Kinoreifer Crash: Wie das "James Bond"-Teleskop einstürzte
- Veröffentlicht: 10.01.2021
- 12:00 Uhr
- Sven Hasselberg
Nach seinem Hollywood-reifen Zusammenbruch ist das weltberühmte "007"-Radio-Teleskop nur noch eine Schrottwüste. Wir verraten dir, was früher damit erforscht wurde, wie Teleskope funktionieren und wo es noch welche gibt.
Das Wichtigste zum Thema Teleskope
Das Radioteleskop Arecibo auf Puerto Rico begann 1963 mit seinen Forschungen. Erst letzten November legten es die Betreiber wegen großer Schäden still. Nun ist es wohl auf Grund defekter Stahlseile und Haltetürme zusammengebrochen.
Berühmt wurde das Teleskop als atemberaubender Schauplatz in Hollywood-Filmen wie "Contact" mit Jody Foster und dem James-Bond-Klassiker "GoldenEye" mit Pierce Brosnan Ende der 90er-Jahre.
Mit 305 Metern Durchmesser galt es bis 2016 als das größte der Welt. Dann wurde es vom FAST-Teleskop in Südchina mit 500 Metern Durchmesser abgelöst. Jetzt stürzte die 900 Tonnen schwere Instrumentenplattform in die Schüssel. Das entspricht dem Gewicht von 6 ausgewachsenen Blauwalen.
Das Radioteleskop half bei der Entdeckung von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, von Asteroiden mit Kurs Richtung Erde oder der Kartographierung der Venus. Wir sagen dir, wie Radioteleskope funktionieren und wo du welche in Deutschland besichtigen kannst. Informiere dich über das größte Teleskop der Welt.
Hier siehst du, wie das Teleskop einstürzt
Aufnahmen der US-Wissenschaftsbehörde NSF zeigen das Unglück.
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So funktioniert ein Radioteleskop
Optische Teleskope, wie wir sie aus dem Astronomie-Unterricht kennen, empfangen sichtbares Licht.
Radioteleskope empfangen elektromagnetische Strahlung aus dem All, die für unser Auge nicht sichtbar ist und eine große Wellenlänge hat.
Diese Strahlung ist aber viel schwächer als die Radiostrahlung auf der Erde. Deshalb besitzen Radioteleskope die großen Parabolspiegel. Diese Schüsseln helfen die Strahlung zu bündeln. Das geschieht im Brennpunkt, auch Fokus genannt.
Dann wandeln Antennen sie in elektrische Signale um, die durch Verstärker laufen und von den Forschern ausgewertet werden. Sie erlauben zum Beispiel Rückschlüsse auf die chemische Zusammensetzung fremder Galaxien oder deren Entstehung.
Oft können die Empfangs-Schüsseln gedreht und gekippt werden, um das Teleskop so je nach Wunsch und Ziel auszurichten. Das Radioteleskop Arecibo konnte das nicht. Seine Schüssel war fest in der Erde verankert. Die Grafik unten zeigt, wie ein herkömmliches Radioteleskop funktioniert.
Der Blick ins All
Diese Teleskop-Typen gibt es
🔭 Spiegel-Teleskop: Schon Leonardo da Vinci sprach 1512 davon, mit gebogenen Spiegeln ins All zu schauen. Der Spiegel bündelt das Licht und sendet es an eine Linse. Solche optischen Teleskope und werden im Bereich des sichtbaren Lichts eingesetzt und sind der Grundtyp der Teleskope. Das Größte steht im US-Staat Arizona und hat 2 Hauptspiegel mit einem Durchmesser von 8,4 Metern.
🔴 Infrarot-Teleskop: Es erkennt auch Infrarotlicht, das für unser Auge nicht sichtbar ist. Es gibt einige auf Bergen in Hawaii oder Chile. Da sie jedoch exakter arbeiten, je "näher" sie am Objekt sind, wurden sie schon mit Ballonen, Flugzeugen, Raketen in den Himmel gebracht. Und seit den 1980er-Jahren werden Weltraum-Teleskope ins All geschossen.
💥 Röntgen-Teleskop: Es misst die Röntgenstrahlen im All. Deshalb wird es zur Erforschung von verschiedenen Röntgenquellen genutzt, etwa um junge Sterne, die Sonne oder eine Supernova-Explosion zu erkunden. 1970 wurde die Urform entwickelt. Sie funktionieren nicht von der Erde aus und werden deshalb im All betrieben.
🛰 Gamma-Teleskop: Gamma-Astronomie ist einer der jüngsten Forschungszweige. Die Teleskope messen besonders intensive elektromagnetische Strahlung, die Gammastrahlen - und lassen so Rückschlüsse auf Energie-Prozesse in Galaxien oder auf Schwarze Löcher zu. Auch Gamma-Teleskope können nur im Weltraum eingesetzt werden.
Radioteleskope in Deutschland
In Deutschland gibt es 4 Radioteleskope. Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie besitzt eines bei Wettzell im Bayerischen Wald. Es hat 20 Meter Durchmesser und sammelt Daten für die Entfernungsmessung zu Satelliten oder dem Mond und hilft bei der Erdrotations-Messung.
Bei Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern steht das Radioteleskop des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrttechnik, angegliedert an das Institut für Solar-Terrestrische Physik.
Bad Münstereifel in Nordrhein-Westfalen bietet gleich zwei Radioteleskope: den kleineren Astropeiler Stockert und das Observatorium Effelsberg - mit 100 Metern Durchmesser das leistungsstärkste Radio-Teleskop in Europa. Es entdeckte schon Wasser im All oder wies kosmische Magnetfelder nach.
Die deutschen Radioteleskope empfangen auch Besucher und bieten interessante Führungen und Vorträge für Laien an. Wegen Corona ist es besser, die Öffnungszeiten immer aktuell zu checken.