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Das bedeutet die Selffulfilling Prophecy

Psychologie: Das verbirgt sich hinter einer selbsterfüllenden Prophezeiung

  • Aktualisiert: 16.11.2023
  • 15:38 Uhr
  • Sarah Matthias
Die selbsterfüllende Prophezeiung kann bei bewusster und positiver Anwendung sehr hilfreich für das Erreichen deiner Ziele sein.
Die selbsterfüllende Prophezeiung kann bei bewusster und positiver Anwendung sehr hilfreich für das Erreichen deiner Ziele sein.© rawpixel.com - stock.adobe.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Die selbsterfüllende Prophezeiung begegnet uns jeden Tag - nicht nur auf Social Media.

  • Sie beeinflusst uns teils unbewusst - durch unsere Annahmen über uns selbst und unser Umfeld.

  • Leider sind diese Selffulfilling Prophecys oft negativ. Dabei haben sie auch eine sehr positive Macht.

  • Hier erfährst du, was hinter dem psychologischen Phänomen steckt und wie du es für dich nutzen kannst.

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Die selbsterfüllende Prophezeiung, auch Selffulfilling Prophecy genannt, ist ein psychologisches Phänomen, durch das wir uns und andere nicht unerheblich im Alltag beeinflussen. Abstellen geht quasi nicht - aber so kannst du die Zukunftsannahmen für dich nutzen! 

Was du erwartest, wird geschehen…

Wir starten mit einem Beispiel: Tim ist eigentlich ein eher durchschnittlicher Schüler. Seine Noten sind nicht spitzenmäßig, aber eben auch nicht schlecht. Eine Zwei in Deutsch, eine Drei in Englisch, vielleicht mal eine Vier in Mathe. Tim und seine Eltern sind damit vollauf zufrieden.

Aber sein Lehrer, Herr Schmidt, sieht etwas in ihm. Er glaubt, es steckt mehr Potenzial in dem Jungen. Also fängt er an, ihn zu fördern, er nimmt sich Zeit, ihm Dinge zu erklären und ermutigt ihn immer wieder.

Tim bemerkt die Förderung seines Lehrers und bekommt zunehmend mehr Selbstvertrauen in seine Fähigkeiten - es macht ihm zudem sogar hin und wieder Spaß zu lernen. Er strengt sich an, entwickelt Ehrgeiz und siehe da: Seine Noten werden von Monat zu Monat besser. Schon nach einem Jahr sind seine Noten von einer Drei auf eine Zwei oder sogar eine Eins gestiegen.

Sind Tims Fleißarbeiten der Schlüssel zu den besseren Noten? Oder liegt die Ursache tiefer? Wahrscheinlich sogar in einem Phänomen, das in der Psychologie als "sich selbst erfüllende Prophezeiung" bezeichnet wird.

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Definition der selbsterfüllenden Prophezeiung

Bereits im Jahr 1966, also vor über 55 Jahren, führten die Wissenschaftler:innen Rosenthal und Jacobson das erste wissenschaftliche Experiment zur selbsterfüllenden Prophezeiung durch. Der Aufbau war damals ziemlich ähnlich zu dem Beispiel oben. Sie gaben Lehrer:innen einige Namen von Kindern, die angeblich besonders begabt seien (was allerdings nicht stimmte). Nach einem Jahr konnten die Forscher:innen dann feststellen, dass diese angeblich begabten Kinder sich signifikant verbessert hatten. Und das einfach nur, weil die Lehrer:innen sich ihnen gegenüber anders verhalten hatten.

Seitdem versteht man darunter Folgendes:

Eine selbsterfüllende Prophezeiung ist eine Annahme einer Person über sich selbst oder andere. Diese führt dazu, dass er oder sie sich dementsprechend verhält und so die Annahme - durch geändertes Verhalten und Erleben - schließlich wahr wird.

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So kann eine Selffulfilling Prophecy aussehen

Das Phänomen wurde seither viel untersucht und auch in anderen Kontexten beobachtet. So zum Beispiel hier:

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Wirtschaftsmechanismen

Wenn eine Gesellschaft das Gefühl oder gar die Annahme hat, die wirtschaftliche Lage würde bald schlechter werden, kaufen die Menschen in der Regel weniger und sparen lieber. Die verringerte Kaufkraft führt dann - trotz einer Wirtschaft, die eigentlich stabil ist - dazu, dass sich die Situation tatsächlich verschlechtert. Die Annahme der Gesellschaft ist also rückwirkend richtig.

Sportliche Leistung

Spornt dich dein Trainer oder deine Trainerin im Sport immer wieder an, glaubt an dich und fördert dich dementsprechend, wirst du auch spürbar bessere Leistungen erbringen. Leider würde das wahrscheinlich auch anders herum funktionieren: Macht dich ein Coach immer wieder nieder und vermittelt dir, dass er oder sie nicht viel von dir erwartet, wirst du auch schlechtere Leistungen bringen.

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Arbeitswelt

Fördert eine Führungskraft einen Mitarbeiter intensiv, fragt ihn immer nach seiner Meinung, gibt ihm Aufgaben, an denen er wachsen kann, so wird dieser Mitarbeiter auch erfolgreicher sein und aufsteigen. Umgekehrt funktioniert es genauso: Behandelt die Führungskraft eine andere Mitarbeiterin eher abwertend, hat immer etwas auszusetzen an ihrer Arbeit, wird diese Mitarbeiterin an Selbstvertrauen verlieren und weniger erfolgreich sein.

Selbstwert

Kennst du das? Immer wieder bist du übermäßig kritisch mit dir selbst, denkst vielleicht sogar "Ich kann das nicht" oder "Ich bin nicht gut genug"? Damit stellst du dir eine selbsterfüllende Prophezeiung auf. Nach diesen Gedanken wirst du dich weniger risikofreudig oder weniger selbstbewusst verhalten und dir werden die Beispiele, die diese Annahmen verstärken, auffallen. All das führt am Schluss dazu, dass du mit größerer Wahrscheinlichkeit wirklich scheiterst, aufgibst oder vergisst.

Soziale Situationen

Dasselbe kann dir auch in sozialen Situationen passieren - nimmst du an, du kämst bei Fremden nicht gut an, wirst du vermutlich schüchterner, introvertierter oder defensiver sein. Das wiederum führt dazu, dass andere Menschen dich vielleicht wirklich erstmal nicht einschätzen können oder gar übersehen. Achte also am besten immer darauf, dich selbst etwas positiver zu sehen und den ersten Eindruck von dir positiv zu gestalten. Auch dafür haben wir einige Tipps für dich.

Du siehst also, deine eigenen Annahmen über dich oder andere können dich in so gut wie jedem Kontext beeinflussen. Sei es durch deine eigenen Gedanken, oder dadurch, wie andere dich behandeln, weil sie selbst ein Bild von dir haben.

Die selbsterfüllende Prophezeiung zieht sich durch unser aller Leben. Grund genug, sich unsere Annahmen und Glaubenssätze einmal genauer anzusehen.
Die selbsterfüllende Prophezeiung zieht sich durch unser aller Leben. Grund genug, sich unsere Annahmen und Glaubenssätze einmal genauer anzusehen.© Courtney H/peopleimages.com - stock.adobe.com

Das kann eine selbsterfüllende Prophezeiung - und das nicht

Die selbsterfüllende Prophezeiung hat tatsächlich eine recht große Kraft. Bestimmt hast du schon einmal etwas über den Placebo-Effekt gehört - ein Medikament hat eigentlich keine Wirkung, aber weil der oder die Patient:in daran glaubt, setzt die Wirkung trotzdem ein. Auch das ist auf die Selffulfilling Prophecy zurückzuführen.

Der Glaube an etwas kann, laut dem Wissenschaftler Robert Gramling von der Universität Rochester, NY, sogar noch einen Schritt weiter gehen. Er führte ein Experiment durch, bei dem einigen Männern gesagt wurde, sie hätten ein geringes Herzinfarkt-Risiko - egal, ob das stimmte oder nicht. Diese erlitten ganze dreimal weniger einen Herzinfarkt als die Kontrollgruppe, die diese Information nicht hatten.

Doch auch wenn die Selffulfilling Prophecy dir im Alltag einiges erleichtern und du dadurch vieles beeinflussen kannst, hat die Theorie auch ihre Grenzen. Ein gebrochenes Bein wirst du durch "simples" positives Denken nicht heilen können - das braucht nunmal seine Zeit. Auch psychische Erkrankungen, feste Gegebenheiten, bestimmte Strukturen usw. wirst du dadurch nicht verändern.

Und auch andere Menschen, toxische Beziehungen, red flags und Co. kannst du nur begrenzt durch die Steuerung deiner Gedanken beeinflussen. Versuchen wir, uns mit überzogen positiven Annahmen selbst zu manipulieren, scheitert die psychologische Methode ebenfalls an der Realität.

Der Diplompsychologe Prof. Dr. Florian Becker beschreibt es folgendermaßen:

Es bringt nichts, andere oder uns selbst als künftige "Nobelpreisträger" oder "Superwoman" zu sehen. Eine überzogene Erwartung bei anderen Menschen zu wecken, ist ebenfalls keine gute Idee. Wir können dann nur enttäuschen.

Prof. Dr. Florian Becker

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  1. Hinterfrage deine Annahmen über andere:
    Viele Selffulfilling Prophecys sind in uns verankert, ohne dass wir es bewusst merken. Um sie also verändern zu können, musst du dir diese erstmal bewusst machen. Achte auf deine Umwelt und dein Umfeld - überraschen dich viele deiner Mitmenschen positiv? Das zeigt dir, dass du ihnen zu wenig zutraust. Passe deine Annahmen an das an, was du siehst und korrigiere dabei ggf. das Bild, was du von jemandem hast. Die betreffenden Menschen werden es merken und sich in eine bessere Richtung entwickeln.
  2. Umgebe dich mit den "richtigen" Menschen
    Auch wenn wir natürlich alle lieber Komplimente bekommen, als kritisiert zu werden, bedeutet das NICHT, dass du jetzt alle Kontakte abbrechen sollst, die dir nicht nach dem Mund reden. Im Gegenteil: Es bedeutet, dass du dich mit Menschen umgeben sollst, die dir gut tun, an dich glauben und in dir das sehen, was du werden möchtest. Suche dir also Menschen, die die "Prophezeiung" von dir haben, die du gern erfüllen möchtest. So wird es dir leichter fallen, dich danach zu entwickeln. Trotzdem bedeutet es auch, dich von Menschen, die keine konstruktive Kritik für dich übrig haben und dir ein schlechtes Gefühl geben, zu entfernen. Wie du z.B. toxische Freundschaften erkennst, haben wir dir hier zusammengefasst.
  3. Nutze den ersten Eindruck
    Das klingt erstmal sehr banal, aber vielleicht auch für manche beängstigend. Der erste Eindruck ist die Einschätzung, die wir in den ersten Sekunden von jemandem haben. In nur wenigen Sekunden werden die Informationen, die wir von einem Gegenüber bekommen, verarbeitet und ein Bild geformt. Dieses Bild ist anschließend meist nur mühsam zu ändern. Wenn also schon am Anfang der Eindruck entsteht jemand sei "unfreundlich", dann steht die selbsterfüllende Prophezeiung eigentlich schon. Wie du einen positiven ersten Eindruck hinterlässt, liest du hier.
  4. Ein bisschen positiver, als sonst
    Du möchtest gern positiv wahrgenommen werden? Dann mach doch am besten selbst den ersten Schritt. Versuche, die Menschen im Zweifel immer etwas positiver zu sehen, als du es normalerweise tun würdest. Ein kleiner Vertrauensvorschuss hier, ein offeneres Auftreten da. Das wird dein Umfeld nicht nur in die Richtung formen, sondern auch dich in ein besseres Licht rücken. Denn Menschen merken es, wenn andere sie mögen und ihnen vielleicht sogar mehr zutrauen, als sie selbst. Und wem gefällt das nicht? Also werden andere auch dich positiver wahrnehmen, was dir wiederum gut tut. Es ist also eine Win-win-Situation.
    Auch hier gilt zwar: Nur ein wenig "rosarote Brille". Zu hohe Erwartungen schaden eher. Trotzdem kann ein Quäntchen Zuversicht schon viel bewirken.
  5. Hinterfrage dein Selbstbild
    Zum Schluss einer der wichtigsten Tipps: Sei nicht so hart zu dir selbst! Auch deine eigenen Überzeugungen, Glaubenssätze und selbsterfüllenden Prophezeiungen beeinflussen dich maßgeblich. Also checke einmal, was du dir den ganzen Tag über so selbst sagst und mache dir klar, dass du mit positiven Ansätzen und Gedanken viel weiter kommst. Natürlich haben wir alle bestimmte Glaubenssätze von Klein auf verinnerlicht, die wir nicht einfach ignorieren können. Doch mit Selbstliebe fängt alles an. Hier ein paar Vorschläge, wie du destruktive Sätze durch positive ersetzen könntest:
Drehst du Annahmen über deine Fähigkeiten oder über andere ins Positive, kann dir das in deinem Leben weiterhelfen.
Drehst du Annahmen über deine Fähigkeiten oder über andere ins Positive, kann dir das in deinem Leben weiterhelfen.© Adobe Stock - Wayhome Studio
  • Statt "Ich schaff das doch eh nie" - "Ich glaube, dass ich das schaffen kann."
  • Statt "Ich bin viel zu dick, meine Nase ist zu groß, meine Haare zu dünn." - "Mein Körper ist schön so wie er ist und ich sehe toll aus!"
  • Statt "Ich kann das nicht" - "Ich kann das noch nicht." oder "Ich lerne das."
  • Statt "X kann ich nicht, y bin ich nicht, …" - "Ich bin gut in x, y kann ich schon sehr gut, der Rest kommt noch."
  • Statt "Sie mögen mich bestimmt nicht" - "Meine Freund:innen/Familie mag mich so, wie ich bin."
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