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Höhenkrankheit: Das musst du vor einer Tour ins Hochgebirge wissen

  • Veröffentlicht: 02.09.2022
  • 08:45 Uhr
  • Chris Tomas

Ob in den Anden oder in den Alpen: Wer in den Bergen unterwegs ist, kann höhenkrank werden. Aber was sind die Anzeichen und was hilft dagegen? Mit unseren Tipps bist du gut ausgerüstet. Im Clip begleiten wir einen Bergsteiger auf den Mount Everest.

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Das Wichtigste zum Thema Höhenkrankheit

  • Kopfweh, Übelkeit, Schlafstörungen: Das können Anzeichen der Höhenkrankheit sein. Sie trifft oft diejenigen, die sehr schnell in ungewohnte Höhen aufsteigen - etwa beim Bergwandern oder Flugreisen in hochgelegene Gebiete.

  • Ungefähr 20 Prozent aller Menschen, die aus dem Flachland auf über 2.500 Meter kommen, kämpfen mit Symptomen. Mit zunehmender Höhe werden es mehr.

  • Theoretisch kann die Höhenkrankheit jede:n erwischen, sogar erfahrene Bergsteiger:innen. Körperliche Fitness spielt dabei keine Rolle.

  • Meist treten die Beschwerden nicht sofort auf, sondern erst mit einigen Stunden Verspätung. Ist dann kein Abstieg möglich, wird es gefährlich.

  • Bis zu einem gewissen Grad kann man sich noch an die neue Höhe gewöhnen. Über 5.500 Metern jedoch hält es niemand mehr dauerhaft aus. Das Basislager am Mount Everest liegt auf 5.300 Metern.

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Wenn die Luft dünner wird

Höhenkrankheit: Das musst du vor einer Tour ins Hochgebirge wissen

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Die Grafik erklärt, ab welcher Höhe in den Bergen man mit der Höhenkrankheit rechnen muss.
© Galileo

Die Grafik erklärt, ab welcher Höhe in den Bergen man mit der Höhenkrankheit rechnen muss.

Die Grafik erklärt, ab welcher Höhe in den Bergen man mit der Höhenkrankheit rechnen muss.
© Galileo

Die Grafik erklärt, ab welcher Höhe in den Bergen man mit der Höhenkrankheit rechnen muss.

Höhenkrankheit: Die Ursachen

Luft hat ein Eigengewicht. Ein Kubikmeter Luft wiegt etwas mehr als ein Kilo. Auf Meereshöhe, also ganz unten, ist deshalb der Luftdruck am größten. Mit zunehmender Höhe nimmt er ab. Auf dem Mount Everest schließlich herrscht nur noch ein Drittel des Luftdrucks.

Gleichzeitig sinkt in hohen Lagen der sogenannte Sauerstoff-Partialdruck. Das bedeutet, dass der Anteil von Sauerstoff-Teilchen in der Umgebungsluft im Verhältnis zum Stickstoff kleiner wird. Der veränderte Sauerstoff-Partialdruck verursacht die Höhenkrankheit.

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Was passiert bei Höhenkrankheit im Körper?

Der Organismus versucht, sich an die neue Situation anzupassen, indem er den Pulsschlag erhöht und die Atmung verstärkt. Das dauert eine Weile und klappt auch nur bis zu einem gewissen Grad. Der Sauerstoffmangel im Gewebe löst verschiedene Prozesse im Körper aus. Spürbar sind Symptomen wie Kopfweh oder z. B. Schlafstörungen. Wenn die Akklimatisation nicht gelingt, hilft nur Absteigen.

Gefährlich wird es nämlich, wenn sich Ödeme bilden. Denn durch den fehlenden Sauerstoff verengen sich die Gefäße und der Druck darin erhöht sich. Dadurch wird Wasser in umliegendes Gewebe gepresst. Das Höhen-Lungenödem und das Höhen-Hirnödem können tödlich enden. Und auch die Thrombose-Gefahr steigt mit zunehmender Höhe.

Bis heute lässt sich nicht vorhersagen, wer wann und wie stark auf Höhe reagiert.

Formen der Höhenkrankheit und Symptome

👉 Akute Höhenkrankheit (Acute Mountain Sickness, AMS): Typisch sind Kopfschmerzen plus unspezifische Symptome wie Herzrasen, Müdigkeit, Atemprobleme, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen oder Schlafstörungen. Grund sind Anpassungsschwierigkeiten. Normalerweise bessern sich die Beschwerden spätestens nach fünf Tagen - solange man nicht weiter hochgeht.

👉 Das Höhen-Lungenödem (HAPE) kann ab einer Höhe von 3.500 Metern auftreten - also auch in den Alpen. Die Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge äußern sich durch Schwäche, Atemnot und Husten. Ohne medizinische Hilfe wird es jetzt gefährlich. Viele unterschätzen Ihren Zustand, und so kommt es auch immer wieder zu Todesfällen.

👉 Beim Höhen-Hirnödem (HACE) sammelt sich Wasser im Gehirn. Das kann in großen Höhen über 4.000 Metern passieren. Warnsignale sind vor allem Koordinationsstörungen sowie Unsicherheit beim Stehen und Sitzen. Das Höhen-Hirnödem kommt selten vor, endet aber in 40 Prozent der Fälle tödlich.

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Höhenkrankheit vorbeugen: Das hilft

🏃 Wichtigste Regel: Nicht zu schnell aufsteigen. Über 3.000 Metern solltest du deinen Schlafplatz nie mehr als 300 Höhenmeter pro Tag nach oben verschieben.

😴 Plane für Reisen in Hochlagen viel Zeit, genügend Pausen beim Gehen und außerdem Ruhetage ein. Nur nicht überanstrengen! Mit einem Fitness-Tracker mit Pulsoximeter behältst du deine Werte im Auge.

🏔 Eine alte Bergsteigerregel lautet: "Steige hoch und schlafe tief." Das bedeutet, dass dein Schlafplatz immer niedriger liegen sollte als die maximale Höhe, die du an diesem Tag erreicht hast.

✈ Bedenke die jeweiligen Höhen, wenn du eine Reise planst. In Peru von Lima aus zum Titicaca-See fliegen? Das sind 3.800 Meter Höhenunterschied - und eine große Belastung.

🧃 Viel trinken: Das beugt einer Dehydrierung vor. In höheren Lagen brauchst du deutlich mehr Flüssigkeit. Eine Tasse Kaffee oder schwarzer Tee tut ebenfalls gut. Alkohol solltest du meiden.

💊 Bestimmte Medikamente können einer Höhenkrankheit vorbeugen. Die Nutzung ist aber umstritten. Weil die Mittel Nebenwirkungen haben und körperliche Alarmsignale verschleiern, raten viele Fachleute von der Nutzung ab.

🌿 Einheimische haben in der Regel eigene Mittel, um die Risiken einer Höhenkrankheit zu reduzieren. In den Anden beispielsweise werden Kokablätter gekaut, die an Kiosken verkauft werden.

🌬 Wer mit dem Auto große Höhen überwindet, kann unterwegs mit Atemtechniken der Höhenkrankheit vorbeugen. Etwa mit der Lippenbremse, bei der die Luft durch den gespitzten Mund ausgeatmet wird - wie beim Flötespielen.

🩺 Unerfahrene oder Menschen mit Vorerkrankungen sollten ihre Tourpläne vorher mit Höhenmediziner:innen besprechen und sich körperlich durchchecken lassen.

Erste Hilfe: Das kannst du gegen Höhenkrankheit tun

  • Pause: Schlägt die Höhenkrankheit zu, bloß nicht die Zähne zusammenbeißen und weitergehen. Jetzt ist Ausruhen angesagt, bis die Symptome abklingen.

  • Abstieg: Werden die Beschwerden nicht besser oder gar schlimmer, musst du in niedrigere Regionen absteigen. Betroffene sollten nicht allein gehen, sondern mit einer Begleitperson.

  • Medikamente: Gegen die Kopfschmerzen hilft Ibuprofen: zwei- bis dreimal am Tag 600 mg. In schwereren Fällen kommen auch Kortisonpräparate oder Entwässerungsmittel zum Einsatz.

  • Profi-Ausrüstung: Manche Hochgebirgs-Expeditionen haben für Notfälle Sauerstoff oder auch einen mobilen Überdruck-Sack dabei.

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Galileo vom 05. April 2022

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