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Schwimmendes Gold

Ambra: Warum Wal-Kotze so wertvoll und selten ist

  • Aktualisiert: 08.10.2023
  • 16:16 Uhr
  • Julia Wolfer

Die unscheinbare Substanz Ambra aus dem Magen von Pottwalen hat einen betörenden Duft und ist begehrt: Hunderttausende Euro kann ein Klumpen wert sein. Hier erfährst du, warum der Ambra so selten ist, wonach es riecht und warum der Handel damit gefährlich ist. Im Video: Wie sich der weltweite Walbestand durch Schutzprojekte erholt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Ambra ist eine graue, wachsartige Substanz, die sich im Verdauungstrakt mancher Pottwale bildet. Die Gründe dafür sind bis heute nicht genau geklärt.

  • Die Substanz ist seit Jahrhunderten bekannt und begehrt: Sie wurde als Räuchermittel bei Zeremonien, als Gewürz für Speisen, als Arznei oder Duftstoff eingesetzt.

  • Der Duft wird heute weitgehend synthetisch hergestellt. Auch weil der Handel mit Pottwalprodukten in vielen Ländern verboten ist.

  • Für die Herstellung exklusive Parfüms und in der Homöopathie ist Ambra aber auch heute noch von Interesse.

  • Der Wert angespülte Fundstücke wird je nach Größe und Qualität auf Hunderttausende Euro geschätzt.

Ambra: Was ist das eigentlich?

Ambra, auch Amber oder Ambra grisea, ist eine graue bis schwarze, wachsartige Substanz. Sie entsteht im Verdauungstrakt von Pottwalen: Unverdauliche Teile der Nahrung wie die Hornkiefer von Tintenfischen werden in die Substanz eingebettet. 

Doch nicht alle Pottwale produzieren Ambra: Wissenschaftler:innen gehen von weniger als fünf Prozent der Tiere aus, die Ambra in größeren Mengen bilden. Die Gründe dafür sind bis heute unklar. Einer Theorie zufolge könnte die Substanz mit einer Stoffwechselkrankheit von Pottwalen zusammenhängen, vergleichbar etwa mit der Bildung von Gallensteinen beim Menschen. Einer anderen Theorie nach könnte Ambra auch als antibiotischer Wundverschluss bei Verletzungen der Darmwand dienen, die durch die unverdaulichen Nahrungsreste entstehen.

Bis zu 400 Kilogramm können die Ambra-Brocken im Verdauungstrakt eines Pottwals auf die Waage bringen. Werden die Brocken allerdings zu groß, kann das zu Darmverschluss und damit zum Tod des Tieres führen. Auch durch Erbrechen (Wal-Kotze) oder Ausscheidung über den Darm gelangt die Substanz ins Meer, wo sie für Jahrzehnte treiben kann, bis sie an Land angespült wird. Als Strandgut kann Ambra an allen Küsten der Welt gefunden werden, da Pottwale in allen Ozeanen zu Hause sind.

Ein Brocken Ambra, der am Strand der Tuamotu-Inseln (Französisch-Polynesien) gefunden wurde.
Ein Brocken Ambra, der am Strand der Tuamotu-Inseln (Französisch-Polynesien) gefunden wurde.© imago images / Nature Picture Library
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Wofür wird Ambra verwendet?

  • Ambra ist schon seit Jahrhunderten in Asien und Europa bekannt. Um ihren Ursprung rankten sich viele Mythen.
  • Im Mittelalter wurde Ambra als Arznei verabreicht. Sie sollte bei jeglicher Art von Herzerkrankungen, gegen Ohnmacht, Epilepsie und Gebärmutterhochstand helfen.
  • In Asien wurde Ambra als Räucherstoff bei rituellen Zeremonien verwendet, im Orient auch als Gewürz für exklusive Speisen und Weine.
  • Aufgrund ihres süßlichen Duftes war Ambra vor allem ein besonders edler und luxuriöser Duftstoff für die Parfümherstellung. Dem Duft wird auch eine erotisierende Wirkung zugesprochen.
  • Heute wird der Duftstoff weitgehend synthetisch hergestellt. In sehr exklusive Parfüms kommt er allerdings noch immer als Fixiermittel zum Einsatz, da Ambra den Duft besonders gut konservieren soll.
  • Auch in der Homöopathie kommt Ambra heute zum Einsatz: Ambra-Globuli sollen als Beruhigungsmittel bei Nervosität, Schlafstörungen und depressiver Verstimmung helfen. Sie sind in Deutschland frei verkäuflich.

Wonach riecht Ambra?

Frische Ambra aus dem Magen oder Darm der Pottwale ist weiß, weich und riecht abstoßend nach Fäkalien. Erst durch den jahre- bis jahrzehntelangen Kontakt mit Luft, Licht und Salzwasser erhält sie eine feste Konsistenz und ihren angenehmen Duft.

Der Duft gereifter Ambra wird als süßlich, erdig, tabakartig, wie Holz in einer alten Kirche, oder als Geruch der Gezeiten nach frischer Erde und frischem Seegras in der Sonne, mit aphrodisierendem Einschlag beschrieben.

Der begehrte Duft geht von dem Inhaltsstoff Ambrein aus, der durch Luft und Licht in einer chemischen Reaktion in die eigentlichen Duftstoffe, darunter Ambrox, aufgespalten wird.

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Schwimmendes Gold: Wie wertvoll ist Ambra?

  • Bereits im 15. Jahrhundert wurde Ambra in Europa gehandelt und Gold aufgewogen – das zeigt, wie kostbar die Substanz war.
  • Die Kostbarkeit liegt nicht nur im Nutzen der Substanz, sondern auch in ihrer Seltenheit: Nur geschätzte fünf Prozent aller Pottwale bilden Ambra und nur selten wird die Substanz am Strand zufällig entdeckt.
  • Auch heute noch können die Preise für ein Kilo Ambra je nach Qualität im fünfstelligen Euro-Bereich liegen.
  • Im Sommer 2023 wurde auf der Kanareninsel La Palma ein Pottwalkadaver angespült, der über neun Kilo Ambra enthielt. Geschätzter Wert: 500.000 Euro.

Ist der Handel mit Ambra illegal?

Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert wurde im großen Stil Walfang betrieben, um schneller und gezielter an Ambra zu kommen. Heute sind alle Wal- und Delfinarten nach EU-Recht streng geschützt und der internationale Handel mit Walprodukten daher verboten

Dennoch ist es nach Angaben der Walschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation (WDC) offenbar möglich, einen am Strand angespülten Ambra-Brocken zu verkaufen. Demnach behandelt das Washingtoner Artenschutzabkommen Ambra als tierische Ausscheidung und daher als Nebenprodukt, sofern es sich um Strandgut handelt. Damit fällt es nicht unter die Handelsbeschränkungen.

Tier- und Umweltschützer sehen diese Praxis kritisch. Aus ihrer Sicht erhält die den Blick auf Wale als Konsumgut weiterhin aufrecht.

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