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Exklusives Interview

Kinderhilfswerk im Erdbebengebiet: Kindern wird die Zukunft genommen

  • Aktualisiert: 14.02.2023
  • 17:51 Uhr
  • Anne Funk

Millionen Menschen sind von den schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien betroffen. Besonders Kinder leiden, viele haben ihre Eltern verloren und sind oft schutzlos den Gegebenheiten ausgesetzt. Im exklusiven Interview mit ProSieben Newstime erklärt Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender der Hilfsorganisation World Vision Deutschland, warum gerade Kinder so gefährdet sind und wie ihnen geholfen werden kann.

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Mehr als 37.000 Menschen kamen nach derzeitigem Stand ums Leben, als die Erde am 6. Februar in der Türkei und in Syrien bebte. Insgesamt sind mehr als 23 Millionen Menschen direkt oder indirekt von den Folgen betroffen, es fehlt an Unterkünften - Straßen, Gebäude, Krankenhäuser sind zerstört.

Eine der vielen Hilfsorganisationen, die besonders den Jüngsten in der Not zur Seite steht, ist World Vision. Das international operative Kinderhilfswerk ist in 100 Ländern für Kinder und Familien aktiv, so auch aktuell in den Erdbebengebieten. Auch wenn die betroffenen Regionen der Türkei und Syriens direkt nebeneinander liegen, gibt es gravierende Unterschiede bei der Hilfeleistung, wie der Vorstandvorsitzende von World Vision Deutschland, Christoph Waffenschmidt, im Gespräch mit ProSieben Newstime erklärt.

Dramatische Lage in Syrien

Zwar sei die Situation in beiden Ländern verheerend, "die Zugänge in der Türkei sind aber viel einfacher", so Waffenschmidt. In der Türkei sei es gut möglich, in das Erdbebengebiet zu kommen, Rettungsteams waren und sind aktiv. In Syrien seien die Gegebenheiten allerdings ganz anders.

"Wir müssen uns noch mal vor Augen führen: Syrien ist ein Land, was über viele Jahre - jetzt ein gutes Jahrzehnt - im Bürgerkrieg war." In die vom Erdbeben betroffene Region flohen zuvor viele Menschen. "Das heißt, die haben ihre Heimat vorher schon verloren", jetzt haben sie das wenige, was sie noch hatten, durch das Erdbeben auch verloren.

Kinder werden einfach entführt, weggenommen, weil sie gerade alleine sind.

Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender World Vision Deutschland

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Kindern wird die Zukunft genommen

Hinzu komme, dass der Zugang nach Syrien für internationale Hilfsorganisationen immer noch sehr schwierig sei. "Das betrifft die Kinder natürlich dann auch ganz direkt", so Waffenschmidt weiter. "Sie sind die Verletzlichsten."

Viele Kinder haben ihre Eltern verloren, es gebe nun viele Waisenkinder. Viele von ihnen seien entweder im Krieg oder auf der Flucht geboren. Sie "sind in ein Leben gestartet ohne Zukunft. Und jetzt wird sozusagen diese Zukunft, die eigentlich fast schon gar nicht da war, auch noch genommen."

Nun gehe es konkret darum, die Kinder zu versorgen. Doch nicht nur gesundheitlich, denn besonders in solch fragilen Situationen, "wo Kinder auf einmal alleine sind, da wo Katastrophen passieren, da wo Flucht ist oder jetzt eine Naturkatastrophe, da sind Kinder ganz häufig ungeschützt". Leider würden solche Situationen auch ausgenutzt. "Kinder werden einfach entführt, weggenommen, weil sie gerade alleine sind."

Hilfe durch Kinderschutzzentren

World Vision wolle daher Strukturen schaffen, die Schutz bieten. "Wir schaffen sogenannte Kinderbetreuungszentren, das heißt, wir schaffen Räume, Orte, wo Kinder betreut werden können, gerade wenn sie jetzt ihre Eltern verloren haben." Und auch Kinder, die nicht Waisen geworden sind, benötigen Hilfe. Die Eltern seien mit anderen Dingen beschäftigt, zum Beispiel Nahrung und Trinkwasser zu beschaffen, um ihre Kinder könnten sie sich wenig kümmern. "Wir müssen auch einen Raum schaffen, dass Kinder einfach Kind sein können und dazu gehört spielen, dazu gehört lachen." Dazu gehöre auch, sich einfach mal "fallen lassen zu können".

Das ganze Interview von ProSieben Newstime mit Christoph Waffenschmidt sehen Sie oben.
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