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Hubschrauber und Militärfahrzeuge vor Ort

Eiserne Suche nach Überlebenden in Marokkos Erdbebengebieten - fast 3.000 Tote

  • Aktualisiert: 12.09.2023
  • 14:15 Uhr
  • Lena Glöckner

Die Bergungstrupps in Marokkos schwer zugänglichen Erdbebengebieten arbeiten bis zur Erschöpfung. In Dörfern, die sie erreichen, kämpfen sie sich Seite an Seite mit den verzweifelten Bewohnern mühsam durch die Trümmerberge. Doch sie müssen mit dem Schlimmsten rechnen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In Marokko schwindet die Hoffnung, noch Überlebende in den Trümmern zu finden.

  • Nach offiziellen Angaben stieg die Zahl der Todesopfer inzwischen auf mindestens 2.862 Menschen.

  • Rund 100.000 Kinder sind durch das Erdbeben direkt betroffen. 

In den vom schweren Erdbeben verwüsteten Bergdörfern Marokkos besteht für die verzweifelten Bewohner:innen und Einsatzkräfte kaum noch Hoffnung auf Überlebende. Bis an den Rand der Erschöpfung kämpfen sich die Rettungstrupps mit Unterstützung ausländischer Spezialisten bei Hitze durch das schwer zugängliche Gelände vor, legen teils mit bloßen Händen Trümmer frei, während in der Luft Leichengeruch hängt. Dutzende Dörfer seien zerstört, berichtete die marokkanische Nachrichtenseite "Hespress". Die Einwohner:innen müssten nicht nur die Toten bergen und begraben, es mangele auch an Lebensmitteln und Wasser.

Der Einsatzleiter eines britischen Hilfstrupps warnte im britischen Sender BBC vor einem steigenden Risiko von Krankheiten, wenn sich die Hilfe weiter verzögere. Nach ersten Informationen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) sind etwa 100.000 Kinder von der Katastrophe betroffen. Tausende Häuser seien in dem Land zerstört worden. Dadurch seien viele Familien obdachlos geworden und müssten die derzeit kalten Nächte im Freien verbringen.

Regierung unter Druck, Hilfe anzunehmen

Die marokkanische Regierung steht unter wachsendem Druck, mehr internationale Hilfe anzunehmen. Bisher hat Marokko nur Hilfe aus vier Ländern akzeptiert - Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gerechtfertigt wurde das damit, dass es zu chaotisch wäre, wenn plötzlich Teams aus der ganzen Welt in Marokko eintreffen würden. Auch Deutschland bot erneut Hilfe an. Bislang zeigte die Regierung in Rabat daran jedoch kein Interesse.

Das zerstörte historische Zentrum in Marrakesch.
Das zerstörte historische Zentrum in Marrakesch.© REUTERS

Bis Montagabend wurden mindestens 2.862 Tote gezählt, darunter Kinder. Es gebe mindestens 2.562 Verletzte. Es sei damit zu rechnen, dass Nachbeben auch in den kommenden Tagen und Wochen andauern und Kinder und Familien gefährden, so Unicef. Schulen, Krankenhäuser und andere medizinische und pädagogische Einrichtungen seien durch das Beben beschädigt oder zerstört worden, was die Kinder zusätzlich belaste.

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"Gut gemeinte Hilfe ist nicht immer gut gemacht"

Der ehemalige Präsident des deutschen Technischen Hilfswerks (THW), Albrecht Broemme, nahm die Einsatzleitung in Marokko im ZDF in Schutz. Marokko habe einen "vom König gut geförderten Zivilschutz, der sich gut informiert hat. Der gut ausgebildet wurde", erklärte Broemme. Das Land habe zudem "ganz hervorragende "Search&Rescue-Teams"". Marokko versuche, die Lage selbst zu beurteilen. "Also gut gemeinte Hilfe ist nicht immer gut gemacht", so Broemme.

Die Behörden hätten mittlerweile Feldlazarette in der Nähe des Epizentrums eingerichtet, um dort Verletzte zu versorgen, sagte Marokkos Justizminister Abdel Latif Wehbe dem arabischen TV-Sender Al-Arabiya am Montag (11. September). Derzeit könne man die genaue Anzahl der Toten und Schäden nicht klären. Am Montag hatten Militärhubschrauber zudem Hilfspakete über schwer zugänglichen Bergregionen abgeworfen.

Die Bevölkerung brauche neben humanitärer Hilfe nun auch vor allem psychologische Unterstützung, erklärte die Hilfsorganisation Care. "Neben den enormen physischen Verwüstungen wiegt vor allem auch der emotionale Schaden, der von dem erlebten Grauen und der ausgestandenen Angst verursacht wurde, sehr schwer", erklärte Hlima Razkaoui, Generalsekretärin von Care Marokko, in einem Bericht.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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