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Aktie stürzt ab

300 Milliarden Dollar Schulden: Immobilienriese China Evergrande wird aufgelöst

  • Veröffentlicht: 29.01.2024
  • 13:42 Uhr
  • Anne Funk
China Evergrande steht vor dem Aus.
China Evergrande steht vor dem Aus.© Reuters

Der Richterin wurde es offenbar zu bunt: Nachdem es keinen konkreten Vorschlag für die Lösung des Schuldenproblems bei China Evergrande gegeben hatte, beschloss sie die Auflösung des Konzerns.

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Der hoch verschuldete Immobilienriese China Evergrande steht vor dem Aus: Eine Hongkonger Richterin hat die Auflösung des Konzerns angeordnet und am Montag (29. Januar) ein entsprechendes Urteil in der chinesischen Sonderverwaltungszone gefällt. Damit folgte sie dem Antrag der Gläubiger.

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Wegen nicht bezahlter Kredite war China Evergrande vor Gericht gelandet. Den Vorschlag, die im Verfahren verhandelten Schulden in Höhe von 23 Milliarden US-Dollar umzustrukturieren, hatten die im Ausland sitzenden Gläubiger mehrmals abgelehnt. Eineinhalb Jahre hatte die Anhörung gedauert, doch noch immer gab es keinen konkreten Vorschlag für die Umstrukturierung. 

Weltweit am höchsten verschuldeter Konzern

"Ich denke, es ist Zeit für das Gericht zu sagen, genug ist genug", so die Richterin. Mehrmals hatte sie dem mit umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar weltweit am höchsten verschuldeten Konzern Aufschub gewährt, um eine Lösung zu finden. Gegen das Urteil kann Evergrande in Berufung gehen, der Abwicklungsprozess werde aber bis zu einer Entscheidung erst einmal eingeleitet werden.

Die Aktie der Evergrande Group rauschte am Montag an der Hongkonger Börse in die Tiefe, der Handel mit dem Papier wurde gestoppt. Nun muss ein Insolvenzverwalter gefunden werden, der dann die Anlagen des Unternehmens verkauft, um die Gläubiger zu bezahlen. Allerdings könnte die Tatsache, dass das Urteil in Hongkong gefällt wurde, zu Problemen führen. Hier waren die Gläubiger vor Gericht gezogen, da Evergrande an der dortigen Börse gelistet ist.

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Unklar ist allerdings, ob das Urteil auch in Festland-China, wo viel Vermögen des Konzerns sitzt und ein anderes Rechtssystem herrscht, umgesetzt wird. Es könnte für den Verwalter schwer werden, am offiziellen Firmensitz personelle Entscheidungen zu treffen. Dass die Gläubiger viel von ihrem Geld wiederbekommen, ist in dem Fall unwahrscheinlich. Möglich wäre es aber auch, dass der Verwalter einen neuen Plan erarbeitet, die Schulden bei den Auslandskreditgebern umzubauen. Dafür müsste allerdings feststehen, dass der Konzern noch genug Anlagen hat, oder ein "Weißer Ritter" müsste auftauchen - also ein Investor mit dem nötigen Geld.

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:newstime

Auf der chinesischen Wirtschaft lastet die Krise bei China Evergrande und im Immobiliensektor schwer. Bauen war für die Volksrepublik einer der wichtigsten Konjunkturtreiber. Der Immobilienbereich macht Wang Dan, Chefökonomin von der Hang Seng Bank China, zufolge mehr als 20 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung aus. Außerdem war die Immobilienbranche ein wichtiger Anlaufpunkt für arbeitssuchende Uniabsolvent:innen. Mit wenigen Voraussetzungen ließ sich hier laut Wang gutes Geld verdienen, etwa als Makler:in oder als Angestellte:r in einer großen Immobilienfirma. Da der kränkelnde Sektor seine Rolle als Arbeitsbeschaffer mittlerweile verloren hat, trägt er nun zur hohen Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten bei. 

Wie kam es zur Krise?

Doch warum schwächelt der Immobiliensektor so sehr? Viele Chines:innen investierten in den Boom-Jahren nach der Jahrtausendwende in Immobilien, da diese mehr Stabilität als der Aktienmarkt versprachen. Die Bauträger steckten ihre sprudelnden Einnahmen direkt in neue Projekte. Menschen hatten schon Wohnungen gekauft, die noch gar nicht fertig waren - und nun vielleicht auch nicht mehr fertig werden.

Die Einnahmen der Bauträger gingen dann deutlich zurück - wegen einer seit der Corona-Pandemie schwächelnden Wirtschaft und weil die Menschen weniger ausgaben. Die Bauträger konnten ihre Schulden nicht mehr begleichen. Zuletzt versuchte die Regierung, mit Lockerungen bei der Kreditvergabe Kaufanreize zu schaffen. Es soll laut Berichten auch eine Liste mit angeschlagenen Firmen geben, in die Banken investieren sollen, um ihnen aus der Misere zu helfen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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