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Bedroht und gejagt: Das traurige Schicksal der Nerze

  • Veröffentlicht: 13.11.2022
  • 07:45 Uhr
  • Claudia Frickel

Bei Nerzen denken viele zuerst an Pelzmäntel - die Tiere selbst sind beinahe in Vergessenheit geraten. Kein Wunder: Die putzigen Europäische Nerze sind fast ausgestorben. Schuld daran sind auch ihre amerikanischen Verwandten, die Minke.

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Das musst du über Nerze wissen

  • Nerze sind kleine, flinke Raubtiere aus der Familie der Marder. Weil sie sich an das Leben im und am Wasser angepasst haben, heißen sie auch Sumpf-Otter.

  • Es gibt zwei Nerz-Arten: Den Europäischen Nerz und den Mink, auch Amerikanischer Nerz genannt.

  • Beide haben ein dichtes, wasserabweisendes Fell. Genau deswegen wurden sie früher gejagt: für Pelzmäntel und Jacken.

  • Pelzfarmen züchten heute noch Minke und töten sie, um Pelze zu gewinnen - aber nicht mehr in Deutschland.

  • Europäische Nerze waren früher fast überall in Europa daheim. Heute sind sie fast ausgestorben. Dafür breiten sich Minke immer weiter aus.

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Die wichtigsten Fakten über Europäische Nerze

Bedroht und gejagt: Das traurige Schicksal der Nerze

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Alle Infos zum europäischen Nerz.
© Galileo

Alle Infos zum europäischen Nerz.

Der Lebensraum des europäischen Nerz ist stark geschrumpft.
© Galileo

Der Lebensraum des europäischen Nerz ist stark geschrumpft.

Steckbrief des Europäischen Nerz

Wissenschaftlicher Name: Mustela lutreola

Klasse: Säugetiere

Familie: Marder (Mustelidae)

Lebensraum: kleine, isolierte Bestände in Westfrankreich, Nordspanien, Weißrussland und Rumänien sowie größere Gruppen in Russland

Größe: bis 43 Zentimeter (Kopf und Rumpf) plus ein rund 15 Zentimeter langer Schwanz

Gewicht: bis 750 Gramm

Farbe: dunkelbraunes, rotbraunes oder schwärzliches Fell

Lebenserwartung: bis 10 Jahre

Nahrung: kleine Säugetiere wie Mäuse oder Hasen; Krebse, Frösche, Vögel und Fische

Feinde: Otter, Dachs, Fuchs, Waschbären, Menschen und Minke

Verhalten: Einzelgänger

Aktueller Bestand: wenige tausend Tiere, vom Aussterben bedroht

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Nerz-Bilder: Die süßen Raubtiere in freier Natur

Bedroht und gejagt: Das traurige Schicksal der Nerze

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Europäische Nerze haben eine charakteristische weiße Schnauze.
© picture alliance / imageBROKER | L. Werle

Europäische Nerze haben eine charakteristische weiße Schnauze.

Der Mink oder Amerikanische Nerz hat weniger weiße Farbe im Fell.
© Getty Images / JenDeVos

Der Mink oder Amerikanische Nerz hat weniger weiße Farbe im Fell.

Eine Mink-Mutter mit ihren zwei Babys.
© Getty Images / Steven Flannigan

Eine Mink-Mutter mit ihren zwei Babys.

Ein Mink läuft zum Wasser. Die Tiere befinden sich immer in der Nähe von Flüssen oder Seen.
© picture alliance / blickwinkel/M. Woike | M. Woike

Ein Mink läuft zum Wasser. Die Tiere befinden sich immer in der Nähe von Flüssen oder Seen.

Der Europäische Nerz ist oft schokoladenbraun gefärbt.
© picture alliance / Zoonar | Elles Rijsdijk

Der Europäische Nerz ist oft schokoladenbraun gefärbt.

Europäischer Nerz: Wie die Sumpf-Otter aussehen

📏 Europäische Nerze haben einen schlanken, lang gestreckten Körper mit kurzen Beinen. Sie werden inklusive Schwanz knapp unter 60 Zentimeter groß.

🏭 Das Fell der Tiere ist sehr dicht, schimmernd und wasserabweisend. Das gilt auch für Minke. Traurig: Genau diese Tatsache macht sie für die Pelz-Industrie interessant.

🟤 Nerz sind braun, nur die Schnauze nicht: Unter- und Oberlippe sowie Kinn sind weiß gefärbt. Die Tiere besitzen schwarze Augen und kleine, hervorstehende Ohren.

🌊 Die Zehen von Nerzen sind durch Schwimmhäute verbunden. Die Tiere halten sich immer in Wassernähe und oft im Wasser auf.

Weibchen sind in der Regel etwas kleiner und leichter als Männchen.

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Europäischer Nerz versus Mink: So unterscheiden sich die Arten

Die beiden Nerz-Arten Mink und Europäischer Nerz sind nur entfernt miteinander verwandt.

Beide gehören zur Familie der Marder, wie auch Dachse, Wiesel, Hermeline und Marder. Der Amerikanische Nerz bildet aber mit einigen Wieseln eine eigene Gattung. Der Europäische Nerz gehört mit Iltissen und anderen Wieseln in eine weitere Gattung. Trotzdem sehen sie sich ähnlich.

Mink

Der Mink hat einen längeren Körper und wiegt mehr als der Europäische Nerz.
Der Mink hat einen längeren Körper und wiegt mehr als der Europäische Nerz.© picture alliance / imageBROKER | L. Werle
  • Amerikanische Nerze (Neogale vison) sind mit bis zu 65 Zentimetern normalerweise größer als ihre europäischen Verwandten - und viel schwerer.
  • Sie können über zwei Kilogramm auf die Waage bringen.
  • Bei Minken ist nur die Unterlippe weiß gefärbt. Manchmal zieht sich die Musterung dafür bis zur Brust.
  • Auch diese Tiere sind braun. Durch die Zucht sind aber auch weiße, schwarze und silberblaue Felle entstanden.
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Europäischer Nerz

Der Europäische Nerz ist kleiner als sein amerikanischer Verwandter - und hat mehr Weiß im Gesicht.
Der Europäische Nerz ist kleiner als sein amerikanischer Verwandter - und hat mehr Weiß im Gesicht.© picture alliance / blickwinkel/S. Meyers | S. Meyers
  • Der Europäische Nerz ist im Vergleich zum Mink kleiner und leichter.
  • Außerdem hat er meist eine ganz weiße Schnauze - der amerikanische Nerz nicht.
Donnerstag: Cabrio-Experimente

Tierische Autofeinde

17.000 Schäden jährlich gehen nach Schätzungen des ADAC allein auf das Konto der Marder. Zeit, zu handeln. Aber was vertreibt die ungeliebten Gäste aus unseren Autos? Galileo testet verschiedene gängige und ungewöhnliche Abwehrkeulen auf ihre Wirksamkeit.

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  • 12:54 Min
  • Ab 12

Warum ist der Europäische Nerz fast ausgestorben?

  • Der Europäische Nerz zählt zu den am meisten bedrohten Säugetier-Arten Europas. Die IUCN listet das Tier seit 2011 als "vom Aussterben bedroht". In Deutschland ist er schon ausgerottet. Das letzte Exemplar wurde 1925 gefangen.
  • Früher waren Sumpf-Otter fast in ganz Europa verbreitet: vom Osten Spaniens bis zum Ural und von Finnland bis ans Schwarze Meer. Heute sind nur noch wenige tausend Tiere übrig. Sie leben in kleinen Gebieten von Frankreich, Spanien, Weißrussland, Rumänien und Russland - und sind streng geschützt.
  • Nerze wurden in der Vergangenheit wegen ihres Fells gejagt. In Russland wurden in den 1920er-Jahren bis zu 50.000 Tiere jährlich getötet.
  • Schuld am Verschwinden der Tiere ist auch die Zerstörung ihres Lebensraums. Flüsse werden begradigt, Gewässer verschmutzt und Vegetation entfernt.
  • Seit den 1950er-Jahren breiten sich außerdem Amerikanische Nerze aus. Sie sind robuster als ihre europäischen Verwandten – und können sich besser anpassen. Weil der Mink größer als der Nerz ist, bevorzugen ihn die Nerz-Weibchen – aber sie bekommen keine Babys.
  • Biologen der Universität Osnabrück gründeten 1998 den Verein "EuroNerz". Bei europaweiten Projekten versuchen Forscher:innen, Europäische Nerze wieder anzusiedeln. Unter anderem wurden Tiere im Saarland und am Steinhuder Meer in Niedersachsen ausgewildert.

Nerze und der Tierschutz: Gejagt und gezüchtet für Pelzmäntel

Die ersten Pelztier-Farmen entstanden um das Jahr 1900 in den USA. Danach kamen amerikanische Zuchtnerze auch nach Europa. Weil Tiere ausbrachen oder freigelassen wurden, breiteten sie sich aus. Europäische Nerze wurden nie gezüchtet, ihr Fell galt als weniger wertvoll.

Minke sind nicht geschützt und werden bis heute als Pelztiere gezüchtet - trotz massiver Kritik von Tierschützer:innen. Nach Angaben der Organisation "Vier Pfoten" werden sie in winzigen Drahtgitter-Käfigen und Boxen gefangen, die so groß wie ein Schuhkarton sind. Zugang zum Wasser oder zu Artgenossen haben sie nicht. Später werden sie vergast und sterben.

In Deutschland gelten seit 2019 strengere Tierschutz-Auflagen, seitdem gibt es keine Nerzfarmen mehr. Österreich, Tschechien, Frankreich oder Norwegen haben die Haltung untersagt.

Viele andere Länder erlauben Nerz-Farmen weiterhin, auch in Europa. Allein in Polen starben jährlich sechs Millionen Tiere. Allerdings beendeten viele während der Corona-Pandemie die Zucht. Bis dahin waren die größten Produzenten weltweit Dänemark, China und die Niederlande.

In Nerzfarmen waren unzählige Fälle von Corona aufgetreten. Danach töteten die Betreiber Millionen von Tieren - allein in Dänemark alle 17 Millionen gefangenen Nerze.

Lebensraum der Sumpf-Otter: So ticken die Nerze

🚧 Nerze sind Einzelgänger: Artgenossen vertreiben sie aus ihrem Revier. Das hat häufig eine Größe von bis zu 30 Hektar, bei Männchen sind es bis zu 800 Hektar. Sie markieren die Grenzen mit einem streng riechenden Sekret aus ihren Analdrüsen. In der Region bleiben sie ihr Leben lang - und durchstreifen diese gern ausgiebig.

🌳 Alle Nerze brauchen Lebensräume, die am Wasser liegen. Sie wohnen an Bächen, Flüssen, Seen oder in Sümpfen - aber nur, wenn es einen üppigen Bewuchs mit Pflanzen und Bäumen gibt. Weiter als 150 Meter entfernen sie sich nie vom Ufer.

💧 Nerze können gut schwimmen und tauchen. Sie sind durch ihr wasserabweisendes Fell und eine Fettschicht für das Leben am und im Wasser ausgerichtet. Aber auch klettern können die flinken Tiere gut.

🪨 Die Tiere verstecken sich tagsüber unter umgefallenen Bäumen, Wurzeln oder Felsspalten. Sie graben zudem eigene Bauten oder übernehmen welche von anderen Tieren.

🌙 Europäische und Amerikanische Nerze sind dämmerungs- und nachtaktiv: Dann gehen sie auf die Jagd. Manchmal sind ihr Pfeifen oder Trillern zu hören.

Wie sich Nerze fortpflanzen: Wahllose Männchen und hilflose Babys

💘 Nerze treffen sich im Frühjahr zur Paarung, meist im März und April. Die Männchen begatten jeweils mehrere Weibchen und ziehen weiter.

👶 Knapp sechs Wochen später bringen die Weibchen zwei bis sieben Junge zur Welt. Die Babys wiegen nur zehn Gramm - so viel wie fünf Gummibärchen. Sie sind nackt, blind und dünn behaart. Erst nach einigen Wochen wächst ihr Fell.

👩‍👦‍👦 Die Jungtiere wachsen mit der Mutter auf. Nach spätestens vier Monaten sind sie nicht mehr von ihr abhängig. Mit einem Jahr sind sie geschlechtsreif.

💀 Nerze können rund sieben bis zehn Jahre alt werden, bevor sie sterben.

Nerz-Nahrung: Was die Raubtiere fressen

🐭 Nerze sind Raubtiere und geschickte Jäger. Sie fressen ausschließlich Fleisch - unter anderem von Nagetieren wie Hasen, Kaninchen und Mäusen.

🐸 Aber auch Vögel wie Möwen, Enten oder Teichhühner werden erbeutet. Außerdem mögen Nerze Krebse, Schnecken, Fische und Frösche.

🌨 Auch im Winter gehen sie auf die Jagd - und das mit cleveren Strategien: Manche Tiere halten Löcher im Eis offen. Dann können sie darunter nach Fröschen jagen, die sich in Winterruhe befinden. Welche Strategien andere Tiere auf der Jagd nutzen, liest du im Artikel Catch me if you can.

Häufige Fragen zu Nerzen

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