Konflikt zwischen Kosovo und Serbien: Was steckt dahinter?
- Veröffentlicht: 30.05.2023
- 16:57 Uhr
- Galileo
Die Spannungen im Konflikt zwischen Kosovo und Serbien spitzen sich zu. Der Grund: Die serbische Bevölkerung in Nord-Kosovo protestiert gegen den Antritt albanischer Bürgermeister. Bei den Protesten kam es auch zu Ausschreitungen gegenüber der NATO-Mission KFOR. Warum kommt es immer wieder zu Konflikten? Und welche Aufgabe hat die Bundeswehr dort?
Aktuelle Entwicklungen im Konflikt zwischen Kosovo und Serbien
Im Kosovo gibt es derzeit erneut Proteste und Ausschreitungen im Norden des Landes. Dabei kam es auch zu Zusammenstößen mit den NATO-Soldat:innen der Schutztruppe KFOR. Einige von ihnen wurden dabei verletzt.
Grund der Unruhen: Die serbische Bevölkerung des Nordens protestiert gegen den Amtsantritt mehrerer albanischer Bürgermeister. Diese wurden vor kurzem gewählt, wobei die serbische Bevölkerung die Wahl allerdings boykottierte. Die vorherigen serbischen Bürgermeister hatten ihr Amt aus Protest gegen die Regierung niedergelegt.
Bereits im Dezember 2022 kam es zu Spannungen im Gebiet. Kosovo-Serben hatten Straßensperren in der Grenzstadt Mitrovica errichtet und damit den wichtigsten Grenzübergang nach Serbien blockiert.
Im Norden Kosovos leben zahlreiche Serbinnen und Serben. Die Mehrheit der kosovarischen Bevölkerung bilden aber Kosovo-Albaner:innen.
Die Lage von Kosovo auf dem Balkan
Die Geschichte zwischen Serbien und Kosovo
In der Volksrepublik Jugoslawien war Kosovo eine autonome Provinz. In den 80er-Jahren verschärften sich die Spannungen in Jugoslawien immer mehr und führten unter anderem zu den Kriegen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina.
Nachdem der ehemalige Präsident Serbiens und Jugoslawiens, Slobodan Milosevic, die Autonomie Kosovos aufgehoben hatte, kam es zum Widerstand. Dies mündete in einen Bürgerkrieg zwischen serbischen Truppen und der Befreiungsarmee UCK. Milosevic wurde später vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt.
Nach Anschlägen der UCK und Tötungen von Kosovo-Albaner:innen durch serbische Streitkräfte reagierte die NATO mit dem Verweis auf begangene Menschenrechts-Verletzungen. Ohne Zustimmungen der Vereinten Nationen bombardierten NATO-Truppen 1999 Serbien - ein bis heute umstrittener Einsatz.
Nach 78 Tagen folgte die Einigung auf ein Abkommen, das den Abzug serbischer Militär-Einheiten aus Kosovo vorsah. Außerdem wurden NATO-Truppen in Kosovo stationiert. Trotzdem gab es auch in den Folgejahren immer wieder Spannungen zwischen der serbischen Bevölkerung und den Kosovo-Albaner:innen.
2008 hat Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Allerdings erkennen das 78 von 193 Mitglieds-Staaten der Vereinten Nationen nicht an - darunter auch Serbien und Russland. Viele westliche Staaten wie auch Deutschland erkennen Kosovo als eigenes Land an.
Ukraine-Krieg: Auswirkungen auf den Kosovo
❗️ In Kosovo wachsen seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die Sorgen, dass die serbische Regierung Kosovo einnehmen könnte. Schließlich gehört aus Sicht Belgrads Kosovo zu Serbien.
✋ In der serbischen Hauptstadt Belgrad gab es nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine pro-russische Demonstrationen. Außerdem weigerte sich das EU-Beitrittsland, sich an Sanktionen gegen Russland zu beteiligen.
🗣 Serbische Nationalist:innen in Bosnien-Herzegowina bauen auf die Unterstützung Russlands: Die Teilrepublik Srpska, bewohnt vor allem von Serb:innen, will sich von Bosnien und Herzegowina abspalten.
Kosovo: Welche Aufgabe hat die NATO-Mission KFOR
Die KFOR-Mission der NATO soll die öffentliche Sicherheit garantieren und den Aufbau einer zivilen Friedensordnung sicherstellen. Zudem bietet sie humanitäre Hilfe. Auch die UN und die EU haben eigene Missionen in Kosovo.
Etwa 3.400 Soldatinnen und Soldaten sind im Rahmen der NATO-Mission KFOR in Kosovo stationiert. Davon kommen etwa 80 aus Deutschland - diese Zahl könnte bei Bedarf auf 400 erhöht werden. Die Mission läuft seit 1999, zeitweise waren 48.000 Soldat:innen in Kosovo im Einsatz.
Bei der Verlängerung des KFOR-Mandats der Bundeswehr durch den Bundestag im Juli 2022 betonte die Bundesregierung, dass der Einsatz unter anderem vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und russischer Einflussnahme im Balkan weiter notwendig sei.
Häufige Fragen zum Konflikt zwischen Kosovo und Serbien
Derzeit kommt es erneut zu Spannungen im Norden des Kosovos. Die serbische Bevölkerung protestiert dort gegen albanische Bürgermeister. Die Protestant:innen stoßen dabei auch mit den Soldat:innen der NATO-Mission KFOR zusammen.
Kosovo gehörte früher zu Serbien und ist seit 2008 ein autonomer Staat Europas. Serbien beansprucht das Territorium des Landes bis heute für sich und erkennt die Regierung des Kosovo nicht an. Der serbische Präsident Vucic ruft die serbische Minderheit in Kosovo immer wieder zu Aufständen und Tumulten auf.
Im Bürgerkrieg zwischen den serbischen Streitkräften und der kosovarischen Aufstandsmiliz UCK kam es 1998 und 1999 zu Menschenrechtsverletzungen und der Tötung von Zivilist:innen. Die NATO griff daraufhin im März 1999 ein und bombardierte Teile von Serbien - ein bis heute umstrittener Einsatz.
Im Dezember 2022 errichteten Kosovo-Serb:innen Straßensperren in der Grenzstadt Mitrovica. Auslöser war die Verhaftung eines ehemaligen serbischen Polizeibeamten und das Verbot von serbischen Autokennzeichen in Kosovo.
Die USA und die EU rufen zur "größtmöglichen Zurückhaltung" auf. In einer gemeinsamen Mitteilung hieß es, dass man sowohl mit der Regierung in Serbien als auch in Kosovo an einer politischen Lösung arbeite.