kein Interesse an Fracking. Selbst die vier Probebohrungen, die seit 2017 zu wissenschaftlichen Zwecken erlaubt gewesen wären, wurden laut dem Bericht zur Evaluierung des "Regelungspakets Fracking" nicht durchgeführt.

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Wie geht es mit Fracking weiter?

In Deutschland halten viele Fachleute unkonventionelles Fracking weder kurz- noch langfristig für eine sinnvolle Lösung zur Energieversorgung.

Auf kurze Sicht wären mit Fracking nicht die derzeit benötigen Mengen an Gas erreichbar. Dazu fehlen die entsprechenden Einrichtungen und Anlagen, deren weitflächiger Aufbau mehrere Jahre dauert.

Auf lange Sicht möchte Deutschland für den Klimaschutz ohnehin auf erneuerbare Energien umsteigen. Die Förderung des fossilen Schiefergases wäre daher höchstens eine Übergangslösung.

Laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) würde die Umsetzung von unkonventionellem Fracking in Deutschland zu lange dauern, um in der akuten Situation weiterzuhelfen.
Laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) würde die Umsetzung von unkonventionellem Fracking in Deutschland zu lange dauern, um in der akuten Situation weiterzuhelfen.© picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

FAQ zum Thema Fracking

Willst du noch mehr über Fracking erfahren?

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)

Umweltbundesamt

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)

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