Novavax kommt nach Deutschland: Das ist über den Protein-Impfstoff bekannt
- Veröffentlicht: 21.02.2022
- 15:00 Uhr
- Galileo
In dieser Woche werden in Deutschland die ersten Lieferungen des Corona-Impfstoffs von Novavax erwartet. Wie gut wirkt der Impfstoff? Was unterscheidet ihn von den bisherigen Vakzinen? Das und mehr erfährst du hier. Im Clip: Argumente gegen unbelegte Impf-Bedenken.
Das Wichtigste zum Impfstoff von Novavax
Der 5. Impfstoff gegen das Corona-Virus soll in dieser Woche in Deutschland ankommen: "Nuvaxovid" vom US-Pharma-Unternehmen Novavax.
Für die erste Teil-Lieferung ab heute werden 1,4 Millionen Impfdosen erwartet. Insgesamt soll Deutschland für das Jahr 2022 bis zu 34 Millionen Impfdosen bestellt haben.
Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) empfahl die Zulassung des Vakzins in der EU. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Nuvaxovid Menschen ab 18 Jahren.
Die Hoffnung: Da Protein-Impfstoffe nach einem altbewährten Prinzip funktionieren, könnten sich auch Impf-Zweifelnde mit dem Vakzin impfen lassen.
Wann kommt das Vakzin zum Einsatz? Wie wirkt der neue Impfstoff? Und was unterscheidet ihn von den bisherigen Vakzinen? Wir klären die wichtigsten Fragen.
Rekombinanter Protein-Impfstoff - so wirkt das Novavax-Vakzin
Der Novavax-Impfstoff ist ein sogenannter rekombinanter Protein-Impfstoff. Er enthält winzige, künstlich hergestellte Kopien des Spike-Proteins des Sars-Cov-2-Virus. Nach der Impfung produziert der Körper Antikörper gegen die kleinen Protein-Teilchen.
Um die Immun-Antwort zu verstärken und die Bildung möglichst vieler Antikörper zu stimulieren, wird dem Protein-Impfstoff ein sogenannter Adjuvans (Wirk-Verstärker) hinzugefügt.
Wie bei den Impfstoffen von BioNTech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca braucht es für eine vollständige Immunisierung mit Nuvaxovid 2 Impf-Dosen, geplant im Abstand von 3 Wochen.
Ein Vorteil des neuen Impfstoffes: Er kann im Kühlschrank gelagert werden. Das erleichtert die Logistik erheblich.
Novavax zufolge soll das Vakzin auch gegen andere Varianten wirken. Die Immun-Antwort auf die Delta- und Omikron-Variante sei nach einer Booster-Impfung nach 6 Monaten vergleichbar mit den Ergebnissen der beiden früheren Studien. Das Paul Ehrlich-Institut merkt hingegen an, dass aktuell nur begrenzte Daten über die Wirksamkeit gegen Omikron und anderen Varianten vorliegen.
Wann das Vakzin verimpft wird, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Einige Länder haben Impfungen ab der 1. März-Woche angekündigt, etwa Niedersachsen und Hamburg. In Berlin soll es ab dem 28. Februar losgehen. Vorrangig soll die Impflücke in der Pflege und in Kliniken geschlossen.
Überwiegend sind aus 2 klinischen Studien milde bis moderate Nebenwirkungen bekannt - grundsätzlich öfter nach der 2. Impfdosis. Häufig wurde von Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Müdigkeit berichtet.
Laut STIKO wurden keine Sicherheitsbedenken hinsichtlich schwerer unerwünschter Wirkungen festgestellt. Aber: Die Datenlage zu Nuvaxovid ist noch limitiert.
Ein Omikron-spezifischer Impfstoff ist laut Novavax schon in der Entwicklung. Die klinischen Studien sollen Ende März 2022 starten.
Also doch kein Tot-Impfstoff? Verwirrung um den Begriff
🤔 Das Novavax-Vakzin wird oft als Tot-Impfstoff bezeichnet, doch diese Bezeichnung ist ungenau.
💉 Tot-Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen, sondern nur abgetötete Krankheitserreger oder einzelne Bestandteile davon. Sie werden vom Immunsystem als fremd erkannt und entsprechende Antikörper gebildet.
☝ Allerdings enthalten auch die anderen Vakzine keine lebenden Viren.
⚗️ Das Vakzin von Novavax basiert aber auf künstlich hergestellten Proteinen und ist deshalb ein Protein-Impfstoff.
So äußerte sich Lauterbach zum vermeintlichen Tot-Impfstoff
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Diese tatsächlichen Tot-Impfstoffe gegen Corona gibt es
🇨🇳 In anderen Teilen der Welt sind zudem die Tot-Impfstoffe der chinesischen Unternehmen Sinovac ("CoronaVac") und Sinopharm ("BBIBP-CorV" und "WIBP-CorV") bereits auf dem Markt. Den Impfstoff CoronaVac prüft aktuell die Europäische Arzneimittelagentur EMA. Vor allem gegen die Omikron-Variante scheint CoronaVac laut einer Laborstudie keine Wirkung zu haben.
🇫🇷 Das französisch-österreichische Unternehmen Valneva arbeitet derzeit an einem Tot-Impfstoff gegen Corona. Die EU-Kommission sicherte sich bereits 60 Millionen Impfdosen. Einer ersten Labor-Studie zufolge soll das Vakzin auch gegen Omikron wirken.
🇮🇳 In knapp 20 Ländern weltweit ist darüber hinaus der indische Tot-Impfstoff Covaxin im Einsatz. Dieser stand zu Jahresbeginn in der Kritik, weil er trotz fehlender Studiendaten bereits eine Notfall-Zulassung erhielt.
Aktive Immunisierung: So funktioniert ein Tot-Impfstoff
So funktionieren Impfungen gegen Grippe, Masern, Corona und Co.
Fachleute empfehlen: Warte nicht auf die neuen Impfstoffe
Viele Impf-Zweifelnde vertrauen den relativ neuen mRNA-Impfstoffen nicht und wollen daher auf erprobte Tot-Impfstoffe warten, die sich etwa gegen Tetanus, Keuchhusten oder Hepatitis B bewährt haben.
Bis potenzielle neue (Tot-)Impfstoffe in Europa tatsächlich verimpft werden, dauert es angesichts der ausstehenden Zulassungs-Prüfungen noch einige Zeit.
Das Infektionsrisiko ist hingegen durch die hochansteckende Omikron-Variante (B.1.1.529) - vor allem für Ungeimpfte - sehr hoch und nimmt durch die rasante Verbreitung weiter zu.
Wer sich später impfen lassen möchte, riskiert eine Covid-19-Infektion und einen schweren Krankheitsverlauf, der tödlich enden kann. Außerdem leiden viele Genesene unter Langzeitfolgen.
Fachleute raten daher zu einer schnellen Corona-Impfung und einer Booster-Impfung 3 Monate nach der 2. Impf-Dosis. Auf den neuen Impfstoff solle man nicht warten.
Selbst Thomas Lingelbach, Chef des Valneva-Pharma-Konzerns, der aktuell an einem Tot-Impfstoff arbeitet, rät davon ab, auf sein Vakzin zu warten. Ein Warten hält Lingelbach für "ethisch inakzeptabel". Er sei selbst mit BioNTech geimpft. "Lasst euch jetzt impfen", so die Worte des Valneva-Chefs.