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Traurige Bilanz

Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland erreicht neuen Höchststand

  • Veröffentlicht: 06.09.2024
  • 11:36 Uhr
  • Lara Teichmanis
Berliner Kindernotdienst - eine der vielen Anlaufstellen für betroffene Kinder.
Berliner Kindernotdienst - eine der vielen Anlaufstellen für betroffene Kinder.© IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Trauriger Trend: Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen stieg auch im Jahr 2023 deutlich an. Mögliche Gründe nennt das Statistische Bundesamt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland stieg 2023 auf 63.700 Fälle.

  • Die genaue Zahl könnte laut Jugendämtern jedoch deutlich höher, bei über 67.000 Fällen liegen. Das wäre ein Anstieg von acht Prozent im Vergleich zu 2022.

  • In 73 Prozent der Fälle ging die Gefährdung der Minderjährigen von den eigenen Eltern aus.

Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland hat im Jahr 2023 einen neuen Höchststand erreicht, teilte das Statistische Bundesamt in einem Statement mit. Insgesamt stellten Jugendämter bei mindestens 63.700 Kindern oder Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt fest. Dies entspricht einem Anstieg von rund zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so der Bericht.

Eine Kindeswohlgefährdung läge laut Bericht dann vor, wenn dem Kind oder Jugendlichen eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls drohe oder bereits eingetreten sei.

Gefährdung trotz Kontakt zu Hilfseinrichtungen

Ein genauer Blick auf die Daten zeigt, dass Jungen im Alter von bis zu zwölf Jahren häufiger von Kindeswohlgefährdung betroffen sind, ab dem 13. Lebensjahr jedoch mehr Mädchen Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Durchschnittlich waren die betroffenen Kinder 8,2 Jahre alt.

Die Täter:innen befinden sich häufig unweit des Kinderzimmers: die eigenen Eltern. In 73 Prozent der Fälle waren die Mutter oder der Vater des betroffenen Kindes Grund für die Gefährdung. In den meisten Fällen hätten die Behörden Anzeichen von Vernachlässigung festgestellt (58 Prozent).

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Außerdem brisant: In 45 Prozent der Fälle stand die Familie bereits im Kontakt zur Kinder- und Jugendhilfe. Wenn fast die Hälfte der Betroffenen schon vor der Kindeswohlgefährdung Hilfe in Anspruch nehmen, wieso steigen dann die Zahlen seit Jahren?

Die Expert:innen vermuten eine höhere Sensibilität und Anzeigebereitschaft von Betroffenen, beziehungsweise Behörden und Kontaktpersonen wie Nachbar:innen oder Lehrer:innen. Dennoch könne ein tatsächlicher Anstieg der Zahlen nicht ausgeschlossen werden. Laut Bericht muss außerdem davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer der Kindeswohlgefährdung deutlich höher liegt. 

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Tatsächlicher Anstieg vermutlich noch höher

Aufgrund fehlender Datenmeldungen einiger Jugendämter könne davon ausgegangen werden, dass der tatsächliche Anstieg deutlich höher ist. Expert:innen schätzen, dass der Anstieg der Kindeswohlgefährdungen im Vergleich zum Vorjahr 2022 bei 5.000 Fällen oder etwa acht Prozent liegt. Demnach könnte die Gesamtzahl von Kindeswohlgefährdung im Jahr 2023 bei rund 67.300 Fällen liegen.

Das Statistische Bundesamt nennt als Gründe für die ungenaue Datenlage Fehler bei der Datenerfassung sowie einen Cyberangriff auf einen IT-Dienstleister. Weiter sei das Personal der Jugendämter deutschlandweit überlastet, was zu ungenauen Daten führen würde.

:newstime

Die Zahl behördlich festgestellter Kindeswohlgefährdungen stieg laut Statistischem Bundesamt auch im Jahr 2023. Mit Ausnahme des Jahres 2017 und des Corona-Jahres 2021 nahmen die Fallzahlen seit Einführung der Statistik im Jahr 2012 stets zu. Besonders hohe Anstiege von bis zu zehn Prozent wurden in den Jahren 2018 bis 2020 verzeichnet.

  • Verwendete Quellen:
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