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Herzzereißender Brief

"An Mama und Papa, die meine schwule Hochzeit boykottierten"

  • Veröffentlicht: 21.02.2018
  • 10:55 Uhr
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© Gazelle/Patrick Bradley

Der New Yorker Food-Kolumnist Patrick Bradley ist verheiratet. Mit einem Mann. Das war für seine Eltern so schwer zu ertragen, dass sie nichts mehr mit ihrem Sohn zu tun haben wollten. 

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Die Eltern blieben sogar seiner Hochzeit fern. Jetzt hat Bradley einen offenen Brief an seine Eltern geschrieben. Er ist herzzereißend. Und hat eine wichtige Botschaft. 

"Lieber Mama, lieber Papa,

es sind nun 890 Tage vergangen, seit ihr entschieden habt, nicht an meiner Hochzeit teilzunehmen. Ich weiß nicht, warum ich so lange gebraucht habe, um etwas dazu zu sagen.

Vielleicht habe ich mich zu sehr davor gefürchtet, was die Familie darüber denken oder sagen wird. Oder vielleicht habe ich auch Angst davor gehabt, noch mehr von meiner wunderbaren, großartigen Familie zu verlieren, an die ich Tag und Nacht denke.

Doch jetzt ist die Zeit gekommen, denn ich bin erschöpft, erschöpft von den 890 Tagen und Nächten, in denen mich eure Präsenz quälte. Oder eure fehlende Präsenz – um genau zu sein.

Ich bin erschöpft, weil ich Nacht für Nacht von euch träume. Und heute Nacht hatte ich den unangenehmsten/schlimmsten Traum – einen, der mich aus dem Schlaf rüttelte und mich daran hinderte, wieder einzuschlafen. Um 6:22 Uhr, nach weniger als drei Stunden Schlaf, sitze ich hier und schreibe diesen Brief an euch – obwohl ich weiß, dass es mir die Möglichkeit nimmt, genug Schlaf für die Arbeit zu bekommen. Aber ich nehme lieber in Kauf, mit wenig Schlaf zu arbeiten, als mit wenig Würde.

 Um niemanden aus der Familie (noch länger) auszugrenzen, sende ich diesen Brief an jeden einzelnen von euch. Ich möchte, dass jeder weiß, was an meinem letzten Besuch bei euch, vor meiner wunderbaren und schönen Hochzeit, passiert ist.

Ich schreibe diesen Brief nicht aus Rache (auch wenn es sich so anfühlt) – viel mehr, weil ich es leid bin, auf Eierschalen um meine Geschwister, Patenkinder, Neffen und Nichten herumzulaufen.

Ich bin es leid, für das Wohl der Familie, mein Verhältnis zu euch zu verschleiern. Ich bin es leid, ungewollte Urlaubs- und Geburtstagsgeschenke zu bekommen, ich bin es leid,  wie kühn ihr mit meinem Mann und mir redet, als wäre nichts geschehen. Schämt ihr euch nicht?

Ich denke, es ist an der Zeit, meine Seite der Geschichte zu erzählen, ich bin mir sicher, ihr habt eure schon erzählt. Ich möchte, dass alles ans Licht kommt, damit ich all meine Würde mit mir trage, wenn ich euch auf Familienversammlungen sehe – Versammlungen, denen ich lieber aus dem Weg gehen würde, wenn ich weiß, dass jeder von euch da sein wird. Ich habe andere Wege, meine Familie zu sehen.

Am 13. Mai 2013 habe ich einen Ausflug nach New-Jersey gemacht – der Tag nach Muttertag – um euch zum Essen auszuführen, weil ich den Tag zuvor arbeiten musste.

 Ihr habt mich vom Bahnhof abgeholt und wir haben an einem Geschäft angehalten, um eine Geburtstagskarte für einen der Jungs zu kaufen. Auf dem Weg dorthin erzählte ich euch, wie aufgeregt Michaels Großfamilie war, die extra über Georgia und Colorado gereist ist, um euch zu sehen.

Daraufhin antwortet ihr einfach, ihr würdet nicht zu unserer Hochzeit kommen.

Ich versuchte mich zu beherrschen, weil ich dachte, ich könnte euch vor meinem großen Tag doch noch davon überzeugen zu kommen. Als wir das Geschäft verließen, habt ihr angefangen, euch auf die Bibel zu berufen, während andere Besucher ihre Nachmittagsbesorgungen machten. Und als wir zurück im Auto waren, habt ihr euch vor dem Engel gefürchtet, der euch sagt, ,,Hört auf für Patrick zu beten! Er kommt sowieso in die Hölle". (…)

Ich habe euch einfach und ruhig erklärt, dass wenn ihr beide nicht zu meiner Hochzeit kommt, ihr mich nie wieder sehen würdet: nicht in den Ferien, nicht an Geburtstagen, nicht im Krankenhaus und auf keinen Beerdigungen.

Was ich dann hörte, versetzte mich in einen Schockzustand. Sie antworteten, schnell und gefasst: "Wir wissen das! Ich habe letzte Nacht mit deinem Vater gesprochen und wir haben es bereits akzeptiert! Wir haben gesagt, dass wir dich zurück zu Gott geben werden!"'

Ich erinnere mich noch an andere Dinge, die gesagt wurden, die ich aber an dieser Stelle nicht weiter erwähnen werde.

Ich war geschockt – geschockt davon, dass sie es vorziehen, mich nie wieder zu sehen, anstatt zu meiner Hochzeit zu kommen. Dann ging sie einfach zum nächsten Thema über: ,,Okay, ich glaube kaum, dass du jetzt noch mit zum Essen gehen möchtest''. Als ich die Autotür öffnete und zurück zur Bahn laufen wollte, fügtest du hinzu: ,, Lass mich dich zurück zur Bahn fahren. Lass es das Letzte sein, was ich für dich tun werde''.

 Mama und Papa: Durch eure Nicht-Teilnahme an meiner Hochzeit, habt ihr mich verstoßen und meinen Ehemann, welcher mein einziges unmittelbares Familienmitglied ist. Ich, wiederum, lehne alle ab, die meine Familie ablehnen – die keine Würde und Respekt vor ihr haben.

 Ich werde euch verzeihen, was ihr getan habt, wenn ihr gegenüber den Rest der Familie zugebt, dass es falsch war, was ihr getan habt.

Dass ihr zugebt, dass es falsch war, nicht auf meiner Hochzeit gewesen zu sein. Weil ich denke, dass es beschämend war, was ihr getan habt. Ihr habt eine Familie auseinandergerissen.

Aber was mir am meisten das Herz zerreißt, ist das, was ihr den jüngeren Familienmitgliedern damit angetan habt – diejenigen die zu jung sind, um zu wissen oder zu jung um zu verstehen, was passiert war.

Diejenigen, deren einzige Schlussfolgerung war ,,Patrick muss böse sein'' oder ,,Er muss etwas falsch gemacht haben, wenn Oma nicht zu seiner Hochzeit gegangen ist''. Deshalb denke ich, dass ihr euch schämen solltet und nicht ich.

Ich möchte, dass jeder alles weiß. Und vielleicht werde ich heute Nacht in der Lage sein, die ganze Nacht durchzuschlafen.

 

Mit den besten Absichten, 

Patrick"

(Dieser offene Brief ist zuerst bei Out.com erschienen.)

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