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Übung "Dragon 24"

NATO-Staaten proben den Ernstfall: Großmanöver in Polen zur Abschreckung Putins

  • Aktualisiert: 05.03.2024
  • 16:41 Uhr
  • Benedikt Rammer

Die Soldat:innen mehrerer NATO-Staaten haben in einem Großmanöver die Weichsel in Polen überquert. Die Übung dient zu Abschreckung Russlands. Die Überwindung von Gewässern spielt im Kriegsfall eine große Rolle.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Soldat:innen aus neun NATO-Ländern überqueren den längsten Fluss Polens.

  • Die Übung ist Teil eines Großmanövers zur Abschreckung Russlands.

  • Die Überwindung von Gewässern kann im Kriegsfall entscheidend sein.

An Polens längstem Fluss übt die NATO für den Ernstfall. Die Übung "Dragon 24" (Drache) findet rund hundert Kilometer südlich von Danzig in Korzeniowo statt. Die Weichsel hat hier eine Breite von 320 Metern. An drei Stellen setzen deutsch-britische, französische und polnische Pioniereinheiten schweres Gerät über das Wasser. Insgesamt sind an der Übung 20.000 Soldaten aus neun NATO-Ländern beteiligt, davon 15.000 aus Polen. Die Bundeswehr ist mit 1300 Männern und Frauen dabei.

Im Video: Putin warnt NATO vor Eingriff in der Ukraine

"Sowohl das Baltikum als auch Polen sind von großen Gewässern durchzogen. Und in einem möglichen Szenario sind natürlich die Brücken ein lohnendes Ziel für einen potenziellen Gegner - die sind relativ schnell zerstört", sagt Oberstleutnant André Burdich vom deutsch-britischen Pionierbrückenbataillon 130. Dann brauchen die Soldaten die Amphibienfahrzeuge und Pontonbrücken, um möglichst rasch Kampfgerät überzusetzen sowie Verstärkung und Reserven nach vorn zu bringen.

NATO-General Gunnar: "Wir zeigen, welche Fähigkeiten wir haben"

Die Übung an der Weichsel ist Teil eines Großmanövers, das die NATO zur Abschreckung Russlands an ihrer Ostflanke abhält. Die rund vier Monate dauernde Übung Steadfast Defender (etwa: "Standhafter Verteidiger") erstreckt sich von Norwegen bis nach Rumänien. Das Verteidigungsbündnis hat dafür rund 90.000 Soldaten mobilisiert. "Wir zeigen, welche Fähigkeiten wir haben, und wir verbinden das mit der Entschlossenheit, sie auch einzusetzen", sagt der deutsche NATO-General Gunnar Brügner.

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Ein Hauptziel des Großmanövers ist neben dem Trainingseffekt die Abschreckung. Brügner formuliert das so: "Jedes Schiff, das segelt, jedes Flugzeug, das fliegt, jeder Helikopter in der Luft, jeder Panzer, der rollt, sendet eine Botschaft. Und das ist notwendig."

Es gibt zunehmend Warnungen, dass Russland in einigen Jahren bereit sein könnte, den Bündniswillen der NATO auf die Probe zu stellen. Seit dem Vorstoß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der einen Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine nicht ausschließen will, hat die Debatte um die Kriegstüchtigkeit des Bündnisses weiter an Fahrt gewonnen.

Putin schloss Einmarsch in NATO-Staaten zuletzt aus

Polen ist einer der engagiertesten Unterstützer der Ukraine, es hat zudem knapp eine Million Kriegsflüchtlinge aus seinem östlichen Nachbarland aufgenommen. Außerdem dient es als logistische Drehscheibe für die Militärhilfe des Westens. Das EU- und NATO-Mitglied gehört zu den Ländern, die sich wegen ihrer Lage besonders von Russland bedroht fühlen. Viele Polen befürchten, dass ihnen eines Tages ein ähnliches Schicksal drohen könnte wie den Menschen in der Ukraine, die mittlerweile seit mehr als zwei Jahren mit dem russischen Angriffskrieg konfrontiert sind. Die Botschaft der Übung "Dragon 24" sei klar, sagt NATO-General Brügner: "Wir sind bereit zur Verteidigung Polens."

Polen hat zuletzt massiv in moderne Waffensysteme investiert und gibt rund vier Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aus. Regierungschef Donald Tusk warnte kürzlich, man müsse die Drohungen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin gegen den Westen "todernst" nehmen.

In einem Interview mit dem rechtsgerichteten US-Moderator Tucker Carlson hatte Putin Anfang Februar erklärt, ein Einmarsch Russlands in die NATO-Staaten Polen und Lettland sei "absolut ausgeschlossen" - mit einer Ausnahme. Auf die Frage, ob er sich ein Szenario vorstellen könnte, in dem er russische Truppen nach Polen schicken würde, entgegnete Putin: "Nur in einem Fall: Wenn Polen Russland angreift." Russland habe keine territorialen Interessen in Polen oder Lettland, versicherte er. Gleiches hatte er aber auch vor seinem Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 gesagt.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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