Finger aus der Nase
Nasebohren: Darum kann das Popeln auch gefährlich sein
- Aktualisiert: 18.10.2023
- 08:48 Uhr
- Bianca Leppert
Es ist verpönt und doch machen es sehr viele: In der Nase bohren. Dabei kann Nasebohren richtig gefährlich sein, weil man krank werden kann. Warum Menschen es trotzdem machen und wie man sich das Popeln abgewöhnen kann, das erfahrt ihr hier.
Das Wichtigste in Kürze
Nasebohren ist bei Kindern Standard und auch bei Erwachsenen verirrt sich der Finger immer wieder mal in die Nase. Das ist aber mit Risiken verbunden. Im schlimmsten Fall entsteht ein Loch in der Nasenscheidewand.
Die einen finden es widerlich, die anderen essen ihre Popel sogar. Hier gibt es Entwarnung: Es ist zumindest nicht schädlich.
Nasebohren ist so populär, dass es am 23. April sogar den internationalen Tag des Nasebohrens gibt.
Das passiert beim Nasebohren
Setzt der sich Nasenschleim nah am Nasenloch ab und bleibt dort lange haften, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass er eintrocknet. Begünstigt wird das zum Beispiel von zu trockener Heizungsluft. Und schon "forschen" wir mit den Fingern nach. Das ist ein ganz natürliches Verhalten.
Dabei haben die Nasenschleimhaut und das Nasensekret eine wichtige Aufgabe. Zum einen erwärmen sie die Atemluft auf eine körpergerechte Temperatur. Daneben filtern sie unsere Atemluft, bevor sie in die Lunge gerät. Es werden etwa Staubpartikel oder Pollen oder andere Schadstoffe abgefangen. Auch Bakterien und Viren scheitern an dieser natürlichen Schutzbarriere.
Setzen sich grüne, gelbe oder rote Popel in der Nase ab, hat das mit eben dieser Filterfunktion zu tun. Je nachdem, in welcher Umgebung du warst, werden die Popel verfärbt. Zum Beispiel wenn du auf der Baustelle jede Menge Staub eingeatmet hast. Aber auch abgestorbene Immunzellen zur Bekämpfung von Krankheitserregern haben Einfluss auf die Farbe der Popel.
Wann ist Nasebohren gefährlich?
Dass Nasebohren gefährlich sein könnte, ist wohl den wenigsten von uns bewusst. Wobei es natürlich darauf ankommt, wie man popelt und in welcher Häufigkeit. Wer die Finger partout nicht aus der Nase lassen kann und schon suchtartig bohrt, leidet an Rhinotillexomanie. Das zählt als Zwangsstörung, die psychologisch abgeklärt werden sollte. Aber auch wer nicht nur ab und zu, sondern regelmäßig auf der Jagd nach Popeln ist, sollte sich bewusst sein, dass einige Risiken damit einhergehen.
- Es können Verletzungen an der Nasenscheidewand entstehen. Die Schleimhaut ist sehr dünn und kann durch das regelmäßige Popeln noch dünner werden. Dadurch besteht die Gefahr, dass es zu Löchern in der Nasenscheidewand kommt. Das hörst du schließlich beim Atmen durch Nase, wenn es pfeift.
- Nasenbluten und Krustenbildung ist ebenfalls eine unangenehme Begleiterscheinung von zu häufigem Nasebohren. Die Blutungen sind manchmal schwierig zu stoppen.
- Keime und Bakterien haben leichteres Spiel, wenn sie über unsere Finger in die Nase gelangen. Dabei kann es zu Entzündungen kommen. Ob das tatsächlich wie oft berichtet, ausreicht, um eine bakterielle Hirnhautentzündung oder sogar Alzheimer durch das Bakterium Chlamydia pneumoniae auszulösen, ist aber wissenschaftlich heftig umstritten. Man geht hier eher von Einzelfällen aus.
Nasebohren: Wie popelt man richtig oder gewöhnt es sich ab?
Eine Empfehlung zum richtigen Popeln gibt es nicht. Kinder tun es zum Beispiel ganz natürlich, bei Erwachsenen ist es hingegen öffentlich verpönt. Viele Hals-Nasen-Ohren-Spezialisten raten eben wegen der aufgezählten Risiken sogar davon ab, überhaupt in der Nase zu bohren. Auch wenn es gelegentlich sicher kein großes Problem darstellt.
Besser ist es jedoch, erst gar nicht den Drang zu verspüren, in der Nase bohren zu müssen. Abhilfe schaffen hier zum Beispiel:
- Regelmäßige Nasenspülungen
- Vorsichtiges Schnäuzen
- Nasenspray mit Meerwasser zum Befeuchten
- Spezielle Nasensalben vor allem bei Entzündungen
Warum bohre ich überhaupt in der Nase?
Obwohl es ein Tabuthema ist, muss sich niemand dafür schämen, ab und zu in der Nase zu bohren. Schließlich verschafft es uns auf eine einfache Art Erleichterung, wenn wir einen Fremdkörper, der störend ist, mit den Fingern aus der Nase befördern können. Oft steckt auch Langeweile oder eine Angewohnheit dahinter. Ähnlich wie Nägel kauen, um sich die Zeit zu vertreiben und Stress abzubauen. Laut einer Umfrage des Autors Christoph Drösser für sein Buch "Wie wir Deutschen ticken" popeln 62 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen in der Nase.
Popel essen: Unappetitlich, aber ungefährlich
Die einen schnippen die Popel einfach weg, andere streifen sie am Taschentuch ab, wieder andere essen sie sogar. Der Fachbegriff dafür lautet Mukophagie. Das ist weder ungesund noch gefährlich. Denn das Nasensekret besteht hauptsächlich aus Wasser. Beim Popel, der ja eingetrocknet ist, bleiben die Salze, Eiweiße und Antikörper übrig. Mund und Nase sind ohnehin verbunden und sind daher ständig mit Nasensekret in Berührung. Dass die Nasenpopel gut fürs Immunsystem sind, ist allerdings wissenschaftlich umstritten.