Bürgerkrieg
Sudan: Bundeswehr fliegt mehr als 300 Menschen aus - Scholz dankt für Einsatz
- Aktualisiert: 24.04.2023
- 17:08 Uhr
- Max Strumberger
Die Lage im Sudan spitzt sich weiter zu. Die Bundeswehr fliegt deshalb mehr als 300 Menschen aus dem Bürgerkriegsland aus. Am Montagmorgen landete die erste Evakuierungsmaschine in Deutschland.
Das Wichtigste in Kürze
Seit knapp zwei Wochen tobt im Sudan ein blutiger Bürgerkrieg.
Die Lage ist inzwischen so instabil, dass viele Länder ihre Bürger evakuieren.
Auch Deutschland hat nun 300 Menschen in Sicherheit gebracht. Ein erster Evakuierungsflug ist in Berlin gelandet.
Die Bundeswehr hat mehr als 300 Menschen aus der umkämpften sudanesischen Hauptstadt Khartum ausgeflogen. Am Sonntagabend (23. April) hob als erste deutsche Maschine ein Militärtransporter zum Rückflug ab, wie die Bundeswehr in der Nacht auf Twitter mitteilte. Diese Maschine, mit 101 Deutschen, ihren Familien und Angehörigen weiterer Partnerstaaten an Bord, landete am Montagmorgen (24. April) in Berlin. Das teilte das Auswärtige Amt mit.
Laut Bundeswehr war am Sonntagabend ein zweiter Flieger mit 113 Evakuierten aus dem Sudan abgehonem, danach ein dritter mit ähnlich vielen Insassen. Unklar war zunächst, ob damit alle auf der Krisenliste registrierten Deutschen bereits außer Landes gebracht worden sind. Weitere Evakuierungsflüge seien geplant, solange die Sicherheitslage es zulasse, hieß es vom Auswärtigen Amt.
Evakuierung über Jordanien
"Wir gucken natürlich mit Sorge auf die Lage, hoffen, dass sie vielleicht noch ein bisschen länger so hält, dass wir die Operation weiter fortführen können und werden jede Minute nutzen, um Leute rauszubringen", erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin.
Deutschland hat wie andere Staaten in dem Land am Horn von Afrika eine militärische Evakuierung begonnen. Es sollen mehr als 300 auf einer Krisenliste registrierte Deutsche über den jordanischen Militärflugplatz Al-Asrak ausgeflogen werden. Auch Bürger:innen von Partnerstaaten soll geholfen werden. Der Einsatz, an dem insgesamt mehr als 1.000 Männer und Frauen der Bundeswehr beteiligt sind, wurde über mehrere Tage hinweg vorbereitet.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach den Einsatzkräften der Bundeswehr seinen Dank aus. "Es ist ein gefährlicher Einsatz, aber er ist wichtig, um Bürgerinnen und Bürger unseres Landes und anderer Länder in Sicherheit zu bringen", so der Politiker am Montag. "Ich danke der Bundeswehr für diesen Einsatz." Die Operation sei gut vorbereitet gewesen.
Zwei Generäle kämpfen um die Macht im Sudan
In dem Land waren vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohner seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte sich die RSF der Armee unterordnen und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen. Da sich beide Lager jedoch letztlich nicht einigen konnten, schlug der Konflikt in Gewalt um.
In Khartum hat sich die Versorgungslage seit dem Beginn der Kämpfe dramatisch verschlechtert. Wasser und Lebensmittel fehlen, Stromabschaltungen behindern zunehmend die Kommunikation, es kommt zu Plünderungen.
Bereits Hunderte Tote im Sudan
Auch am Sonntag gingen die schweren Gefechte weiter. Die Zahl der getöteten Zivilisten steige täglich, berichtete das sudanesische Ärztekomitee. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verloren seit Beginn der Kämpfe mindestens 413 Menschen ihr Leben, mehr als 3500 wurden verletzt. Die tatsächliche Opferzahl dürfte weitaus höher liegen. Im flächenmäßig drittgrößten Land Afrikas mit seinen 46 Millionen Einwohnern seien nur noch 35 Krankenhäuser und Kliniken funktionstüchtig, berichtete das Ärztekomitee. Und selbst diesen gehen die Medikamente aus. Nach Angaben der Organisation Ärzte ohne Grenzen gibt es kaum noch Blutkonserven im Land.
Die US-Regierung ließ in der Nacht zum Sonntag alle US-Diplomaten und deren Angehörige in Sicherheit bringen. Auch andere Länder, darunter Frankreich, Belgien, Italien, Griechenland, die Niederlande, Schweden und Spanien planten Rettungsmissionen, von denen die ersten am Sonntagabend erfolgreich abgeschlossen wurden. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell teilte am Sonntagabend mit, das Personal der EU-Botschaft sei ebenfalls evakuiert worden, der Botschafter werde aber seine Arbeit im Sudan fortsetzen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa