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Trösten: Wie du die richtigen Worte findest

  • Veröffentlicht: 12.04.2023
  • 08:45 Uhr
  • Bianca Leppert
Article Image Media
© IMAGO / Westend61

Ob Trennung, Jobverlust oder der Tod eines Angehörigen – in diesen Situationen die richtigen Worte zu finden, ist nicht immer leicht. Wie erklären dir, wie du andere in Krisen unterstützen kannst und warum Mitgefühl und Mitleid zwei verschiedene Dinge sind.    

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Trösten: Das Wichtigste in Kürze

  • Jeder von uns erlebt mal eine Lebenskrise. Ob wir arbeitslos werden, eine Trennung hinter uns haben oder jemand Geliebtes stirbt. Dann sind wir froh, Menschen an unserer Seite zu haben, die für uns da sind und uns trösten.

  • Mitfühlende Worte zu finden, ist aber gar nicht so einfach. Und mit Floskeln à la "Schau mal, die Sonne scheint aber" oder "Anderen geht es noch schlimmer" ist niemandem geholfen.

  • Stattdessen solltest du ehrlich an der Situation deines Gegenübers Anteil nehmen. Die Trauer und Problematik also nicht wegdiskutieren, sondern sie anerkennen.

  • Du fragst dich, wie das klappen kann? Wir haben einige Beispiele, wie du andere trösten kannst.

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Trösten: Das macht es so kompliziert

Sobald dir jemand traurig und vielleicht weinend gegenüber sitzt, fehlen dir die Worte? Kein Wunder, schließlich fühlst du mit der Person mit. Das Schwierige in dieser Situation: Meist können wir der Person das Leid nicht abnehmen oder die Situation sofort verbessern.

Die gute Nachricht: Meist erwarten Menschen, die getröstet werden wollen, gar keine Lösungsvorschläge. Sie brauchen jemanden, der ihnen zuhört und die Traurigkeit anerkennt. Das haben Wissenschaftler der University of Chicago herausgefunden. Und dafür musst du keine großen Reden halten oder Ratschläge geben, sondern einfach da sein und Anteil nehmen.

Trösten: Mitgefühl vs. Mitleid

Damit sind wir bei einem elementaren Unterschied, den man kennen sollte. Mitgefühl und Mitleid sind zwei verschiedene Dinge, auch wenn sie gerne verwechselt werden.

Mitleid: Hier bedauerst du beispielsweise einen Obdachlosen in der U-Bahn, weil es dir leidtut, wie er in seinen veralteten Kleidern um Geld bittet. Es lässt dich nicht kalt, aber du bist insgeheim erleichtert, selbst nicht in dieser Lage zu sein. Du gibst ihm vielleicht Geld, wendest dich dann aber ab.

Mitgefühl: Hier triffst du dich auf Augenhöhe mit deinen Liebsten, die leiden. Du nimmst an ihrer schwierigen Situation Anteil, lässt es aber erst mal so stehen, ohne direkt handeln zu wollen oder sie kleinzureden. Du hast genügend emotionale Distanz, um die Schulter zum Anlehnen zu sein.

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Mitfühlende Worte: Beispiele für Gesprächseinstiege

Du willst gerne für einen Freund oder eine Freundin da sein, zuhören und trösten? Weißt aber nicht, wie du anfangen sollst? Diese Beispiele sind vielleicht hilfreich.

  • Möchtest du darüber sprechen?
  • Wie geht es dir wirklich?
  • Ich würde dir gerne helfen, weiß aber nicht wie ...
  • Ich denke an dich, ich bin da und ich schicke dir viel Kraft ...
  • Warum weinst du? Willst du es mir erzählen?
  • Ich habe den Eindruck, du bist unglücklich/unzufrieden. Was ist der Grund?

Tröstende Worte: Was hilft und was du besser sein lassen solltest

👎🏻 Verharmlosung: Wie schon erwähnt, sind Floskeln ein absolutes No-Go. Du solltest das Problem nie kleinreden. "Alles halb so wild", "Andere Mütter haben auch schöne Söhne" oder "Das wird schon wieder" helfen den Betroffenen nicht weiter, denn in diesem Moment trauern sie und können nichts mit deinem Optimismus anfangen. Zumal es so wirken könnte, als nimmst du ihre Trauer gar nicht ernst und übergehst das Thema einfach. Das kann sogar in Richtung Toxic Positivity gehen.

👎🏻 Ungeduld: Auch Kommentare nach dem Motto "Das ist doch jetzt schon so lange her" oder "Beiß halt mal die Zähne zusammen" sind nicht sehr mitfühlend. Wie lange jemand braucht, um etwas zu verarbeiten, ist individuell. Und dabei dürfen auch Gefühle gezeigt werden.

👎🏻 Ignorieren: Dir ist bewusst, dass ein nahestehender Mensch zurzeit leidet, aber statt das anzusprechen, schweigst du das Thema lieber tot? Weil du denkst, der andere kann ja die Initiative ergreifen, wenn er oder sie reden möchte? Das ist keine gute Idee. Das wirkt womöglich so, als ob dir die Situation egal ist und du keine Lust hast, dich damit zu beschäftigen.

👍🏻 Zur Seite stehen: Der Satz "Melde dich, wenn du was brauchst", ist damit nicht gemeint. Denn der verschiebt das Thema nur auf später. Stattdessen mache konkrete Hilfsangebote. "Kann ich dir heute/morgen bei einer Tasse Kaffee zuhören?" oder "Wie wäre es, wenn ich dir heute Abend etwas selbst Gekochtes zu essen vorbeibringen?" oder "Ich denke an dich, du kannst dich melden, musst aber nicht, wenn es dir zurzeit zu viel ist."

👍🏻 Bedürfnisse beachten: Die einen wollen das Thema hoch und runter besprechen und verschaffen sich so Erleichterung, den anderen hilft vor allem Ablenkung. Und manchmal schwankt es auch von Tag zu Tag. Deshalb spreche mit deinem Freund oder deiner Freundin, was ihm oder ihr in diesem Moment guttun würde.

👍🏻 Anteilnahme: Du denkst dir bei den Schilderungen deines Gegenübers, du hättest es eh alles ganz anders gemacht? Das hilft jetzt nicht weiter. Besser ist es, die Verzweiflung der Person nicht noch größer zu machen und Verständnis zu zeigen wie mit "Mich würde das auch ärgern". Zu einem späteren Zeitpunkt kannst du immer noch ansprechen, was eine bessere Alternative gewesen wäre.

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Trösten: Grenzen beachten

Du kannst noch so ein guter Freund oder eine gute Freundin sein wollen. Trotzdem ist es wichtig, dass du deine eigenen Grenzen beachtest. Denn nur wenn du selbst die Kraft hast, kannst du auch anderen helfen. Deshalb getreu dem Hinweis im Flugzeug: Immer erst selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen, dann um andere kümmern.

Es gilt aber auch, die Grenzen der anderen Person zu respektieren. Wenn sie keinen Trost will, musst du das akzeptieren und kannst nur signalisieren, dass sie auch zu einem späteren Zeitpunkt immer auf dich zukommen kann.

Solltest du das Gefühl haben, die Situation wird schwieriger und die Person kommt nicht mehr selbst aus der Krise heraus oder zeigt Anzeichen einer Depression, ist es wichtig, professionelle psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Häufige Fragen zum Trösten

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