Der Fangschreckenkrebs schlägt schneller zu als du blinzeln kannst
- Veröffentlicht: 15.04.2023
- 08:45 Uhr
- Sven Hasselberg
Mit unglaublicher Wucht schlägt oder ersticht der Fangschreckenkrebs seine Beute. Hier erfährst Du mehr über den Raufbold der Meere. Im Clip: Die Invasion der roten Krebse.
Das Wichtigste zum Thema Fangschreckenkrebse
Fangschreckenkrebse schlagen mit bis zu 80 km/h auf ihre Beute oder Gegner ein. Das ist 40-mal schneller als ein menschliches Blinzeln und entspricht der Schlagkraft einer Pistolenkugel.
Andere Arten besitzen "Speere", mit denen sie Feinde blitzschnell durchbohren. Mehr über ihr faszinierendes Jagdverhalten und welche Rolle Luftblasen dabei spielen, erfährst Du unten.
Weltweit tummeln sich fast 400 Arten in tropischen und subtropischen Meeren. Sie alle haben unterschiedliche Färbungen. Willst du wissen, wie sie Kunststücke erlernen und warum ihre Augen zu den besten im Tierreich gehören? Lies weiter.
Der Fangschreckenkrebs in Kürze
Steckbrief des Fangschreckenkrebses
📏 Größe: 3 bis zu 30 Zentimeter. Das größte je gefundene Exemplar soll sogar 46 Zentimeter gemessen haben.
⏳ Alter: Bis zu 8,5 Jahren
🌍 Lebensraum: Der Meeresboden, rund 50 bis 100 Meter tief, in subtropischen und tropischen Meeren.
🪱 Nahrung: Schnecken, Krabben, Fische, Würmer, Muscheln
🧔♂️ Feinde: Fische, Krebse, Menschen
🎨 Farbe: Je nach Art zeigen sie sich unscheinbar bräunlich oder leuchten in bunten Neonfarben.
Fangschreckenkrebs: Jäger mit Boxhandschuh und Speer
Fangschreckenkrebse tragen ihren Namen, da ihre verdickten Fangbeine an die von Fangschrecken, wie der Gottesanbeterin, aus dem Insektenreich erinnern. Dieses Fang- oder auch Raubbein spielt bei der Verteidigung aber vor allem bei der Jagd eine große Rolle. Generell unterteilen Forschende die Arten in "Speerer", auch "Spießer" genannt, und in "Boxer", auch "Schmetterer" genannt.
Speerer haben auf den Fangbeinen Stacheln sitzen, mit denen sie weiche Beute wie Würmer aufspießen. Boxer haben eine Verdickung an ihren Fangbeinen, die wie ein Boxhandschuh zum K-O-Schlagen und Zerlegen der Beute dient. Diese Beine heißen auch Keulen. Die Krebse jagen damit hartschalige Tiere wie Schenken, Muscheln oder Krebse. Mit gut 80 Stundenkilometern und der Schlagkraft einer Pistolenkugel lassen sie ihre Keulen in Richtung Beute schnellen. Das erzeugt nicht nur einen Schlag, sondern zusätzlich eine Luftblase, die unter Wasser implodiert und die Beute erst mal betäubt, bevor die Schalen mit ebenso harten Schlägen zertrümmert werden.
Einige Arten weißen die Merkmale beider Jagdmethoden auf und benutzen wohl auch beide. Andere Arten haben zwar keinerlei körperliche Merkmale zum Boxen, boxen aber dennoch. Abgesehen vom Einsatz bei der Jagd oder im Kampf nutzen die Tiere ihre Beine aber auch noch ganz friedlich. Sie graben damit Höhlen in den Kies und schaffen sich so ihre Behausungen oft in der Nähe von Korallen. Willst Du mehr kuriose Eigenschaften der Fangschreckenkrebse kennenlernen? Unten erfährst du mehr über die außergewöhnlichen Augen, ihr Paarverhalten oder warum sie so ein gutes Gedächtnis haben.
6 kuriose Fakten über Fangschreckenkrebse
👀 Augen: Sie besitzen eines der besten Komplexaugen im Tierreich. Jedes der beiden besteht aus 10.000 Einzelaugen und sichert ihnen einen Rundumblick. Unterschiedliche Quellen geben zwölf bis 16 Farbrezeptoren an. Menschen besitzen nur zwei. Damit können Fangschreckenkrebse unter anderem auch UV-Licht sehen.
🧠 Gedächtnis: Treffen zwei rivalisierende Krebse aufeinander kämpfen sie erbittert. Beim zweiten Aufeinandertreffen verströmen die Sieger nur eine Duftmarke, die den Verlierer an den letzten Kampf und die Tracht Prügel erinnert. Das reicht schon, und beide ziehen friedlich ihrer Wege. Auch gibt es Beobachtungen bei denen Zootiere ihre Pfleger:innen nach Jahren am Gesicht wiedererkannt haben sollen.
🎯 Kunststücke: Fangschreckenkrebse können trainiert werden, zielgerichtet zuzuschlagen. Im Training wurde ihnen das Ziel präsentiert und wenn sie präzise getroffen haben, bekamen sie wie ein Hund ein Leckerli. Für die Krebse bestand dies allerdings aus Muschelfleisch.
🔦 Kommunikation: Einerseits kommunizieren Artgenossen über Antennen-Fortsätze, oft auch Wimpel genannt, am Kopf. Mit denen geben sie sich Zeichen. Neuere Studien zeigen auch, dass sie sich aufgrund ihrer guten Rezeptoren im Auge über Lichtreflexe, die sich auf dem Panzer spiegeln, "unterhalten".
🦐🦐 Zusammenhalt: Je nach Art geben sie sich gesellig und tummeln sich in kleinen Gruppen, andere sind wiederum Einzelgänger und finden sich nur zur Paarungszeit. Allerdings gibt es auch einige Arten, die als monogames Paar zusammenleben.
🥚 Brutpflege: Einige Weibchen legen 50.000 Eier und kümmern sich gut zehn Wochen darum. Während dieser Zeit sind sie so beschäftigt und auf der Hut und tragen diese mit sich herum, dass sie selbst keine Nahrung aufnehmen.
Action! Fangschreckenkrebse gehen auf Angriff
Hier siehst Du, wie Fangschreckenkrebse ihre Raubbeine einsetzen.
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Fangschreckenkrebse: Clowns im Aquarium
Auch Hobby-Aquarianer:innen haben Fangschreckenkrebse für sich entdeckt. Ihre Fans beobachten gerne das Farbenspiel und auch das Verhalten der Tiere. Besonders beliebt sind Clown-Fangschreckenkrebse, wie du einen in unserem großen Foto siehst. Sie verlieren schnell jede Scheu und zeigen sich oft außerhalb der Höhlen. Allerdings sind die Tiere nicht einfach in der Haltung. Je nach Art gelten verschiedene Regeln, die unbedingt beachtet werden müssen. Deshalb sollten sich Aquarianer:innen unbedingt vorher genaustens informieren und auch die Legalität des Handels sicher stellen.
Oft wird Einzelhaltung empfohlen. Außerdem brauchen Fangschreckenkrebse ein "Artaquarium", sind also mit anderen Arten nicht gut zu vergesellschaften. Die Tiere sind zu räuberisch und greifen Fische oder andere Bewohner oft an und töten sie sogar. Auch kam es schon zu schmerzlichen Unfällen mit Fingern der Besitzer:innen.
Da die Fangschreckenkrebse gerne ihre Höhlen graben und auch immer wieder an die Scheiben klopfen, lärmen sie sehr, manche auch nachts. Das Klopfen birgt noch eine andere Gefahr: Es gibt Berichte, dass Fangschreckenkrebse mit ihrem unglaublich wuchtigen Schlag schon Aquarienscheiben zertrümmert haben sollen. Deshalb empfiehlt sich ein Spezial-Glas für ihr Becken. Kritiker:innen warnen immer wieder generell vor der Aquareinhaltung der Tiere.
Häufige Fragen zum Fangschreckenkrebs
Der Schlag eines Fangschreckenkrebses ist 40-mal schneller als der menschliche Lidschlag. Deshalb gilt der Krebs, der im Englischen übrigens Mantis Shrimp heißt, als das Tier mit dem schnellsten Schlag.
Die Schnelligkeit des Schlages wird meist mit 80 Stundenkilometern oder 23 Metern in der Sekunde angegeben. Sie besitzt die Schlagkraft einer Pistolenkugel.
Das Alter der Tiere ist im Meer noch schwerer zu schätzen als in Gefangenschaft. Es pendelt sich wohl um die sieben Jahre ein, als Maximum werden oft achteinhalb Jahre angegeben.
Je nach Art werden die Tiere drei bis 30 Zentimeter groß. Das Maximum entspricht einem Lineal. Das größte bisher gemessene Tier soll ein Ausnahme-Exemplar von 46 Zentimetern gewesen sein.
Der Fangschreckenkrebs lebt am Meeresboden. Dort gräbt er sich auch seine Höhlen in den Kies, meist in einer Tiefe von bis zu 50 oder 100 Metern. Da er es gerne warm hat, lebt er in tropischen und subtropischen Meeren rund um den Globus.