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Politik

Die Brics-Staaten: Was hat es mit dem Bündnis auf sich?

  • Aktualisiert: 27.09.2024
  • 05:00 Uhr
  • Sven Hasselberg
Gipfeltreffen: Im August 2023 trafen sich die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten in Südafrika zu ihrem 15. Gipfel.  Von links nach rechts: Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, Chinas Präsident Xi Jinping, Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, Indiens Premierminister Narendra Modi und der russische Außenminister Sergej Lawrow.
Gipfeltreffen: Im August 2023 trafen sich die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten in Südafrika zu ihrem 15. Gipfel. Von links nach rechts: Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, Chinas Präsident Xi Jinping, Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, Indiens Premierminister Narendra Modi und der russische Außenminister Sergej Lawrow.© picture alliance / Newscom | GIANLUIGI GUERCIA

Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bilden die sogenannten Brics-Staaten. 2024 wurde das Staatenbündnis um vier neue Mitgliedsländer erweitert. Aber was sind eigentlich ihre Ziele und Ambitionen? Und warum ist der Brics-Zusammenschluss so umstritten?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Brics-Staaten sind ein Zusammenschluss der Schwellen- und Industriestaaten. Die Gründungsländer sind Brasilien, Russland, Indien, China und etwas später noch Südafrika (BRICS).

  • Sie wollen gemeinsam die wirtschaftliche und auch politische Dominanz der westlichen Industriestaaten, vor allem der G7, schwächen und ein Gegenangebot zur Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds schaffen.

  • Auf ihrem Gipfel 2023 in Südafrika beschlossen die Brics-Staaten, sechs weitere Mitglieder aufzunehmen. Seit dem 1. Januar 2024 sind vier von ihnen bereits beigetreten: Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate

  • Durch die Erweiterung wird nun allgemein von Brics plus (alternativ: Brics+) gesprochen.

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Was versteht man unter den Brics-Staaten?

Die Brics-Staaten werden gerne als informelles Forum bezeichnet. Das liegt daran, dass sie weder einen gemeinsamen Verwaltungs-Apparat noch ein festes Plenum oder eine institutionelle Organisation haben.

Die Staats- und Regierungschefs halten jährlich ein Gipfeltreffen ab, bei dem der Vorsitz wechselt. Das Land, das den Vorsitz gerade innehat, gibt Schwerpunkte und Tagesordnung vor, spricht seine Ideen aber mit den anderen Partnerländern ab.

Das erste kleinere Treffen fand 2006 noch unter den Brics-Staaten, Brasilien, Russland, Indien und China statt, der erste offizielle Gipfel 2009. Südafrika und somit das "S" in Brics kam erst 2010 dazu. Die Mitglieder unterscheiden sich stark in ihrer Wirtschaftsleistung, warum man sie als Schwellenländer und Industriestaaten bezeichnet. Im Jahr 2023 repräsentierten sie mit rund 3,6 Milliarden Menschen fast 45 Prozent der Weltbevölkerung. Die G7 im Vergleich dazu nur zehn Prozent.

Während die Brics-Staaten zu Beginn der 2000er-Jahre als ein Bund aufstrebender Mächte gesehen wurde, der mit der Wirtschaftsmacht bis zu 2039 die herkömmlichen westlichen Industriestaaten überholen sollte, sind nun einige der Volkswirtschaften ins Straucheln geraten. Heute steht das Staaten-Forum eher für den Wunsch nach einer Möglichkeit zur Transformation, die westliche Dominanz in eine Art multipolare Weltordnung zu überführen. Also stehen sie für eine Welt, in der nicht mehr die USA oder die G7 eine Vormachtstellung haben und vor allem der globale Süden gestärkt werden soll.

Die Brics-Staaten im Vergleich zu den G7

So verteilen sich die BRICS-Staaten und die G7-Staaten auf der Erde.
So verteilen sich die BRICS-Staaten und die G7-Staaten auf der Erde.© Galileo
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Wie stark sind die Brics-Staaten?

Die Brics-Mitglieder unterscheiden sich sehr voneinander. Einige sind Demokratien, andere werden autoritär regiert. Einige sind antiwestlich eingestellt, andere arbeiten auf vielen Gebieten lange und gut mit westlichen Industriestaaten zusammen. Politisch agieren sie also sehr ambivalent, was ihr Ziel angeht, dem Westen seine Vormachtstellung streitig zu machen.

Auch wirtschaftlich stehen sie sehr unterschiedlich da. Gemeinsam bringen sie zwar 35 Prozent des globalen BIP zusammen. Davon leistet China aber wiederum fast zwei Drittel. Die bestimmenden Mächte innerhalb des Staaten-Forums sind daher China und Russland. Letzteres versucht besonders seit es durch den Angriff auf die Ukraine vom Westen sanktioniert wurde, die Brics-Staaten als eine Art Gegenpol zu etablieren und hier seinen Wirtschaftsraum auszubauen. Keiner der Brics-Staaten trägt die Wirtschaftssanktionen gegen Russland mit.

Die Brics-Staaten entwickeln sich gerade auch durch die Erweiterung zu einem stärkeren geopolitischen wie auch wirtschaftlichen Faktor. Wie groß ihr Einfluss sein wird und ob und wann dieser durschlagend sein wird, muss sich zeigen.

Durch die Erweiterung wird es auch immer schwieriger, die verschiedenen Interessen der Staaten unter einen Hut zu bringen und einen Konsens zu finden. Dies kann das Staaten-Forum auch schwächen. Zumal einige der Mitglieder auch miteinander im Streit liegen - zum Beispiel über Grenzverläufe oder Wassernutzung.

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Welche Ziele verfolgen die Brics-Staaten?

🌐 Multipolare Weltordnung: Da derzeit die westlichen Industriestaaten, allen voran die G7, den weltweiten Handel und die Weltpolitik weitgehend dominieren und bestimmen, soll diese Dominanz abgelöst werden. Laut ihrer Statuten wünschen sich die Brics-Staaten keine einzelnen wirtschaftlichen oder politischen Supermächte mehr, sondern wollen diese Machtzentren global verteilen – dass sie multipolar sind, also nicht mehr nur einen oder zwei Pole haben. So soll zum Beispiel der Handel innerhalb der Brics-Staaten durch weniger Regeln und Auflagen erleichtert werden. Im Gegensatz zu der multipolaren Idee steht aber beispielsweise Chinas offizieller Wunsch, führende Militär- und Wirtschaftsmacht zu werden.

🏦 Reform der Finanzorganisation: Um auch Alternativen zum Internationalen Währungsfonds und der Weltbank zu bieten, haben die Brics-Staaten 2015 die New Development Bank mit Sitz in Shanghai gegründet. Hier können nicht nur Mitglieds-Staaten, sondern auch theoretisch alle Mitglieder der Vereinten Nationen, Kredite beantragen. Die meisten bisher unterstützen Projekte waren Infrastruktur-Maßnahmen.

💵 Ablösung des Dollars als Leitwährung: Es stand die Idee im Raum. eine eigene Währung zu gründen, damit der Dollar als globale Leitwährung abgelöst wird. Bisher wurde aus dem "BRIC" als Währung allerdings nichts. Die Länder wollen aber zukünftig verstärkt ihre eigenen Währungen im Handel untereinander nutzen. 

Nach Angaben des Zahlungsdienstleisters Swift entfielen im Juni 2023 85 Prozent der internationalen Handelsfinanzierung auf den US-Dollar. Der Euro belegte den zweiten Platz mit knapp sechs Prozent, gefolgt vom chinesischen Yuan (auch Renminbi genannt) mit 4,2 Prozent. Dies stellt laut China eine spürbare Steigerung im Vergleich zum Vorjahresmonat dar, als der Yuan bei 3,4 Prozent und der Dollar bei fast 87 Prozent lag. Dennoch bleibt der Weg zu einer Ablösung des Dollars schwer vorstellbar.

🌍 Einfluss von Entwicklungsländern stärken: Der Gipfel 2023 besaß den Schwerpunkt der Zusammenarbeit mit Afrika. Unter anderem waren 53 afrikanische Staaten assoziiert geladen. Viele afrikanische Staaten haben Interesse an einer Aufnahme bekundet. Die Schwächung der westlichen Dominanz soll gleichzeitig einen größeren Einfluss der Entwicklungs- und Schwellenländer, vor allem im globalen Süden, mit sich bringen.

🤝 Erweiterung: Die Erweiterung 2024 um vier Staaten soll wohl nicht die letzte gewesen sein. Durch die Aufnahme von weiteren Staaten versprechen sich die Brics plus nicht nur eine Stärkung ihrer wirtschaftlichen Macht, sondern auch geopolitischen Einfluss. Mehr zur Zukunft und Erweiterung erfährst du weiter unten.

Gast per Schaltung: Russlands Präsident Wladimir Putin wurde nur per Video zum Gipfel 2023 in Südafrika zugeschalten. Auf Grund des gegen ihn ausgestellten internationalen Haftbefehles konnte er nicht direkt teilnehmen.
Gast per Schaltung: Russlands Präsident Wladimir Putin wurde nur per Video zum Gipfel 2023 in Südafrika zugeschalten. Auf Grund des gegen ihn ausgestellten internationalen Haftbefehles konnte er nicht direkt teilnehmen. © picture alliance / newscom / JEMAL COUNTESS
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Wie sieht die Zukunft der Brics-Staaten aus?

Am 1. Januar 2024 sind Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate beigetreten. Das bedeutet unter anderem, dass nun sechs Länder der Top 10 der ölfördernden Nationen Mitglieder der Brics-Staaten sind. Damit bauen sie ihre Wirtschaftsmacht aus. Sie stellen aktuell gut 45 Prozent der Weltbevölkerung stellen und 35 Prozent des weltweiten BIP erwirtschaften.

Viel Aufmerksamkeit erregt der Iran unter den Neulingen. Da mit diesem Staat deutlich ein Mitglied mit anti-westlicher Einstellung in die Runde aufgenommen wird. Anfang September 2024 wurde bekannt, dass auch die Türkei einen Beitritt zum Staatenbündnis in Erwägung zieht. Damit ist sie das erste NATO-Mitglied, das einen Aufnahmeantrag gestellt hat.

Insgesamt sollen aktuell über 30 weitere Staaten Interesse an einer Mitgliedschaft bekundet und folgende 16 einen offiziellen Antrag gestellt haben: Algerien, Bangladesch, Bahrain, Belarus, Bolivien, Honduras, Indonesien, Kasachstan, Kuba, Kuweit, Marokko, Nigeria, Senegal, Thailand, Venezuela, Vietnam. Auch Palästina soll sich bereits beworben haben.

Die wichtigsten Fragen zu den Brics-Staaten

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