Anzeige
Neue Studie warnt

"Potenziell lebensbedrohlich": Pilzerreger breitet sich in Deutschland aus

  • Veröffentlicht: 19.05.2023
  • 11:14 Uhr
  • Joachim Vonderthann

Der resistente Pilzerreger Candida auris breitet sich jetzt auch in Deutschland stärker aus. Expert:innen warnen vor schwer kontrollierbaren Ausbrüchen in Kliniken. 

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Der resistente Hefepilzerreger Candida auris tritt auch in Deutschland verstärkt auf.

  • In einer neuen Studie wird dringend zu Vorsichtsmaßnahmen geraten.

  • Infektionen mit dem Erreger können "potenziell lebensbedrohlich" sein.

Der resistente Hefepilzerreger Candida auris breitet sich inzwischen auch in Deutschland verstärkt aus. Das geht aus einer aktuellen Studie von mehreren deutschen Forschungseinrichtungen hervor, die jetzt im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde. Besonders gefährlich mache die Pilzart, dass sie schwer zu behandeln und potenziell lebensbedrohlich sei.

Gefährlicher Pilzerreger breitet sich aus

Die gemeinsamen Studie des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk), des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) weist eine Zunahme der Fallzahlen des Erregers auch in Deutschland nach. Im Beobchtungszeitraum bis Ende 2022 seien insgesamt 43 Fälle von Candida auris erfasst worden. In knapp 42 Prozent der Fälle sei ein Auslandsaufenthalt kurz vor dem Infektionsnachweis bekannt, teilte die JMU mit.

Die Zahlen in Deutschland liegen zwar noch weiter hinter denen in Ländern wie England, Spanien und Italien, wo Ausbrüche beobachtet wurden. Auch in den USA wurde im April dieses Jahres eine dramatische Zunahme von Candida-auris-Infektionen festgestellt. Dennoch warnt die Studie, dass der deutliche Anstieg an Infektionsnachweisen während der vergangenen zwei Jahre und der Nachweis erster Übertragungsereignisse in Deutschland als Alarmsignal gewertet werden sollten.

Anzeige
Anzeige

Candida auris "potentiell lebensbedrohlich"

„Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Spanien, Italien oder Großbritannien sind die Fallzahlen bei uns zum Glück noch niedrig. Wir müssen alles dafür tun, dass das so lange wie möglich so bleibt – unsere Erfahrung zeigt, dass jede Infektion mit Candida auris schwer zu behandeln und für Patienten und Patientinnen potenziell lebensbedrohlich ist", betonte Co-Autor und Mikrobiologe Alexander Aldejohann von der JMU. Der Studie zufolge waren 80 Prozent der untersuchten Pilzstämme hoch-resistent gegenüber Fluconazol, einem gängigen ein Anti-Pilzmittel.

Studienleiter Oliver Kurzai sagte "Unsere Analysen zeigen – zum Glück nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau – einen deutlichen Anstieg der C. auris-Importe nach Deutschland. Gleichzeitig konnten wir nachweisen, dass die Fälle aktuell in keiner Datenbank vollständig erfasst werden – wir müssen von einer Dunkelziffer ausgehen." Da man bereits erste Übertragungsereignisse in Deutschland finde, habe er dem RKI die Einführung einer gesetzlichen Labormeldepflicht für den Nachweis von Candida auris empfohlen, sagte der Leiter des NRZMyk weiter.

Auch WHO warnt vor resistenter Pilzart

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich im Oktober 2022 besorgt über 19 krankheitserregende Pilze gezeigt. Sie hob besonders Candida auris hervor. Dieser befalle vor allem Patient:innen in Kliniken und sei gegen viele Wirkstoffe resistent ist. Er wurde laut WHO erst 2009 in Japan entdeckt, habe sich aber bereits in mehr als 50 Länder verbreitet.

Vor allem Menschen mit Vorerkrankungen oder eingeschränktem Immunsystem bekämen leicht Pilzinfektionen, die oft spät erkannt würden und immer öfter nicht durch vorhandenen Medikamente geheilt werden können. Candida auris befällt laut WHO unter anderem das zentrale Nervensystem, Organe, Knochen und Augen. Auch die Weltgesundheitsorganisation mahnte, wie die deutsche Studie aktuell auch, eine bessere Erforschung und Überwachung der Pilzerreger an.

Mehr News und Videos
Konflikt in Syrien - Aleppo
News

Warum der Umbruch in Syrien nicht nur Grund zur Freude ist

  • 15.12.2024
  • 15:55 Uhr