Anzeige

Die Heuschreckenplage in Afrika - und wie man sie bekämpfen will

  • Veröffentlicht: 25.06.2020
  • 16:35 Uhr
  • Franziska Schosser
Article Image Media
© picture alliance / AP Photo

Frösche, Stechmücken, Heuschrecken - Moses wünschte sie schon den alten Ägyptern an den Hals. Heute sind die Unheilbringer wieder da - nicht durch Gottes Hand, sondern vor allem wegen des Klimawandels.

Anzeige

Das Wichtigste zum Thema Heuschreckenplage in Ostafrika

  • Seit Monaten wütet in Ostafrika eine Heuschreckenplage - die schlimmste seit 70 Jahren in Kenia und seit 25 Jahren in Äthiopien und Somalia.

  • In wenigen Tagen drohen sie nach Norden weiter zu ziehen - und könnten so noch mehr Schaden anrichten.

  • Der Ursprung der Plage liegt auf der arabischen Halbinsel. Von dort zogen die Wüstenheuschrecken nach Ostafrika. Hier boten ihnen starker Regen und Überschwemmungen günstige Bedingungen, um sich schnell zu vermehren.

  • Die Schwärme sind bis zu 2.400 Quadratkilometer groß. Zum Vergleich: Das Saarland hat knapp 2.600 Quadratkilometer. Bis zu 150 Kilometer am Tag können die Heuschrecken zurücklegen und zerstören dabei Getreidefelder und Weiden.

  • Pro Quadratkilometer fressen die Insekten so viel wie 35.000 Menschen. Ein mittelgroßer Schwarm kann also so viel Lebensmittel vertilgen, wie die gesamte Bevölkerung Kenias.

  • Und: Wüstenheuschrecken vermehren sich exponentiell. Alle 3 Monate verzwanzigfacht sich die Anzahl der Insekten.

  • Extreme Regenfälle könnte alles nun gefährlich eskalieren lassen. Denn: Wenn in der Wüste frische Pflanzen sprießen, finden die Heuschrecken noch mehr Nahrung.

  • Was gegen die aktuelle Plage getan wird, aber warum die Zeit drängt, erfährst du weiter unten. Noch mehr kreative Anti-Plagen-Ansätze gibt es in der Bildergalerie am Ende der Seite.

Anzeige
Anzeige

Die Ausbreitung der Wüstenheuschrecken

Article Image Media

Das haben die australischen Buschbrände mit der Heuschreckenplage in Ostafrika zu tun

Schuld an beiden Phänomenen ist der sogenannte "Indischer-Ozean-Dipol".

Article Image Media

Die Temperatur der Wasseroberfläche ist im indischen Ozean nicht überall gleich. Sie unterliegt Schwankungen. Fallen die sehr extrem aus, beeinflusst das das Wetter.

Die Folgen: Ostafrika wurde von sintflutartigen Regenfällen getroffen. In Australien kam es hingegen zu einer langen Dürreperiode und Waldbränden.

Anzeige
Anzeige

Die Heuschreckenfamilie wartet auf Zuwachs: Darum muss jetzt gehandelt werden

Aktuell wird versucht die Heuschreckenplage mit Pestiziden aus der Luft und am Boden zu bekämpfen.

Das führt aber zu einem weiteren Problem: Die Chemieindustrie will in die bedrohten Regionen weiter Pesitzidmittel liefern, Umweltschützer und NGOs lehnen den großflächigen Einsatz der Pestizide ab.

Article Image Media
© Patrick Ngugi/AP/dpa

Die Umweltschützer monieren, dass die Pestizide nicht nur Heuschrecken töten, sondern auch nützliche Insekten wie Käfer und Bienen. Außerdem würden sie das gesamte Ökosystem durcheinanderbringen. Auch könnten die Mittel für die Menschen gefährlich sein, warnt Foodwatch.

Erste Erfolge gibt es in Kenia. Dort ist die Anzahl der Insekten zurückgegangen und befindet sich inzwischen im Millionenbereich.

Zudem kommt noch die Corona-Virus-Krise hinzu: Durch die verhängten Reiseverbote und die Schließung der Grenzen drohen vielerorts die Pestizide auszugehen.

Article Image Media
© Ben Curtis/AP/dpa

Gleichzeitig drängt die Zeit, denn eine neue Generation an Heuschrecken steht schon in den Startlöchern. Wüstenheuschrecken können im Gegensatz zu anderen Arten mehrmals pro Jahr Eier legen.

Der größte bisher gesichtete Schwarm in Kenia war 40 mal 60 Kilometer groß und zählte rund 200 Milliarden Tiere.

Die Folge: In der Region droht wieder einmal eine Hungersnot. Besonders Somalia und Nord-Kenia, aber womöglich auch Teile von Uganda und dem Süd-Sudan sind betroffen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass durch die Insekten die Ernährung von bis zu 25 Millionen Menschen akut gefährdet ist.

Auch die arabische Halbinsel, Pakistan und Indien leiden unter der Plage

🇮🇳 In Indien ist es die schlimmste Heuschreckenplage seit 27 Jahren. Besonders der Norden des Landes ist betroffen.

🙇🏽‍♂️ Die nächsten Tage und Wochen seien nun entscheidend, ob die Sommerernte vor den Plagegeistern gerettet werden kann.

💬 "Wenn wir die Schwärme nicht unter Kontrolle bekommen, bevor die Regenzeit beginnt, dann stehen wir vor enormen Problemen", warnt ein ehemaliger Mitarbeiter des indischen Landwirtschaftsministerium gegenüber ausländischen Medien.

🇵🇰 Auch das Nachbarland Pakistan ist betroffen.

🦗 Hier sei etwa ein Viertel der Bezirke des Landes befallen, sagt ein Sprecher der nationalen Katastrophenschutzbehörde.

🌏 Auf der arabischen Halbinsel haben der Oman und vor allem der Jemen mit der Heuschreckenplage zu kämpfen.

😥 Das große Problem des Jemen: Inmitten des Bürgerkriegs kümmerte sich niemand um die Bekämpfung der Insekten.

😑 Nun haben sich die Schwärme im Süden des gebeutelten Landes festgesetzt.

Anzeige
Anzeige

Die sind eine echte Plage

Die Heuschreckenplage in Afrika - und wie man sie bekämpfen will

1 / 5
Um eine Käferplage zu bekämpfen wurden Aga-Kröten in Australien eingeführt. Die wurden später selbst zur Plage. Die Kröte ist gefräßig - und giftig für andere Tiere. Gegen letzteres ging die australische Naturschutzbehörde mit einem ungewöhnlichen Mittel vor: Mit einer Wurst. Die riecht nach Aga-Kröte und löst bei Tieren, die sie essen, Übelkeit aus. In Zukunft machten sie einen Bogen um die Gift-Kröte.
© picture alliance/dpa

Um eine Käferplage zu bekämpfen wurden Aga-Kröten in Australien eingeführt. Die wurden später selbst zur Plage. Die Kröte ist gefräßig - und giftig für andere Tiere. Gegen letzteres ging die australische Naturschutzbehörde mit einem ungewöhnlichen Mittel vor: Mit einer Wurst. Die riecht nach Aga-Kröte und löst bei Tieren, die sie essen, Übelkeit aus. In Zukunft machten sie einen Bogen um die Gift-Kröte.

Mücken erscheinen uns im Sommer oft wie eine Plage. Kritisch wurde es 2019 in Gewässern in Süddeutschland. Das feuchte und warme Wetter bot den Stechmücken optimale Brutbedingungen. Der Ausbreitung versuchte man Herr zu werden - mit Hubschraubern, die Granulat abwerfen, das die Mückenlarven töten sollte. Das Problem: 2 Hubschrauber fielen aus. Manch ein Politiker wollte gar den Katastrophenfall ausrufen.
© Getty Images/3DFOX

Mücken erscheinen uns im Sommer oft wie eine Plage. Kritisch wurde es 2019 in Gewässern in Süddeutschland. Das feuchte und warme Wetter bot den Stechmücken optimale Brutbedingungen. Der Ausbreitung versuchte man Herr zu werden - mit Hubschraubern, die Granulat abwerfen, das die Mückenlarven töten sollte. Das Problem: 2 Hubschrauber fielen aus. Manch ein Politiker wollte gar den Katastrophenfall ausrufen.

Die Meere werden wärmer und saurer - was andere Lebewesen dahinrafft, macht den Quallen nichts aus. Sie vermehren sich rasant, erobern Lebensräume und fressen anderen Tieren die Nahrung weg. Wissenschaftler vom europäischen Forschungsprojekt GoJelly versuchen die Quallen zu nutzen, zum Beispiel in der Landwirtschaft oder zur Filterung von Mikroplastik. Zugleich können manche Quallenarten CO2 binden und dadurch die Erderwärmun
© Getty Images/ TheYok

Die Meere werden wärmer und saurer - was andere Lebewesen dahinrafft, macht den Quallen nichts aus. Sie vermehren sich rasant, erobern Lebensräume und fressen anderen Tieren die Nahrung weg. Wissenschaftler vom europäischen Forschungsprojekt GoJelly versuchen die Quallen zu nutzen, zum Beispiel in der Landwirtschaft oder zur Filterung von Mikroplastik. Zugleich können manche Quallenarten CO2 binden und dadurch die Erderwärmun

Termiten stammen ursprünglich aus China. Ende des zweiten Weltkrieges gelangten sie in andere Teile der Welt. In New Orleans bedrohen sie historische Gebäude, befallen Häuser, lebende Bäume, zernagen Telefonkabel, aber auch Gummi oder Kupfer. In ihrer Heimat China untergraben die Käfer bereits die Verbotene Stadt in Peking. Ein wirksames Mittel gegen die Plagegeister ist bisher noch nicht gefunden.
© Getty Images/membio

Termiten stammen ursprünglich aus China. Ende des zweiten Weltkrieges gelangten sie in andere Teile der Welt. In New Orleans bedrohen sie historische Gebäude, befallen Häuser, lebende Bäume, zernagen Telefonkabel, aber auch Gummi oder Kupfer. In ihrer Heimat China untergraben die Käfer bereits die Verbotene Stadt in Peking. Ein wirksames Mittel gegen die Plagegeister ist bisher noch nicht gefunden.

Im 15. Jahrhundert gab es in der Schweiz eine Maikäferplage. Ein Schweizer Bischoff wollte sie beenden - und forderte von den Käfern (auf Latein), innerhalb von 6 Tagen abzuziehen. Die Käfer waren unbeeindruckt. Die Folge: Sie wurde vor Gericht gestellt und offiziell aus der Kirche ausgeschlossen.
© Getty Images/Kate Nikol

Im 15. Jahrhundert gab es in der Schweiz eine Maikäferplage. Ein Schweizer Bischoff wollte sie beenden - und forderte von den Käfern (auf Latein), innerhalb von 6 Tagen abzuziehen. Die Käfer waren unbeeindruckt. Die Folge: Sie wurde vor Gericht gestellt und offiziell aus der Kirche ausgeschlossen.

Das solltest du dir merken

🤔 Die einst göttlichen Plagen sind heute - zumindest zum Teil - menschengemachte Katastrophen. Der Klimawandel sorgt dafür, dass sie uns in Zukunft wohl noch häufiger treffen werden. Wer die Plagen nachhaltig bekämpfen will, sollte also nicht beten, sondern sich für Klimaschutz einsetzen.

Mehr News und Videos
Real Survivor: Fabian Hambüchen gefangen am Meeresgrund

Real Survivor: Fabian Hambüchen gefangen am Meeresgrund

  • Video
  • 30:02 Min
  • Ab 12