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Kampf gegen Glatteis: Diese Streusalz-Alternativen schonen die Umwelt

  • Veröffentlicht: 20.12.2022
  • 12:04 Uhr
  • Galileo

Streusalz schadet der Natur, deshalb sollen unsere Straßen künftig mit Gurkenwasser und anderen nachhaltigen Streumitteln eisfrei werden. Dazu stellen wir dir "grüne" Alternativen für den Hausgebrauch vor. Im Clip: Warum rutschen wir bei Glatteis aus?

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Das Wichtigste zum Thema Streusalz

  • Streusalz wird zum Schmelzen von Schnee und Eis auf Verkehrswegen benutzt. In Deutschland kommt das Tausalz seit den 1960er-Jahren zum Einsatz.

  • Das Streuen von trockenem Salz brachte jedoch nicht immer die gewünschte Wirkung - auf Brücken trug der Wind die Körnchen rasch davon. Das Problem ließ sich erst Anfang der 1970er mit der Entwicklung von Feuchtsalz lösen.

  • Winterdienst: Um öffentliche Straßen und Wege von Schnee und Eis zu befreien, rücken Streufahrzeuge aus. An ihrem Heck befindet sich ein Streuteller, der das Streugut großflächig verteilt.

  • Für den Kampf gegen die Glätte benötigt man hierzulande rund 1,5 Millionen Tonnen Streusalz pro Jahr. In harten Wintern können es auch über vier Millionen Tonnen sein.

  • Das Salz belastet die Umwelt. Es gelangt mit dem Schmelzwasser in Gewässer und Böden, schadet Pflanzen und Tieren - und gilt als Korrosions-Beschleuniger.

  • In vielen deutschen Gemeinden ist der private Gebrauch von Streusalz verboten. Wer sich nicht daran hält, muss mit einem Bußgeld rechnen.

  • Daher sind umweltfreundliche Alternativen gefragt. In Niederbayern zum Beispiel wird neuerdings Gurkenwasser auf vereiste Straßen gesprüht.

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Frostige Frage: Wie funktioniert Streusalz?

Auf jeder Eisschicht befindet sich ein Wasserfilm. Streut man Salz darauf, lösen sich die Ionen zunächst darin auf und verhindern, dass sich die Wassermoleküle zu festen Strukturen zusammenschließen - und das Wasser gefriert. Am Übergang zur Salzlösung schmilzt dann immer weiteres Eis, das durch das Salz auch bei Minusgraden nicht mehr gefrieren kann. Dieser Prozess setzt sich fort, bis das Eis auf der Straße vollständig geschmolzen ist - sofern genügend Streusalz hinzugefügt wurde.

Der Clou: Salz senkt den Gefrierpunkt von Wasser. Unter normalen Bedingungen erstarrt Wasser bei null Grad zu Eis, eine Natriumchlorid-Lösung dagegen bleibt bis -10 °C flüssig. Gemische mit Calcium- und Magnesiumchlorid funktionieren sogar bis -20 °C, bei noch tieferen Temperaturen versagt auch ihre auftauende Wirkung.

Aber warum ist Streusalz eigentlich schädlich?

Salzige Gefahr! Streusalz verursacht Umweltschäden. Laut Umweltbundesamt hat das Schmelzmittel zahlreiche negative Auswirkungen. Landet es durch verspritzten Schnee oder Wasser auf Pflanzen am Straßenrand, sind nicht selten Verätzungen am Blattwerk die Folge. Mit dem Schmelzwasser gelangt das Salz zudem in BächeFlüsse und Böden.

Dort verbleibt das versickerte Streusalz über viele Jahre hinweg. Ein erhöhter Salzgehalt im Boden kann unter anderem dazu führen, dass ...

  • ... in den Erdschichten enthaltene Nährstoffe ausgewaschen werden.
  • ... die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser für Pflanzen erschwert wird und sie aufgrund der Mangelversorgung frühzeitig eingehen.
  • ... Feinwurzeln von Bäumen absterben, so dass die lebenswichtige Symbiose mit Bodenpilzen leidet.
  • ... die Stabilität des Bodens abnimmt.
  • ... Bodenlebewesen geschädigt werden.

Ebenso ist es möglich, dass Streusalz Entzündungen an Pfoten von Hunden und Katzen hervorruft. Selbst Fahrzeuge und Bauwerke werden angegriffen und tragen Korrosions-Schäden davon. Das ist insbesondere bei Denkmälern problematisch, da sich das Salz im Nachhinein nicht aus dem Mauerwerk entfernen lässt.

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Gurkenwasser gegen Glatteis: Niederbayern macht's vor

🥒 Die Firma Develey im niederbayerischen Dingolfing produziert in 1.000 Silos Gewürzgurken. Dafür werden die Gurken etwa sechs Wochen lang in einer Salzlake eingelegt. Früher klärte das Unternehmen das übriggebliebene Salzwasser und entsorgte es.

💧 Seit dem Winter 2019 wird das Gurkenwasser im Rahmen eines Pilotprojekts zum Streumittel weiterverarbeitet: Der Salzgehalt ist für den Einsatz im Winterdienst zu gering und muss daher nahezu verdoppelt werden.

🚚 Anschließend liefert Develey das aufbereitete Salzwasser an Autobahn- und Straßenmeistereien in der Region. Streufahrzeuge bringen es dann bei Bedarf auf die Straßen auf.

😷 Aber was ist mit dem Geruch? Autofahrer:innen bemerken die Umstellung auf das neue Streumittel kaum: Das Salzwasser wird vor der Umnutzung gereinigt. Bayerns Straßen riechen im Winter also nicht nach Gurkenwasser.

Statt Streusalz: Bei der Produktion von Gewürzgurken fällt Salzwasser an - und das kommt mittlerweile gegen Glatteis zum Einsatz.
Statt Streusalz: Bei der Produktion von Gewürzgurken fällt Salzwasser an - und das kommt mittlerweile gegen Glatteis zum Einsatz. © Armin Weigel/dpa

Hilft die Gurkenwasser-Methode der Umwelt?

👍 Das Salzwasser aus der Gurkenproduktion wird nicht mehr entsorgt, sondern recycelt. Autobahn- und Straßenmeistereien müssen dadurch keine eigene Sole herstellen.

👎 Die Streu-Methode bleibt grundsätzlich gleich. Damit sickert weiterhin Salz in Gewässer und Böden.

👍 Die genaue Bilanz: Dank des Gurkenwassers können jährlich bis zu 180 Tonnen Streusalz und knapp eine Million Liter Wasser eingespart werden.

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Galileo

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Streuen ohne Salz: Umweltfreundliche Alternativen für den Hausgebrauch

"Salz gehört in die Suppe und nicht auf den Gehweg": Der Bund Naturschutz rät von Streusalz im privaten Bereich ab, um die Umwelt zu schonen. Haus- und Grundstücks-Eigentümerinnen sowie auch viele Mieter:innen sind verpflichtet, Gehwege und Zufahrten schnee- und eisfrei zu halten - und das kann auch "ökorrekt" gelingen.

Wenn es schneit, genügt es meist schon, den Schnee (frühzeitig) mit Schippe und Besen zu räumen. Bei Eis und Glätte eignen sich abstumpfende Streumittel wie Sand, Kies oder Sägespäne, die die Rutschgefahr mindern. Produkte mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" enthalten weder Salz noch andere umweltschädliche Stoffe.

Aber: Das Streugut sollte nicht in der Mülltonne oder Kanalisation entsorgt werden. Am besten kehrt man es zusammen, bewahrt es auf und verwendet es beim nächsten Schneefall erneut - und auch im nächsten Winter. Über Kalkstein-Granulat freut sich der Boden im Garten. 

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