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Psychologie

Mansplaining: Was steckt hinter dem Phänomen?

  • Veröffentlicht: 01.03.2024
  • 14:00 Uhr
  • Julia Wolfer
Mansplaining begegnet vielen Frauen im Alltag.
Mansplaining begegnet vielen Frauen im Alltag.© picture alliance / Westend61 / Jose Carlos Ichiro

Mansplaining beschreibt ein herablassendes Verhalten von Männern, die glauben, alles besser zu wissen - insbesondere gegenüber Frauen. Aber warum machen sie das? Und wie reagierst du am besten?

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Mansplaining: Das Wichtigste zu dem Phänomen

  • Mit Mansplaining wird die ungebetene, oft herablassende Erklärung eines Mannes verstanden, bei der er die Erfahrungen und das Wissen seines Gegenübers – meist einer Frau - ignoriert.

  • Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern "man" (Mann) und "explaining" (Erklären) zusammen.

  • Ein typisches Beispiel für Mansplaining wäre, wenn ein Mann einer Kfz-Mechatronikerin erklärt, wie ein Auto funktioniert oder repariert werden muss.

  • Mansplaining ist nicht immer böse gemeint, erhält aber Geschlechter-Stereotypen im Alltag aufrecht. Deshalb sollten Frauen sich Mansplaining nicht einfach gefallen lassen.

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Definition: Was ist Mansplaining genau?

Wenn ein Mann einer Frau ungefragt Dinge erklären, weil er pauschal von ihrem mangelnden Wissen ausgehen, nennt man das Mansplaining. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern "man" (Mann) und "explaining" (Erklären) zusammen und beschreibt die ungebetene und oft herablassende Besserwisseerei von Männern, meist gegenüber einer Frau - selbst wenn sie es gar nicht besser wissen. Es ist eine Form von Sexismus, bei der Frauen ihre Erfahrungen und ihr Wissen aufgrund ihres Geschlechts aberkannt wird.

Der Begriff Mansplaining tauchte erstmals um das Jahr 2015 in feministischen US-Blogs auf. Wer ihn genau erfunden hat, ist unbekannt. Allerdings legte die US-amerikanische Autorin Rebecca Solnit mit ihrem 2008 in der "Los Angeles Times" veröffentlichten Essay "Men Explain Things to Me" (deutsch: Männer erklären mir Dinge) den Grundstein. Zwar verwendet Solnit den Begriff Mansplaining in ihrem Essay nicht, sie lieferte mit ihrer Schilderung allerdings die Definition für das Phänomen.

Solnit berichtet darin von einer Unterhaltung auf einer Party im US-Nobel-Skiort Aspen. Ein älterer Herr klärt sie darin über ein Buch über einen Fotografen aus dem 19. Jahrhundert auf. Zwar hatte der Mann das Buch selbst nie gelesen, in seinem Monolog ließ er sich jedoch nicht unterbrechen – auch nicht von dem Einwurf, dass die Autorin des Buches, Rebecca Solnit, direkt vor ihm steht. Der Mann hatte der Autorin also ihr eigenes Buch erklärt.

Beispiele für Mansplaining: So erkennst du es

Zwar wird spätestens seit Solnits Essay aus dem Jahr 2008 verstärkt über das Phänomen Mansplaining diskutiert – verschwunden ist es deswegen aber nicht.

Auf TikTok geht derzeit ein Clip viral, der die Golf-Lehrerin Georgia Ball beim Training zeigt. Aus dem Off hört man einen Mann, der der 26-Jährigen ungefragt Tipps für den Abschlag gibt. Sie hole zu langsam aus, erklärt er ihr. Als sie versucht, ihm zu erklären, dass sie gerade ihren Schwung beim Abschlag umstelle und die Bewegung deshalb langsamer ausführe, hört er ihr weder zu noch lässt er sie ausreden – schließlich habe er schon 20 Jahren Erfahrung als Hobby-Golfer.

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Dass Laien Expertinnen Wissen absprechen und ihnen ihr eigenes Fachgebiet erklären, ist ein Paradebeispiel für Mansplaining. Diese Art der Bevormundung begegnet Frauen aber nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch im privaten Umfeld oder im Internet.

Typische Beispiele für Mansplaining sind:

  • Ein Mann erklärt einer Frau, wie elektronische Geräte funktionieren, obwohl er nicht mehr Kenntnisse darüber hat als die Frau.
  • Ein Mann (der kein Arzt ist) erklärt einer Frau die Periode oder wie sie die Pille einzunehmen hat.
  • Während einer Diskussion über Politik unterbreitet ein Mann einer Frau, die sich intensiv mit dem Thema befasst hat, seine Ansichten und erklärt ihr die grundlegenden Konzepte, als ob sie sie nicht verstehen würde.
  • Ein Kollege erklärt einer Frau, wie der Job "wirklich" funktioniert, obwohl sie bereits über langjährige Erfahrung und Kompetenz in ihrem Bereich verfügt.
  • Während eines Meetings ignoriert ein Mann die Beiträge einer Frau, um ihr dann grundlegende technische Begriffe zu erklären, ohne zu berücksichtigen, dass sie selbst Fachkenntnisse in diesem Bereich hat.
  • Ein Mann unterbricht eine Frau während eines Gesprächs, um ihr ein Thema zu erklären, das sie bereits ausführlich studiert und verstanden hat.

Natürlich ist nicht jeder Mann, der einer Frau etwas erklärt, automatisch ein herablassender Besserwisser. Mansplaining liegt vor, wenn der Mann:

  • bei der Erklärung eine autoritäre Haltung einnimmt,
  • seinem Gegenüber vorhandene Fachwissen abspricht,
  • die Deutungshoheit am eigenen Geschlecht festmacht,
  • lange Monolog hält und sich dabei nicht unterbrechen lässt,
  • keinen Widerspruch duldet.
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Welche Erklärung gibt es für Mansplaining?

Der Begriff Mansplaining ist noch jung, doch das Verhalten gibt es schon seit Jahrhunderten. Erklärt wird das Phänomen vor allem mit kulturell bedingten Geschlechter-Stereotypen, die seit Jahrhunderten gefestigt wurden:

  • Historisch wurden Führungsrollen eher Männern zugeschrieben. Dadurch, dass Männer das Handeln jahrhundertelang allein in der Hand hatten, könnte ein Eindruck von Überlegenheit entstanden sein, der heute noch in den Köpfen mancher Männer verankert ist. Bis 1977 mussten Frauen ihre Männer um Erlaubnis fragen, wenn Sie Arbeiten gehen wollten.
  • Studien verknüpfen das herablassende Erklären von Dingen damit, dass Männer eher dazu neigen, sich zu überschätzen. Männer sind demnach in Gesprächen weniger besorgt, etwas Falsches zu behaupten und präsentieren sich selbstsicher, auch wenn sie möglicherweise weniger Wissen oder Erfahrung zu einem bestimmten Thema haben.
  • Aufgrund ihrer geschlechterspezifischen Erziehung und Sozialisierung gelten Frauen als besseren Zuhörer, lassen sich häufiger unterbrechen und neigen eher dazu, sich einzuordnen und zu unterschätzen.
  • In der Arbeitswelt ist es noch immer so, dass vor allem Männer Führungspositionen besetzen. Aus dieser Position heraus gehen viele Männer automatisch davon aus, es besser zu wissen und andere - insbesondere Frauen - belehren zu können.
  • Männer, die im Job selbstbewusst sind, sich durchsetzen und auch mal "auf den Tisch hauen" gelten als führungsstark. Frauen, die ein ähnliches Verhalten zeigen, wird das hingegen übel genommen. Sie gelten dann als kalt, verbissen oder zickig. Auch das kann dazu führen, dass sich Frauen eher zurückhalten.

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Mansplaining: So reagierst du am besten auf die nervigen Erklärungen

Mansplaining ist mehr als nur nervig: Indem manche Männer Frauen die Welt ohne Expertise auf herablassende Weise erklären, drücken sie ein gewisses Verständnis von Macht und Herrschaft aus. Durch Mansplaining erhalten sie Geschlechter-Stereotype im Alltag aufrecht.

Frauen sollten sich Mansplaining daher nicht einfach gefallen lassen. So kannst du auf Mansplaining reagieren:

💪 Nicht verunsichern lassen

Männer haben oft mehr Übung darin, sich selbst darzustellen. Lass dich davon nicht abschrecken. Bleib ruhig und konzentriere dich auf dein Wissen – und traue dich, zu widersprechen.

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✋ Unterbrechen und demaskieren

Einfache Nachfragen wie "Woher wissen Sie das?" oder "Was macht Sie da so sicher?", können schon ausreichen, den Monolog zu unterbrechen. Hat das Gegenüber tatsächlich kein Fachwissen, kommt er schnell in Erklärungsnot. Dafür muss das diskriminierende und herablassende Verhalten nicht einmal direkt angesprochen werden.

😉 Mit Humor kontern

Mit Humor kannst du den Spieß umdrehen: „Danke, dass du mir meine Arbeit erklärst. Soll ich dir danach deine erklären?" Reflexhaft sollte man sich für ungebetene Erklärung aber nicht bedanken. Das bestärkt den Mansplainer nur in seinem Verhalten.

🗣️ Problem ansprechen

Du kannst dein Gegenüber darauf aufmerksam machen, dass er dir gerade Dinge erklärt, die du bereits weißt. Um weniger konfrontativ zu sein, solltest du dabei bei einer Ich-Botschaft bleiben: "Ich habe das Gefühl, Sie glauben, ich hätte keine Ahnung davon."

⌚ Redezeit einfordern

Unterbricht dich dein Gegenüber und lässt dich nicht ausreden, fordere deine Redezeit aktiv mit Sätzen wie "Darf ich bitte ausreden? Danke!" oder "Ich würde meinen Punkt gerne zu Ende ausführen" ein.

❌ Gespräch abbrechen

Wenn das alles nichts hilft, solltest du das Gespräch abbrechen, bevor dein Gegenüber zu einem endlosen Monolog ansetzt. Das mag unhöflich erscheinen, aber an erster Stelle ist das Verhalten deines Gegenübers in dieser Situation unhöflich und respektlos.

Typisch Mansplaining: Er erklärt ihr, wie man angeblich am besten Auto fährt.
Typisch Mansplaining: Er erklärt ihr, wie man angeblich am besten Auto fährt.© IMAGO/YAY Images

Wie verhindere ich als Mann, dass ich zum Mansplainer werde?

Mansplaining ist nicht zwangsläufig böse gemeint. Oft merken Männer gar nicht, dass sie anderen ungefragt die Welt erklären. Das hängt damit zusammen, wie Männer sozialisiert und erzogen werden.

Wenn du als Mann vermeiden möchtest, zum Mansplainer zu werden, solltest du die folgenden Tipps beherzigen:

  • Frage dich selbst: Wie viel weiß ich wirklich über das Thema? Es ist toll, wenn du schon einmal eine Dokumentation darüber gesehen oder einen Artikel dazu gelesen hast – aber das macht dich noch nicht zum Experten. Natürlich darfst du über das Thema sprechen, aber mache dabei deinen Kenntnisstand transparent.
  • Ein Thema zu erklären, wenn man um Rat gefragt wurde, ist natürlich kein Mansplaining. Daher solltest du dich immer fragen, ob dein Gegenüber tatsächlich um Rat gefragt hat. Falls nicht, gib keine ungebetenen Ratschläge oder Erklärungen ab.
  • Frage die andere Person, ob sie mit einem Thema vertraut ist, bevor du anfängst, es zu erklären. Hat dein Gegenüber bereits Vorkenntnisse oder Wissen über das Thema, könnt ihr das Gespräch auf einer anderen Ebene beginnen – die vielleicht auch für dich interessante neue Ansichten eröffnet.
  • Erkennen die vorhandene Erfahrung der anderen Person an, auch wenn du viel Wissen darüber hast. Das kannst du unterstreichen, indem du nach der Meinung deines Gegenübers fragst. Wenn du deiner Gesprächspartner:in das Gefühl gibst, ihre oder seine Expertise zu schätzen, fühlt er oder sie sich wohler dabei, ihr eigenes Fachwissen mitzuteilen.
  • Führe keine Monologe, sondern Dialoge. Erlaube der anderen Person, sich am Gespräch zu beteiligen - unabhängig von ihrem Erfahrungsstand. Selbst wenn du über mehr Wissen zu einem Thema verfügst heißt das nicht, dass du das gesamte Gespräch an dich reißen musst. Dazu gehört auch, andere ausreden zu lassen und sie nach ihrer Meinung zu fragen.

Die wichtigsten Fragen zu Mansplaining

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