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Immunkrankheit

HIV und Aids: Früher tödlich, heute heilbar?

  • Aktualisiert: 30.11.2023
  • 11:00 Uhr
  • Chris Tomas

Weltweit leben 38,4 Millionen Menschen mit HIV. Zwar hat die Medizin große Fortschritte gemacht, dennoch bleibt das Virus gefährlich. Was du über AIDS und HIV wissen solltest.

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Das Wichtigste über HIV und Aids

Das Wichtigste über HIV und Aids

  • Die Abkürzung Aids steht für "Acquired Immune Deficiency Syndrome", auf Deutsch: erworbenes Immunschwäche-Syndrom. Die Krankheit wird durch ein Virus ausgelöst, das "Humane Immunschwäche-Virus", kurz HIV.

  • HIV schädigt oder zerstört Teile der Abwehrkräfte. Betroffene werden dadurch anfälliger für bestimmte Krankheiten, die Gesunden nichts ausmachen. Ohne Behandlung führt HIV zu Aids.

  • Die Zahl der Menschen mit HIV in Deutschland lag Ende 2021 bei 90.800. Das Robert Koch-Institut schätzt, dass knapp jede zehnte Person in Deutschland das Virus unbemerkt in sich trägt. Weltweit sind rund 38,4 Millionen Menschen infiziert.

  • Heutzutage kann man dank einer Kombination verschiedener Medikamente gut mit einer HIV-Infektion leben. Sogar erste Heilungsversuche scheinen erfolgreich zu verlaufen (dazu unten mehr).

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Wie wird das HI-Virus übertragen?

Damit HIV übertragen wird, müssen Körperflüssigkeiten mit einer hohen Viruslast in Kontakt mit Schleimhäuten oder offenen Wunden kommen. Möglich ist das …

👨‍❤️‍👨 … beim Geschlechtsverkehr: Am häufigsten wird HIV bei ungeschütztem vaginalen oder analen Sex übertragen. Laut Robert Koch-Institut sind 56 Prozent aller Neubetroffenen in Deutschland homosexuelle Männer, 22 Prozent Heterosexuelle.

💉 … beim Drogenkonsum: 18 Prozent aller Neubetroffenen stecken über Spritzen und Nadeln an, die sie mit anderen teilen. Diese Zahl ist zuletzt angestiegen.

🤰 … während der Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit: HIV-positive Mütter können das Virus auf ihr Kind übertragen. Mithilfe von Medikamenten lassen sich Infektionen des Babys aber gut verhindern.

🩸 … bei Bluttransfusionen. Um das zu vermeiden, wird Spenderblut bei uns inzwischen standardmäßig auf HIV und andere Krankheitserreger geprüft.

Kein Übertragungsrisiko besteht bei Hautkontakt im Alltag, zum Beispiel beim Händeschütteln, beim Husten und Niesen oder bei Kontakt mit Schweiß (etwa in der Sauna), Speichel (Küsse), Kot, Urin oder Tränen. Die Virenmenge ist dafür zu gering.

HIV: Noch lange nicht ausgerottet

HIV-Neuinfektionen in Europa: Überblick über die Ansteckungen pro 100.000 Einwohner:innen.
HIV-Neuinfektionen in Europa: Überblick über die Ansteckungen pro 100.000 Einwohner:innen.
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Was passiert bei einer HIV-Infektion im Körper?

HIV ist ein sogenanntes Retrovirus. Retroviren sind darauf spezialisiert, ihr Erbgut in bestimmte Zellen einzuschleusen und diese umzuprogrammieren. Es gibt zwei Typen: HIV-1, die verbreitete Variante mit diversen Subtypen, und das seltenere HIV-2.

Das HI-Virus befällt Zellen unseres Immunsystems, genauer gesagt, CD4-Zellen oder auch T4-Helferzellen. Die betroffenen Helferzellen produzieren dann neue Viren, die in weitere Zellen eindringen. So verbreitet sich das Virus im Körper.

Erst nach zwei bis drei Wochen reagiert der Körper auf diesen Prozess. Spürbar wird das manchmal durch grippeähnliche Symptome. Die Virusmenge ist jetzt schon hoch genug, um andere Menschen anzustecken.

Dennoch kann das Immunsystem das Virus danach meist einige Jahre unter Kontrolle halten. Für die zerstörten Helferzellen produzieren die Abwehrkräfte Ersatz, Betroffene fühlen sich völlig gesund. Doch ohne Medikamente wird das Immunsystem immer weiter geschädigt und funktioniert irgendwann gar nicht mehr. Dieses Endstadium bezeichnet man als Aids. Betroffene bekommen dann beispielsweise Lungenentzündungen, Pilzerkrankungen oder Krebs.

Wie wird HIV behandelt?

Weil das Virus im Körper so schnell mutiert und gegen Medikamente resistent wird, erhalten HIV-positive Menschen eine Kombination mehrerer Mittel in Form von Tabletten oder Spritzen. Diese antiretrovirale Therapie (ART) stoppt das Fortschreiten der Erkrankung. Meist ist das Virus nach einiger Zeit nicht einmal mehr im Blut nachweisbar und die Lebenserwartung von Betroffenen dieselbe wie bei Gesunden. Funktioniert die Therapie gut, kann man beim Sex auf ein Kondom verzichten. HIV-Positive können dann sogar Eltern werden, ohne das Virus weiterzugeben.

Eine Impfung oder ein Heilmittel gibt es jedoch trotz jahrzehntelanger Forschung noch nicht.

Die UN-Vollversammlung hat das Ziel formuliert, dass HIV und Aids bis zum Jahr 2030 keine Gesundheitsgefahr mehr darstellen sollen.

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Aids: Chronologie einer Krankheit

👉 1981 wundern sich Ärzt:innen in den USA über eine neue Krankheit bei zuvor völlig gesunden, jungen, homosexuellen Männern. Es scheint sich um eine Art Immun-Defekt zu handeln. Betroffene haben Beschwerden, die sonst nur Menschen mit geschwächter Abwehr treffen.

👉 Heute nehmen Forschende an, dass das HI-Virus schon seit mehreren Zehntausend Jahren existiert und in Afrika von Schimpansen auf Menschen übertragen wurde.

👉 1982 bekommt die Krankheit den Namen Erworbenes Immunschwäche-Syndrom, also Aids. Zu diesem Zeitpunkt werden bereits in 14 Ländern Fälle dokumentiert. Es gibt immer mehr Todesopfer.

👉 80er-Jahre: Weil niemand weiß, wie die neue Krankheit übertragen wird, geht die Angst um. Von einer "Schwulenpest" ist die Rede, obwohl auch Heterosexuelle erkranken. Aids wird als selbst verschuldet angesehen, Betroffene erleben Ausgrenzung und Diskriminierung. In Bayern überlegt man sogar, sie in Heimen zu internieren.

👉 1983-86: Die französische Virologin Françoise Barré-Sinoussi und ihr Kollege Luc Montagnier finden heraus, dass ein Virus die Immunschwäche auslöst. Sie erhalten dafür später den Nobelpreis für Medizin. Der Erreger bekommt den Namen HIV. 1985 wird der erste HIV-Test zugelassen. Aidshilfe-Organisationen nehmen ihre Arbeit auf.

👉 Mitte der 80er bis Mitte der 90er: Die öffentliche Wahrnehmung verändert sich, denn auch prominente Personen wie Freddie Mercury fallen der Krankheit zum Opfer. Die rote Schleife wird zum Symbol der Solidarität mit Betroffenen. In den westlichen Ländern geht die Zahl der Neuerkrankungen zurück.

👉 Mitte der 90er bis Mitte der 2000er: Dank intensiver Forschung werden die Behandlungs-Methoden immer besser. HIV ist nun kein Todesurteil mehr. Mithilfe einer antiretroviralen Therapie kann die HIV-Vermehrung im Körper ausgebremst werden.

👉 Mitte der 2000er bis heute: HIV-Positive können ein fast normales Leben führen. Mithilfe einer Knochenmark-Spende konnten zuletzt erste Betroffene vollständig geheilt werden - eine medizinische Sensation. Leider sind die Nebenwirkungen dieser Behandlung noch zu stark.

Selbsttest: Bin ich mit dem HI-Virus infiziert?

HIV-Tests können seit 2018 zu Hause tun durchgeführt werden. Zertifizierte Selbsttests gibt's in Apotheken, Drogerien oder bei der Aidshilfe. Wichtig: Sicher ausschließen lässt sich eine Infektion erst zwölf Wochen nach möglicher Ansteckung.

Für den Test wird etwas Blut aus der Fingerkuppe in eine Apparatur gegeben, und nach ein paar Minuten zeigt diese das Ergebnis an. Laut Aidshilfe sind Selbsttests sehr empfindlich und können manchmal reagieren, obwohl keine Infektion vorliegt. Ein positives Ergebnis muss daher in jedem Fall ärztlich bestätigt werden.

Wer schneller ein Ergebnis braucht, kann sich nach sechs Wochen anonym bei der Aidshilfe oder beim Gesundheitsamt testen lassen.

Es gibt seit Kurzem auch Selbsttests für zu Hause, mit denen man Geschlechtskrankheiten gleich mittesten kann. Der Testkit kommt Post, enthält Tests auf HIV, Syphilis, Gonorrhö (Tripper) und Chlamydien und wird nach Nutzung wieder eingeschickt.

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Häufige Fragen zum Thema HIV und Aids

Weitere Infos zum Thema HIV und Aids

Deutsche Aidshilfe

Robert Koch-Institut: FAQ zum Thema HIV und Aids

Beratungsstellen bei Fragen rund um HIV und Aids

UNAIDS, das gemeinsame Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (englisch)

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