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Schwule Affen, lesbische Giraffen

Homosexualität im Tierreich: Darum gibt es queere Tiere

  • Veröffentlicht: 28.09.2023
  • 07:00 Uhr
  • Heike Predikant

Affen tun's genauso wie Schafe oder Delfine: Sie vergnügen sich mit gleichgeschlechtlichen Partnern. Alles über Homosexualität im Tierreich erfährst du hier. Und wir verraten dir auch, wie weibliche oder männliche Vogel-Pärchen zu Nachwuchs kommen. Im Video: Können Tiere Liebe empfinden.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Männchen mit Männchen, Weibchen mit Weibchen: Bei mehr als 1.500 Tierarten konnten Wissenschaftler:innen bislang Homosexualität beobachten. Die Dunkelziffer wird als "astronomisch" hoch eingeschätzt.

  • Gleichgeschlechtliches Sexualverhalten zeigen Säugetiere ebenso wie Fische, Vögel oder Insekten. Weit verbreitet ist es bei Herdentieren, die dadurch ihre sozialen Bindungen stärken. Männliche Löwen beispielsweise lösen selbst Konflikte mit Sex.

  • Tierischer Sex findet aus verschiedenen Gründen statt und dient nicht nur zur Fortpflanzung, wie der Naturforscher Charles Darwin (1809-1882) annahm. Mittlerweile geht man davon aus, dass Tiere auch Spaß am Sex haben – in welcher Konstellation auch immer.

Homosexuelles Verhalten bei Tieren

Gleich und gleich gesellt sich tierisch oft: Als homosexuelles Verhalten bei Tieren bezeichnet man Verhaltensweisen, die man als homo- oder bisexuell interpretieren kann. Dazu gehören unter anderem Sex, genitale Stimulation, Zärtlichkeiten und Balz-Rituale zwischen gleichgeschlechtlichen Artgenossen.

Auch "Homo-Ehen" werden in der Tierwelt geschlossen – beispielsweise bei Delfinen, Pinguinen und Albatrossen. Die männlichen oder weiblichen Pärchen bleiben nicht selten über Jahre zusammen, manchmal sogar lebenslang.

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Tierisch gay: Bei diesen Tieren kommt Homosexualität besonders oft vor

🦒 Mehr als "Bromance"! Bei Giraffen findet ein Großteil der Aufsprünge zwischen Männchen statt. Doch es geht nicht immer gleich zur Sache. Manchmal entwickelt sich aus dem arttypischen kämpferischen "Necking", bei dem die Tiere ihre Hälse  aneinanderschlagen, ein zärtliches Vorspiel. Das kann bis zu einer Stunde andauern – und auch direkt zum Orgasmus führen.

🐬 Sowohl Delfin-Weibchen als auch Delfin-Männchen lassen sich auf gleichgeschlechtliche Partner:innen ein. Beim Sex stimulieren sich die weiblichen Tiere gegenseitig mit ihren Schnauzen oder Flossen, die männlichen Tiere penetrieren sich. Amazonas-Flussdelfine praktizieren mitunter auch die Blasloch-Penetration.

🦬 Bei Amerikanische Bisons paart sich eine Kuh nur einmal im Jahr mit einem Bullen. Außerhalb der Paarungszeit, wenn "Frauenmangel" herrscht, besteigen sich die Männchen regelmäßig. Besteigungen zwischen Weibchen sind hormongesteuert und mit dem Aufkommen der Brunft synchronisiert.

🐵 Make love, not war: Bonobos haben mehrmals täglich Sex und bauen damit auch Spannungen in der Gruppe ab. Fast alle Tiere dieser Affen-Art sind bisexuell. Bei den Weibchen ist "GG-Rubbing" üblich, das Aneinanderreiben der Genital-Regionen. Wenn die Männchen es miteinander machen, befriedigen sie sich gern oral.

🦆 Männliche Stockenten leben oft nur so lange in einer Hetero-Beziehung, bis die Weibchen Eier legen. Danach verlassen sie die Weibchen – und vergnügen sich nicht selten mit anderen Erpeln. In einigen Populationen beträgt die Rate an männlich-männlichem Sexualverhalten bis zu 19 Prozent.

🐏 US-Forschende, die Hausschafe beobachteten, stellten fest: Acht Prozent der Männchen bevorzugten einen Bock als Sexpartner, obwohl Weibchen zur Verfügung standen. Diese Tiere wiesen eine andere Gehirnstruktur auf als heterosexuelle Artgenossen, und es wurden weniger Geschlechtshormone ausgeschüttet. Generell gelten 18 bis 20 Prozent der Böcke als bisexuell.

Wann gelten Tiere als homosexuell?

Die Tierwelt ist divers. Allerdings verwenden Forschende bei Tieren nicht vom Menschen geprägte Begriffe wie "schwul" oder "lesbisch". Tiere, die homosexuelles Verhalten zeigen, sind vielmehr bisexuell. Sie paaren sich im Lauf ihres Lebens mit beiden Geschlechtern und haben zum Teil auch Nachwuchs.

Doch herauszufinden, wer mit wem was treibt, ist für Wissenschaftler:innen eine Herausforderung. Denn viele Tiere lassen sich nicht oder selten beim Sex zusehen. Zudem ist das Geschlecht oft nur schwer zu bestimmen. Bei Säugetieren kann man Männchen oder Weibchen anhand von Penis und Vulva unterscheiden oder Merkmalen wie Mähne, Hörner und Fellfarbe. Bei den meisten Vögeln dagegen sehen weibliche und männliche Tiere nahezu identisch aus.

Zudem können Forschende bei Wildtieren nicht deren gesamtes Leben verfolgen. Daher müssen sie das jeweilige Verhalten aufgrund von Einzel-Beobachtungen interpretieren. Und noch eine Schwierigkeit: Tiere, die sich in Labor-Studien homosexuell verhalten, tun dies nicht zwangsläufig auch in freier Wildbahn.

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Gleichgeschlechtliche Paare und die Aufzucht von Küken

Gewiefte Familiengründung bei Vögeln: Auch gleichgeschlechtliche Paare können mit ein paar Tricks Nachwuchs großziehen. Männliche Trauerschwäne etwa stellen das so an: Sie stehlen ein Ei aus dem Nest eines heterosexuellen Pärchens, sie adoptieren ein verlassenes Ei oder sie tun sich mit einem Weibchen zu einem Trio zusammen und begatten es.

Bei Pinguinen läuft’s ähnlich. Das wohl berühmteste Väter-Paar sind Ronnie und Reggie. Die beiden Humboldt-Pinguine brüteten im Londoner Zoo gemeinsam ein Ei aus, das von einem anderen Pinguin-Paar verstoßen wurde. Um Küken Kyton kümmerten sie sich liebevoll, bis es flügge wurde. Anlässlich des Pride Month 2019 feierte der Zoo das LGBT-Couple mit einem Banner im Gehege. Die Aufschrift lautete: "Some penguins are gay, get over it".

Mütter-Paare gibt es ebenso. Weibliche Albatrosse auf Hawaii trotzen dem lokalen Männchenmangel (entstanden durch Zuwanderung von Weibchen aus anderen Kolonien), indem sie Brutpaare bilden. Dafür lassen sich ledige Weibchen von einem bereits vergebenen Männchen befruchten, um dann gemeinsam mit einem anderen Weibchen ein Nest zu bauen, zu brüten und die Jungen aufzuziehen.

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Männliches Gänsegeier-Paar mit Nachwuchs

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Häufige Fragen zu Homosexualität bei Tieren

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