Genial hinter Gittern: Mörder löst im Gefängnis uraltes Mathe-Problem
- Veröffentlicht: 25.06.2020
- 13:10 Uhr
- Alena Brandt
Ein US-Häftling brachte sich selbst hohe Mathematik bei, löste eine komplizierte Bruchrechnung und veröffentlichte das Ergebnis in einem renommierten Fachjournal. Mehr über geniale Ideen, die hinter Gittern entstanden.
Häftling veröffentlicht Mathe-Lösung im Fachjournal
📝 Der 40-jährige Amerikaner Christopher Havens brachte sich im Gefängnis selbst höhere Mathematik bei - ohne Computer, nur mit Stift und Papier.
🔢 Seine Zahlen-Leidenschaft entdeckte der Mann bei einem Selbstbesserungs-Programm im Gefängnis. Als Jugendlicher war er auf die schiefe Bahn geraten.
💡 Hinter Gittern löste er einen komplizierten Kettenbruch, der Mathematiker seit Jahrhunderten beschäftigt. Der italienische Professor Umberto Cerruti überprüfte die Rechnung - sie stimmte.
📰 Der Professor half dem Häftling, seine Erkenntnisse in wissenschaftlicher Sprache zu formulieren. Zusammen veröffentlichten die beiden kürzlich den Beweis in einem Fachjournal.
👨🏫 Anfangs erhielt Christopher Havens Mathebücher nur unter der Bedingung, dass er seine Mithäftlinge unterrichtet. Die steckte er mit seiner Leidenschaft an. Eine wahre Mathe-Gang entstand.
🤓 Bei einem Besuch von Mathe-Professor Umberto Cerruti zählte einer der Häftlinge die ersten 461 Nachkomma-Zahlen von Pi in der korrekten Reihenfolge auf. Respekt! Normal sei es, dass Leute sich ungefähr 30 oder 40 Nachkomma-Stellen merken können, berichtet der Professor in der Zeitschrift "Math Horizons".
Diese weltbekannten Mathematiker schrieben wichtige Werke im Gefängnis
André Weil (1906 bis 1998): Der französische Mathematiker saß 1940 in Rouen im Gefängnis, weil er den Kriegsdienst verweigert hatte. Hinter Gittern bewies er ein beutendes Mathe-Problem - die Riemannsche Vermutung für algebraische Kurven über endlichen Körpern. Das Genie veröffentlichte bereits als 10-Jähriger eine Mathe-Lösung in einer Fachzeitschrift.
Bertrand Russell (1872 bis 1970): Der britische Nobelpreisträger war Philosoph, Mathematiker und Logiker. 1918 saß er wegen pazifistischer Aktionen im 1. Weltkrieg für 6 Monate hinter Gittern. Er verlor seinen Lehrstuhl in Cambridge. In Gefangenschaft schrieb er die "Einführung in die mathematische Philosophie".
China: Wer schlau ist, kommt früher aus dem Knast
Melden Häftlinge in China ein Patent an, können sie damit ihre Haftzeit verkürzen. Das zumindest berichten chinesische Medien.
Hintergrund: China hatte sich in Sachen Patente ehrgeizige Ziele. Tatsächlich überholte man 2019 erstmals die USA bei der Anzahl der Patent-Anmeldungen. Bei den Unternehmen ist der Telekommunikations-Konzern Huawei auf Platz 1. Deutschland belegt im internationalen Ranking Platz 4.
Häftlinge gründen Start-ups
Aus dem Knast in die Selbstständigkeit: Das Leonhard-Programm schult die unternehmerischen Fähigkeiten von Häftlingen. Die Idee: Häftlinge bringen oft Eigenschaften wie Risikobereitschaft und Durchsetzungsfähigkeit mit, die sie zu erfolgreichen Geschäftsleuten machen.
Break-even-Point statt Einbruch
Ein ehemaliger Drogen-Dealer als legaler Geschäftsmann - funktioniert das? Tatsächlich ist die Erfolgsquote des Programms hoch. Viele Häftlinge fassen dadurch nach Absitzen ihrer Strafe wieder Fuß in der Gesellschaft. Tagebuch-Einträge von Teilnehmern findest du unter: www.leonhard.eu
Auf Facebook berichteten die Entwickler des Programms im Mai, dass der aktuelle laufende Ausbildungs-Jahrgang der letzte sein werde. Es fehle an finanzieller Unterstützung.