Kissenschlacht, Gummistiefel-Weitwurf und Co.: Meisterschaften in skurrilen Sportarten
- Veröffentlicht: 26.08.2022
- 21:00 Uhr
- Galileo
Fußball, Basketball oder Tennis kennt jeder. Aber wusstest du, dass es offizielle Turniere für Kissenschlachten und Stöckelschuh-Rennen gibt? Wir stellen dir sechs solcher lustigen Sport-Meisterschaften vor.
Das Wichtigste zum Thema skurrile Meisterschaft
Kissenschlachten kennst du noch von früher. Mittlerweile gibt es sogar eigene Meisterschaften in dieser Disziplin. Aber das ist nicht die einzige bizarre Sportart, bei der nationale oder internationale Wettbewerbe ausgetragen werden.
Aus manchen Kinderspielen wurden später ernsthafte Sportarten. Sackhüpfen zum Beispiel war 1904 sogar als Wettbewerb bei den ersten Olympischen Spielen im Rahmenprogramm dabei.
Welche eigenartigen Sport-Wettbewerbe es noch so in der Welt gibt, erfährst du hier.
1. Kissenschlacht
2011 wurde die Welt erstmals auf einen Kampfsport aufmerksam, der sonst eher als Tollerei im Kinderzimmer gilt: Kissenschlacht. Denn in dem Jahr fand in New York die erste offizielle Kissenschlacht-Weltmeisterschaft statt.
"Pillow Fighting" nennt sich die Disziplin, die damals noch eine reine Frauensportart war. Zur ersten WM fuhren acht Teilnehmerinnen aus vier Ländern - den USA, Japan, Schweden und Österreich.
Der Amerikaner Steve Williams möchte die Kissenschlacht als Sport nun weiterbringen. Er organisierte Anfang 2022 eine offizielle Kissenschlacht-Meisterschaft für Männer und Frauen.
Das Turnier hat feste Regeln: Gekämpft wird nach Punkten in drei Runden von je 90 Sekunden. Es gewinnt, wer die meisten Kopftreffer bei seinem Gegner landen kann.
2. WM im "Luftballon-Hochhalten"
Auch bei diesem Sport wurde ein Kinderspiel zum Wettbewerb: Beim Balloon World Cup, der 2021 erstmals im spanischen Tarragona ausgetragen wurde, geht es darum, einen Luftballon möglichst lange in der Luft zu halten.
Dabei spielen immer zwei Sportler:innen auf einem 16 Quadratmeter großen Spielfeld gegeneinander. In dem mit Hindernissen zugestellten Raum jagen sie dem "Spielball" hinterher und müssen ihn abwechselnd hochstupsen, sodass er nicht zu Boden schwebt. Wer am Ende den Boden am wenigsten berührt hat, gewinnt.
Organisiert hatten den Wettbewerb Fußballstar Gerard Piqué und der spanische Streamer Ibai Llanos. Die Idee stammte aber von den Amerikanern Antonio und Diego Arredondo, deren coronabedingtes Ballon-Battle auf der Social-Media-Plattform TikTok viral gegangen war.
Selbstverständlich traten die Brüder aus den USA auch bei der Ballon-WM gegen Teilnehmer:innen aus insgesamt 32 Ländern an. Erster Weltmeister wurde der Peruaner Francesco De La Cruz. Er gewann im Finale gegen Jan Spiess aus Deutschland mit 6:2.
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3. Gaißacher Schnablerrennen
Kissenschlacht, Gummistiefel-Weitwurf und Co.: Meisterschaften in skurrilen Sportarten
Das Gaißacher Schnablerrennen war eine Schnapsidee - wortwörtlich. Denn es entstand 1928 bei einer Stammtisch-Wette. Der Wettkampf wird jährlich in der Faschingszeit in der oberbayerischen Gemeinde Gaißach ausgetragen. Er ist mittlerweile weltbekannt.
Dabei müssen sich zwei Rodler:innen auf einem hölzernen Transport-Schlitten, genannt "Schnabler", eine anderthalb Kilometer lange, steile und teils vereiste Rinne hinunterstürzen. Bremsen und Steuer am Rodel sind nicht erlaubt!
Auf der Zielgeraden rasen die Schlitten-Fahrer:innen in halsbrecherischem Tempo über eine Naturschanze. Neben der Zeitwertung des schnellsten Teams geht es vor allem darum, wie weit und spektakulär ein Gespann fliegt. Der aktuelle Rekord liegt bei 25 Metern.
Weil das Rennen während der Faschingszeit stattfindet, versuchen Athlet:innen zudem, sich in ihrer Maskerade zu überbieten - je bunter und einfallsreicher, desto besser!
So wild geht's beim Schnablerrennen zu!
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4. Stöckelschuh-Rennen - mit und ohne Extravaganz
Kissenschlacht, Gummistiefel-Weitwurf und Co.: Meisterschaften in skurrilen Sportarten
Seit 1986 duellieren sich Drag Queens am Dienstag vor Halloween in extravaganten Outfits darin, wer auf Stilettos am besten rennen kann. Dieser anspruchsvolle Wettkampf wurde in Washington D.C. geboren - dort heißt er High Heel Drag Queen Race.
Das Event wird um den Platz Dupont Circle in Washington D.C. vor Tausenden von Zuschauer:innen ausgetragen. Viele Bars, die auf der Strecke liegen, bieten an diesem Tag eigens für den Anlass kreierte Drinks und Snacks an.
Stöckelschuh-Rennen sind besonders bei Mitglieder:innen und Freund:innen der LGBTQ+-Gemeinde beliebt. Sie haben sich aber auch außerhalb dieser weltweit etabliert.
5. Extrem-Bügeln
Beim Extrem-Bügeln geht es darum, die unmöglichsten Orte zum Bügeln zu finden (wie knitterfrei die Wäsche dabei wird, ist eher zweitrangig).
1997 erfand der Engländer Phillip Shaw aus Leicester den Sport. Er empfand das Bügeln daheim als zu langweilig und zog deshalb kurzerhand samt Wäsche und Ausrüstung los auf eine Klettertour.
Bügeln zu Berge - mit Rucksack, Steig- und Bügeleisen
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Nachdem immer mehr Leute seinem Beispiel folgten, fand 2002 die erste Weltmeisterschaft mit Teilnehmer:innen aus zehn Ländern statt.
Bei einer Extrem-Bügel-WM durchlaufen Sportler:innen in Teams bügelnd einen Parcours. Es gewinnt, wer am meisten Kreativität beweist und am schnellsten fertig ist. Und die wichtigste Regel? "Bügeleisen und Bügelbrett sind während des Wettkampfs am eigenen Körper mitzuführen."
Gebügelt wurde bislang unter anderem schon im Hochgebirge, beim Radeln, an Kletterwänden, auf Surfbrettern, Bäumen. Und auf Kühen.
Die Engländerin Louise Trewavas ist übrigens Rekordhalterin im Unterwasser-Bügeln - mit 137 Meter Tauchtiefe im Roten Meer, samt Bügeleisen und Bügelbrett. Ach ja, und Synchron- sowie Freestyle-Bügeln gibt es selbstverständlich auch.
6. Gummistiefel-Weitwurf
Logischerweise geht es beim Gummistiefel-Weitwurf darum, einen Gummistiefel möglichst weit zu werfen. Was auch sonst?
Die Idee für die Sportart stammt aus Finnland und soll Überlieferungen zufolge eine Beschäftigung von Seeleuten im 19. Jahrhundert gewesen sein. Mittlerweile gilt Gummistiefel-Weitwurf in Finnland als offizieller Mannschaftssport mit festem Regelwerk. Auf die Stiefel - äh - Beine gestellt hat es die "International Boot Throwing Association".
Seit 1992 organisiert der Gummistiefel-Weitwurf-Weltverband jährlich Weltmeisterschaften sowie diverse Weltcup-Turniere.
In Deutschland finden sich sieben Gummistiefel-Weitwurf-Vereine, darunter zum Beispiel der "1. GWV Rauen Latex 04 e.V." aus Brandenburg, der "Gib Gummi 03 e.V." aus Berlin oder auch der "TWG Schlabbeschubser e.V." aus Hessen.
Den Weltrekord für den weitesten Wurf halten sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen finnische Sportler:innen.
Die erfolgreichsten deutschen Athlet:innen sind Christoph Geist mit 53,23 Metern bei den Männern beziehungsweise Maria Bürger mit 35,10 Metern bei den Frauen. Beide kommen vom sächsischen Verein "Spitzsteingummi 05 Döbeln".
Wer anstelle von Gummistiefeln lieber mit anderen Sachen werfen mag, kann sich auch der "International Association of Random Object Throwing" anschließen. Dieser Weltverband hat sich allgemein dem "Schmeißen, Schwingen und Schleudern von Gegenständen" verschrieben - natürlich nur, solange es in einer sicheren Umgebung erfolgt.
Gibt es denn für jede existierende Sportart eine Meisterschaft?
🥍 Sportarten, die nicht im Rampenlicht stehen, nennt man Rand-Sportarten.
🤷♂️ Sie sind vielen nicht bekannt und finden wenig Unterstützung.
💸 Individual-Sportler:innen sowie Verbände und Vereine werden kaum gefördert, weder von Sponsor:innen noch mit öffentlichen Mitteln.
🏆 Daher fehlt es oft an Geldern für die Organisation und Umsetzung von Turnieren.
👎 Vermutlich gibt es also einige Sportdisziplinen auf der Welt, für die keine offiziellen Meisterschaften veranstaltet werden.
🥰 Jede Disziplin wird aber leidenschaftlich von Randsportler:innen betrieben und ernst genommen. Sie trainieren hart und pflegen über ihren Sport soziale Kontakte - egal, ob er öffentlich anerkannt ist oder nicht.