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Neue Grenz-Kontrollen: Schützen sie uns vor der 3. Welle?

  • Veröffentlicht: 15.02.2021
  • 12:45 Uhr
  • Galileo

Aus Sorge vor den Corona-Mutationen wird an den deutschen Grenzen zu Tschechien und Tirol wieder kontrolliert. Wie effektiv ist die Maßnahme? Forscher haben die Grenzschließungen vom letzten Frühjahr untersucht. Im Clip: Was sich seit Beginn der Pandemie getan hat.

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Das Wichtigste zum Thema Grenzschließungen

  • Seit Sonntag (14. Februar) gelten an den Grenzen zu Tschechien und zum österreichischen Bundesland Tirol schärfere Einreise-Regeln. In den ersten 15 Stunden wurden bereits mehr als 2.200 Menschen zurückgeschickt. Der Grund für die strengeren Kontrollen: Die Angst vor den dort verbreiteten, ansteckenderen Mutationen des Coronavirus.

  • Die neuen Virus-Varianten sind in den Nachbarländern schon deutlich weiter verbreitet als in Deutschland. Zum Vergleich: Die 7-Tage-Inzidenz beträgt in Deutschland heute (15. Februar) 59, in Tschechien ist sie mit 499 mit um ein Vielfaches höher.

  • In Tschechien gibt es verstärkt Fälle der britischen Mutation B.1.1.7, in Tirol ist es die südafrikanische Mutante B.1.351. Beide gelten als ansteckender.

  • Doch wie effektiv ist die Maßnahme - und kam sie noch rechtzeitig? Forscher um die Mathematikerin und Biostatistikerin Tanja Stadler von der ETH Zürich haben untersucht, was die Grenzschließungen vor rund 1 Jahr in Europa genutzt haben. Die Erkenntnis: Die Schließungen kamen zu spät, um das Coronavirus nachhaltig aufzuhalten.

  • Wer darf nun noch aus Tschechien und Tirol einreisen? Kommt man überhaupt noch aus Deutschland raus? Wichtige Fragen zu den Grenzkontrollen klären wir am Ende der Seite.

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Erste bekannte Infektionskette in Deutschland

Zur ersten bekannten Infektionskette in Deutschland kam es Ende Januar 2020, nachdem sich Mitarbeiter der Firma Webasto in Oberbayern bei einer chinesischen Kollegin angesteckt hatten. Zwar wurde diese Kette wohl komplett unterbrochen, allerdings seien der Forscherin Tanja Stadler zufolge weitere Infektionen über China und Italien nach Deutschland gelangt.

In Italien begannen erste Ansteckungen etwa Mitte Februar, in Deutschland fing die lokale Zirkulation Ende Februar an.

Am 17. März schloss die EU dann die Grenzen - doch was hat diese Maßnahme genutzt? Dieser Frage sind Forscher um die Mathematikerin und Biostatistikerin Tanja Stadler von der ETH Zürich nachgegangen.

Studie zum Pandemie-Beginn: Grenzschließungen kamen zu spät

🔬 Anhand sequenzierter Virus-Genome aus 19 europäischen Ländern und der Provinz Hubei in China haben die Forscher die Ausbreitung von Sars-CoV-2 in Europa nachvollzogen.

🧫 Im Genom sind Informationen des Virus enthalten, ähnlich wie bei einem Fingerabdruck.

📆 Das Ergebnis: Die Grenzschließungen kamen zu spät. Schon am 8. März 2020 habe es in Europa etwa genauso viele lokale Ansteckungen mit dem Corona-Virus gegeben wie durch Reisende aus dem Ausland eingeschleppt wurden, berichten die Forscher.

👨‍🔬 Bei einem solchen Infektions-Geschehen sei laut den Forschern eine Grenzschließung nur noch verbunden mit strengen Kontakt-Einschränkungen im Land sinnvoll.

👍 Die Studie erscheint im Fachmagazin PNAS - ist also schon im sogenannten Peer Review von Experten geprüft und für gut befunden worden.

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Kommen die Grenz-Kontrollen dieses Mal noch rechtzeitig?

Experten zufolge werden sich die Virus-Mutationen auch in Deutschland ausbreiten. Jetzt komme es darauf an, die Ausbreitung zu verlangsamen, um eine 3. Welle mit noch höheren Fall- und auch Todes-Zahlen zu verhindern.

Doch ob die Maßnahme noch rechtzeitig kam, ist ungewiss. In Bayern sind Virus-Varianten schon jetzt stärker verbreitet als im Bundes-Schnitt: Sie wurden bislang bei weit über 10 Prozent der Infizierten festgestellt. Das ist mehr als doppelt so viel wie insgesamt in Deutschland, berichtet der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner.

Bei Pendlern aus Tschechien mache die britische Variante einen Anteil von mehr als 40 Prozent der positiven Fälle aus.

Hochrechnungen zeigen: Wenn sich die britische Variante weiterhin so ausbreitet wie bisher, könnte sie schon in 2 Wochen die Mehrheit der neuen Fälle verursachen.

Galileo vom 26. Januar 2021

Faktencheck: Corona Mutationen

Die Mutationen des Coronavirus sorgen für viel Beängstigung, da sie eine deutlich schnellere Ausbreitung zur Folge haben könnten. Doch was genau sollte man über die Mutationen wissen und gibt es tatsächlich Vorteile?

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Was können wir für mögliche neue Pandemien lernen?

"Hätte man früher anerkannt, welche Gefährlichkeit die Pandemie hat, hätte man den Infektions-Herd austrocknen müssen. Aus epidemiologischer Sicht wäre eine frühe Abschottung des Ausgangs-Orts der Pandemie in der chinesischen Provinz Hubei zentral gewesen", meint Tanja Stadler.

Es sei extrem wichtig, am Anfang schnell zu handeln, um zu verhindern, dass ein Virus global zirkulieren kann.

Grenzschließungen können in Kombination mit anderen Maßnahmen, insbesondere mit drastischen Kontakt-Beschränkungen, also dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.

Die ersten Stunden der strengen Kontrollen haben aber auch unangenehme Nebenwirkungen gezeigt ...

Auswirkungen der strengen Grenzkontrollen

  • Staus durch Berufspendler: Mit Einsetzen des Berufsverkehrs heute morgen (15. Februar) kam es an den deutschen Grenzübergängen zu Tschechien zu kilometerlangen Staus.
  • Verzögerungen im Bahnverkehr: Seit Sonntag (14. Februar) fallen in Sachsen viele Zug-Verbindungen aus. Auch Eurocity-Züge zwischen Bad Schandau/Dresden und Berlin/Hamburg/Kiel fahren nicht.
  • Spediteure warnen vor wirtschaftlichen Folgen: Beschäftigte im Transport-Bereich müssen selbst bei Transit-Fahrten ihre Einreise anmelden und ein zertifiziertes negatives Corona-Testergebnis vorweisen. An den Autobahnen und Grenzen gebe es aber keine ausreichenden Testmöglichkeiten. Dadurch drohen Staus und unterbrochene Lieferketten.
  • Autoindustrie befürchtet Stillstand: Noch ist es nicht so weit - dennoch befürchten die Auto-Hersteller, dass Werke stillstehen könnten. Die Autoindustrie wird "just-in-time", also direkt vom LKW aufs Band beliefert - Verzögerungen sind also ein großes Problem.
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6 wichtige Fragen zu den Grenzkontrollen

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