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Madagaskar: Die geheimnisvolle Wunderkammer der Evolution

  • Veröffentlicht: 28.03.2022
  • 08:45 Uhr
  • Sven Hasselberg

80 Prozent der Pflanzen und Tier-Arten auf Madagaskar kommen nur dort vor. Hier erfährst du, was das Ökosystem so besonders macht und warum auf Inseln eigene Regeln der Evolution herrschen. Im Clip: Warum Tiere auf Inseln größer sind als auf dem Festland.

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Das Wichtigste zum Thema Madagaskar

  • Es gibt über 250.000 Tier- und Pflanzenarten auf Madagaskar. Das sind 5 Prozent aller Arten weltweit. Die Insel spaltete sich vor mehr als 165 Millionen Jahren vom afrikanischen Kontinent ab. Daraufhin entstand dort ein eigener Lebensraum.

  • Zu den bekanntesten Arten auf Madagaskar zählen die Lemuren. Diese Primaten kommen nur hier vor. Verschiedene Theorien gehen davon aus, dass die Vorfahren der madagassischen Säugetiere einst mithilfe natürlicher Flöße zufällig auf der Insel landeten und sich dann dort weiterentwickelten.

  • Inseln sind durch ihre Abgeschiedenheit besondere Labore der Evolution. Oft sind die Tiere hier viel größer oder kleiner als auf dem Festland. Wir erklären dir diese Inselregel, und unsere Fotostrecke zeigt dir weitere Beispiele - vom kleinen Spitzbergen-Rentier bis zum Sumatra-Tiger.

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Madagaskar - Jede Menge Tiere und Pflanzen

Tier- und Pflanzenarten auf Madagaskar im Überblick.
Tier- und Pflanzenarten auf Madagaskar im Überblick.

Das macht Madagaskar zur Wunderkammer

Auf Madagaskar leben 5 Prozent der weltweiten Arten. Diese Vielfalt ist selbst für eine Insel ungewöhnlich. Oft gibt es dort zwar spezielle, aber im Schnitt weniger Arten. Denn Inseln bieten beschränkten Platz und eher "einheitliche" Lebensbedingungen. Madagaskar liefert von Regen- und Mangrovenwäldern über Savannen bis zu einem Hochplateau unterschiedlichste Lebensräume.

Typisch für Madagaskar und schon ein Wahrzeichen sind die Lemuren, früher auch Halbaffen genannt. Diese Gruppe der Primaten kommt nur hier vor. Allein von ihnen gibt es über 100 verschiedene Arten. Die Abgeschiedenheit der Insel führt dazu, dass viele Arten neue Nischen belegen konnten, die auf dem Festland schon von anderen besetzt sind. Das Fingertier Aye-Aye, ebenfalls ein Lemur, pult zum Beispiel Insekten aus Bäumen und übernimmt somit die Aufgabe der fehlenden Spechte. Deshalb hat es im Laufe der Evolution besonders lange Finger entwickelt.

Auch auf Madagaskar gibt und gab es Arten, die der Inselregel entsprechen. Die besagt, dass einige Arten auf Inseln größer oder kleiner als auf dem Festland sind. Da das nicht bei allen Arten zutrifft, streiten sich Forschende, ob die These als generelle Regel akzeptiert werden kann. Statistisch gesehen, sprechen einige Studien dafür.

Auf Madagaskar gab es den 3 Meter großen, 500 Kilo schweren Elefantenvogel. Er ist schon vor mehr als 1.000 Jahren ausgestorben. Seine Eier waren 6-mal so groß wie die des Straußes. Die Emoji-Liste erklärt dir Begriffe zur speziellen Insel-Ökologie genauer. Die Fotostrecke zeigt dir Beispiele von anderen Inseln.

Der Elefantenvogel war der größte Vogel aller Zeiten. Erfahre mehr über die größten Vogelarten der heutigen Zeit.

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Madagaskars Arten sind bedroht

Hier erklärt der WWF, warum die Artenvielfalt auf Madagaskar in Gefahr ist:

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5 Begriffe der speziellen Insel-Ökologie

🏝 Endemiten: Diese Tier- oder Pflanzenarten kommen nur in einem bestimmten Gebiet vor. Das kann eine Insel, aber auch ein Tal oder ein Fluss-System sein. So sind zum Beispiel auch Koalas in Australien endemisch. Das Gegenteil von Endemiten, sind Kosmopoliten. Sie leben in verschiedenen Gebieten oder gar weltweit.

📏 Inselgigantismus: Dieses Phänomen beschreibt, dass Arten auf Inseln größer sind als die Verwandten auf dem Festland. Diese Entwicklung hat über Generationen stattgefunden. Hier werden besonders Vogel- und Reptilien-Arten, aber auch Pflanzen-Arten als Beispiele herangezogen.

📏 Nanismus: Die "Verzwergung" ist das Gegenteil des Gigantismus. Sie tritt laut Inselregel oft bei Säugetieren auf, die kleiner als ihre Verwandten auf dem Festland sind. Auf Madagaskar wird oft der Berthe-Mausmaki als Beispiel angeführt. Mehr zu ihm findest du in der Fotostrecke.

🦁 Predator-release-These: Die Theorie führt den Inselgigantismus auf fehlende Fressfeinde zurück. Gibt es keine Raubtiere, vor denen sich die Beute verstecken muss, ist eine kleine Körpergröße nicht nötig. Die Art kann sich also größer entwickeln, weil sie auffälliger sein darf.

🌾 Resource-availability-These: Diese Theorie erklärt den Nanismus. Da auf einer Insel begrenzt Platz und Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, ist es praktischer, wenn ein Individuum nicht so viel Energie und Futter braucht. Ein kleineres Tier hat also bessere Voraussetzungen, genügend Nahrung zu finden, um seinen Körper zu versorgen.

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Inselkandidaten rund um die Welt

Madagaskar uns seine geheimnisvolle Tierwelt

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Sumatra-Tiger: Sie kommen nur auf der indonesischen Insel Sumatra vor. Sie sind kleiner als ihre Verwandten auf dem Festland. Während ein Sibirischer Tiger eine Schulterhöhe von 110 Zentimetern aufweist, ist der Sumatra-Tiger bis zu 75 Zentimeter hoch. Forschende gehen davon aus, dass die Art 6.000 Jahre, vielleicht auch schon 12.000 Jahre auf der Insel isoliert lebt. Er hat als einzige Art Schwimmhäute zwischen den Zehen.
© picture alliance / Zoonar | Jeannette Rudloff

Sumatra-Tiger: Sie kommen nur auf der indonesischen Insel Sumatra vor. Sie sind kleiner als ihre Verwandten auf dem Festland. Während ein Sibirischer Tiger eine Schulterhöhe von 110 Zentimetern aufweist, ist der Sumatra-Tiger bis zu 75 Zentimeter hoch. Forschende gehen davon aus, dass die Art 6.000 Jahre, vielleicht auch schon 12.000 Jahre auf der Insel isoliert lebt. Er hat als einzige Art Schwimmhäute zwischen den Zehen.

Spitzbergen-Rentiere: Das Wild von der norwegischen Insel hat sehr viel kürzere Beine und ist gedrungener als Festland-Rentiere. Männchen werden bis zu 160 Zentimeter lang und wiegen im Winter bis zu 90 Kilo. Andere skandinavische Rentiere sind hingegen bis zu 220 Zentimeter lang und können bis zu 300 Kilo wiegen. Auch deren Geweihe sind weitaus stattlicher.
© picture alliance / imageBROKER | Therin-Weise

Spitzbergen-Rentiere: Das Wild von der norwegischen Insel hat sehr viel kürzere Beine und ist gedrungener als Festland-Rentiere. Männchen werden bis zu 160 Zentimeter lang und wiegen im Winter bis zu 90 Kilo. Andere skandinavische Rentiere sind hingegen bis zu 220 Zentimeter lang und können bis zu 300 Kilo wiegen. Auch deren Geweihe sind weitaus stattlicher.

Berthe-Mausmaki: Dieser Lemur wird oft als der kleinste Primat der Welt bezeichnet. Er lebt nur auf Madagaskar und auch dort nur in einem sehr kleinen Gebiet im Zentralwesten. Er wiegt gerade mal 30 Gramm und wird nur rund 9 Zentimeter groß. Sie ernähren sich von Früchten sowie Harzen und sind nachtaktiv. Oft werden sie unter dem Namen "Madame Berthes Mausmaki" geführt.
© picture alliance / dpa | WWF/Louise Jasper

Berthe-Mausmaki: Dieser Lemur wird oft als der kleinste Primat der Welt bezeichnet. Er lebt nur auf Madagaskar und auch dort nur in einem sehr kleinen Gebiet im Zentralwesten. Er wiegt gerade mal 30 Gramm und wird nur rund 9 Zentimeter groß. Sie ernähren sich von Früchten sowie Harzen und sind nachtaktiv. Oft werden sie unter dem Namen "Madame Berthes Mausmaki" geführt.

Galapagos-Riesenschildkröte: Es sind 15 Unterarten auf den südamerikanischen Galapagos-Inseln bekannt, von denen vier vermutlich schon ausgestorben sind. Sie wiegen schon mal 250 bis 300 Kilo und werden 130 Zentimeter groß. Auch auf den Seychellen im Indischen Ozean gibt es eigene Riesenschildkröten. Eine Griechische Landschildkröte wiegt zum Vergleich gut ein Kilo und wird rund 25 Zentimeter groß.
© picture alliance / imageBROKER | Karol Kozlowski

Galapagos-Riesenschildkröte: Es sind 15 Unterarten auf den südamerikanischen Galapagos-Inseln bekannt, von denen vier vermutlich schon ausgestorben sind. Sie wiegen schon mal 250 bis 300 Kilo und werden 130 Zentimeter groß. Auch auf den Seychellen im Indischen Ozean gibt es eigene Riesenschildkröten. Eine Griechische Landschildkröte wiegt zum Vergleich gut ein Kilo und wird rund 25 Zentimeter groß.

Komodowarane: Aufgrund ihres Gewichts und der kräftigen Gesamtstatur gelten sie als größte Echsen der Erde. Gerade die ausgewachsenen Männchen können bis zu drei Metern lang und rund 80 Kilo schwer werden. Sie leben ausschließlich auf fünf kleinen indonesischen Inseln, darunter Komodo, die ihnen ihren Namen gab. Im Englischen heißen sie Komodo Dragons – also Drachen.
© picture alliance / blickwinkel/AGAMI/J. Eaton | AGAMI/J. Eaton

Komodowarane: Aufgrund ihres Gewichts und der kräftigen Gesamtstatur gelten sie als größte Echsen der Erde. Gerade die ausgewachsenen Männchen können bis zu drei Metern lang und rund 80 Kilo schwer werden. Sie leben ausschließlich auf fünf kleinen indonesischen Inseln, darunter Komodo, die ihnen ihren Namen gab. Im Englischen heißen sie Komodo Dragons – also Drachen.

Mäuse auf Gough: Die Mäuse auf der Atlantikinsel Gough, westlich von Südafrika, sind rund 50 Prozent größer als gewöhnliche Hausmäuse (Foto), manchmal sogar drei-mal so groß. Sie wurden erst im 19. Jahrhundert von Schiffen eingeschleppt und konnten sich aus Mangel an Feinden vermehren und vergrößern. Heute stellen sie eine Bedrohung für Seevögel dar. Sie töten deren Junge und fressen sie. 
© picture alliance / imageBROKER | Michael Dietrich

Mäuse auf Gough: Die Mäuse auf der Atlantikinsel Gough, westlich von Südafrika, sind rund 50 Prozent größer als gewöhnliche Hausmäuse (Foto), manchmal sogar drei-mal so groß. Sie wurden erst im 19. Jahrhundert von Schiffen eingeschleppt und konnten sich aus Mangel an Feinden vermehren und vergrößern. Heute stellen sie eine Bedrohung für Seevögel dar. Sie töten deren Junge und fressen sie. 

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