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Schleppende Tarifverhandlungen

Praxis-Streik: Warum es vielen Ärzte-Angestellten jetzt reicht - und Patienten Geduld brauchen

  • Veröffentlicht: 08.02.2024
  • 14:51 Uhr
  • Kira Born
Schilder werden bei einer Kundgebung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) zum Warnstreik des Verbands medizinischer Fachberufe (Vmf) in Berlin hochgehalten.
Schilder werden bei einer Kundgebung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) zum Warnstreik des Verbands medizinischer Fachberufe (Vmf) in Berlin hochgehalten.© Christoph Soeder/dpa

Das medizinische Personal bei niedergelassenen Ärzt:innen will mehr Geld und mehr Anerkennung. Erstmals rief ihr Verband nun zur Arbeitsniederlegung auf.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Verband medizinischer Fachberufe e. V. hat zum 8. Februar zu einem deutschlandweiten Warnstreik aufgerufen.

  • Gefordert werden unter anderem bessere Löhne für alle Medizinischen Fachangestellten und Arzthelfer:innen.

  • Die Gewerkschaft rief zur Niederlegung der Arbeit auf, nachdem in den seit Oktober andauernden Tarifverhandlungen keine Einigung erzielt werden konnte.

330.000 Angestellte sind zum Streik aufgerufen

Wer am heutigen Donnerstag (8. Februar) zum Arzt oder zur Ärztin wollte, musste vielerorts mehr Zeit einplanen. Unter dem Slogan "So nicht mehr!" rief der "Verband medizinischer Fachberufe e. V." (Vmf) zu einem bundesweiten Warnstreik auf. Betroffen sind besonders niedergelassene Praxen, da hier medizinische Fachangestellte sowie Auszubildende ihre Arbeit niederlegten. Vereinzelt sollten auch Praxen wegen Personalmangels geschlossen bleiben. 

Der Verband bat - wegen längerer Wartezeiten - um das Verständnis der Patient:innen. Die Notfallversorgung laufe trotz Streik regulär weiter und werde in jedem Fall aufrechterhalten, so der Vmf. Rund 330.000 Medizinische Fachangestellte (MFA) aus der ambulanten Versorgung in Deutschland waren zur Arbeitsniederlegung aufgefordert worden. Mindestens 2.000 Praxis-Angestellte folgten dem Aufruf.

Verbandspräsidentin Hannelore König zeigte sich zufrieden mit der Resonanz auf den Warnstreik. "Heute werden die Auswirkungen zwar nicht flächendeckend spürbar sein, aber dort, wo die MFA nicht zur Arbeit kommen, ist es ein Ausblick darauf, was droht, wenn wir nicht die Gehälter erhöhen", sagte König der Deutschen Presse-Agentur.

Im Video: 4-Tage-Wochen in Praxen - Ärzte-Boss warnt vor sehr langen Wartezeiten

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Gefordert wird unter anderem mehr Lohn

Seit Oktober stehen Vmf und die Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/Medizinischen Fachangestellten (AAA) in Verhandlungen. Da es zu keiner Einigung im Tarif-Streit kam, rief der Verband nun erstmals in seiner Geschichte die Medizinischen Fachangestellten und Arzthelfer:innen zum Streik auf. "Es ist jetzt die Zeit zum Handeln", sagte Stephanie Schreiber, 2. Vorsitzende des Vmf in einem offiziellen Statement zum Warnstreik.

Die Gewerkschaft fordert:

  • eine tarifliche Lohnerhöhung von insgesamt 14,6 Prozent über alle Berufsjahr- und Tätigkeitsgruppen. 
  • 2.000 Euro Inflationsausgleich für Medizinische Fachangestellte und Arzthelfer*innen und 1.000 Euro für Auszubildende
  • Erhöhung der jährlichen Sonderzahlungen von 70 auf 75 Prozent nach zweijähriger Betriebszugehörigkeit

Die Arbeitgeberseite hatte, laut dem Verband, nur eine durchschnittliche Lohnsteigerung von 5,5 Prozent angeboten. Diese liegt weit unter den geforderten 14,6 Prozent.

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Auch Ärzteverbände unterstützen den Streik

Der Tarifstreik wird auch von der Ärztekammer der niedergelassenen Ärzt:innen Virchowbund unterstützt. "Die Praxen sind chronisch unterfinanziert. Das bekommen auch unsere MFA täglich zu spüren", sagt Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbunds, in einem Statement zum Streik.  Heinrich zufolge sind die Maßnahmen angebracht, da viele Angestellte in niedergelassenen Praxen "trotz Liebe zu ihrem Beruf" wegen der Arbeits- und Rahmenbedingungen das Jobfeld verlassen. Auch kritisierte er die "mangelnde Wertschätzung der Politik gegenüber den MFA.

Die Vmf gab an, dass aus fast alle Bundesländern Teilnahme-Rückmeldungen eingegangen seien. Wie viele MFA und Arzthelfer:innen genau letztendlich ihre Arbeit niederlegten, blieb jedoch unklar, denn nur ein Teil der Mitarbeitenden in Arztpraxen ist gewerkschaftlich organisiert. Die zentrale Kundgebung sollte laut Vmf in Berlin stattfinden. Andere Kundgebungen waren in Dortmund, Hamburg, Marburg, Nürnberg und Stuttgart geplant.

  • Verwendete Quellen:
  • Verband medizinischer Fachberufe e.V.: "Aufruf zum #MFA-Warnstreik am 8. Februar 2024"
  • aerzteblatt.de: "Einschränkungen in Arztpraxen durch Streik des Praxispersonals zu erwarten"
  • VirchowBund: "Streik der Medizinischen Fachangestellten (MFA): Kampf um Erhalt ambulanter Strukturen"
  • Nachrichtenagentur dpa
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