Die Oscars: Skandale, Rekorde und Gewinner
- Veröffentlicht: 13.03.2023
- 12:56 Uhr
- Sven Hasselberg
Die 95. Oscar-Verleihung hat ihre Besten gekürt. Hier erfährst Du alles über die Gewinnerinnen und Gewinner des Abends, wer in der Vergangenheit bei den Academy Awards noch so richtig absahnte und welche kuriosen Zwischenfälle es gab.
Das Wichtigste zum Thema Oscars
Seit 1929 verleiht die Academy of Motion Picture Arts and Sciences den "Academy Award of Merit", auch Oscar genannt. Über 3.100 der Statuen wurden bereits an herausragende Filme und Filmschaffende vergeben.
Die Kategorien wechselten. So gibt es heute zum Beispiel keinen Oscar mehr für die beste Tanzchoreografie oder die beste Regieassistenz. Es gibt rund 23 Standardkategorien.
Willst Du wissen, wer dieses Jahr die 3,85 Kilo schwere Oscar-Statue erhielt und wer bisher alle Rekorde brach? Dann lies weiter.
Die Oscars 2023: Wer hat gewonnen?
Am 12. März öffnete das Dolby Theatre in L.A. wieder seine Pforten für die Oscar-Verleihung. Durch das Programm führte zum dritten Mal Moderator Jimmy Kimmel. Und bei der 95. Verleihung mischte auch eine deutsche Co-Produktion ganz vorne mit. "Im Westen nichts Neues" räumte insgesamt vier Preise ab - darunter den Oscar für den besten internationalen Film. Es ist das vierte Mal, dass einer deutschen Produktion diese Ehre zu Teil wird.
Als großer Gewinner des Abends ging jedoch "Everything Everywhere All at Once" hervor. Das Fantasy-Abenteuer wurde als bester Film des Jahres ausgezeichnet und gewann sechs weitere Preise - unter anderen in der Kategorie beste Regie. Zudem setzten sich auch Nebendarsteller Ke Huy Quan und Nebendarstellerin Jamie Lee Curtis in ihren Kategorien durch und erhielten eine begehrte goldene Statue. Einen historischen Moment stellte die Auszeichnung für Michelle Yeoh dar. Sie gewann als erste Schauspielerin mit asiatischen Wurzeln den Oscar für die beste Hauptdarstellerin.
Der Preis für den besten Hauptdarsteller ging in diesem Jahr an Brendan Fraser für seine Leistung in Darren Aronofskys Drama "The Whale".
Die Ehren-Oscars standen bereits im Vorfeld fest. Die französische Regisseurin Euzhan Palcy erhielt ebenso eine Auszeichnung wie Star-Komponistin Diane Warren. Auch Regisseur, Autor und Produzent Peter Weir durfte sich freuen. Für sein soziales Engagement ging der Jean Hersholt Humanitarian Award dieses Jahr an Schauspieler Michael J. Fox. Nach seiner Erkrankung gründete er eine Stiftung zur Erforschung von Parkinson.
Hier gibt es eine Übersicht aller Oscar-Gewinner:innen 2023.
Strahlende Sieger:innen und eine ewige Verliererin
Der Oscar: Diese Filme brachen alle Rekorde
🛳 Die meisten Oscars: Drei Filme konnten elf Oscars gewinnen. "Ben Hur" legte die Latte 1960 hoch. "Titanic" folgte 1998 und 2004 erreichte "Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs" diesen Rekord. Den zweiten Platz mit zehn Preisen nimmt "West Side Story" (1962) ein.
👑 Clean Sweep: Räumt ein Film alle Preise in allen Kategorien, in denen er nominiert war ab, nennt man das "Clean Sweep". Den größten davon legte mit 11 Preisen und 11 Nominierungen ebenfalls "Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs" bei der Verleihung 2004 hin.
5️⃣ Die Big 5: Die wichtigsten Preise in einem Jahr sind die für die beste Hauptdarstellerin, den besten Hauptdarsteller, die beste Regie, das beste Drehbuch und den besten Film. Diese Big 5 konnten bisher nur drei Filme gewinnen: "Es geschah in einer Nacht" (1935), "Einer flog über das Kuckucksnest" (1976) und "Das Schweigen der Lämmer" (1992).
🦟 Doppel-Sieg: Der koreanische Film "Parasite" sahnte 2020 als erster Film sowohl in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" als auch "Bester Film" ab. Dies war ungewöhnlich, da die Preise für den besten Film meist an englischsprachige Werke gingen. Außerdem gewann er noch in den Kategorien "Bestes Original-Drehbuch" und "Beste Regie".
🎵 Die meisten Nominierungen: Ganze 14 Nominierungen konnten drei Filme aufbieten. "Alles über Eva" gewann 1951 sechs Awards, "Titanic" konnte sich 1998 elf Preise sichern und "La La Land" 2017 sechs.
🟣 Große Verlierer: Den traurigen Rekord von elf Nominierungen, ohne auch nur in einer Kategorie den Sieg heimzutragen, teilt sich ein Duo: "Am Wendepunkt" (1978) und Steven Spielbergs "Die Farbe Lila" (1986).
So verleiht die Academy den Award
Der Oscar wird jedes Jahr von der US-Filmakademie, Academy of Motion Picture Arts and Sciences, verliehen. Ihr gehören über 10.000 Mitglieder aus allen Filmdepartments an: Regisseur:innen, Schauspieler:innen, Kostümbildner:innen, Autor:innen, Tontechniker:innen und viele mehr. Neben früheren Preisträger:innen und Nominierten befinden sich auch Filmschaffende darunter, die von Mitgliedern empfohlen und dann berufen wurden.
Je nach Kategorie gibt es verschiedene Vorauswahlverfahren, so das sozusagen eine Art Shortlist entsteht, die dann zu den Nominierungen führt. Diese Nominierungen nehmen meist die Mitglieder der einzelnen Fachgruppen über den Preis in ihren jeweiligen Kategorien vor. Die Nominierten für den besten Film bestimmen über ein kompliziertes Verfahren alle Academy-Mitglieder.
Immer wieder hagelt es auch Kritik und immer mal wieder werden die Auswahlverfahren geändert oder eingeschränkt. Oft heißt es, dass Filme, die sich an den Kinokassen besonders gut schlagen, ausgewählt würden. Auch bemängeln Kritiker:innen seit Jahren, dass die Oscars zu "weiß" sind und zu wenig People of Colour den Preis erhalten. Auch andere Gruppen fordern mehr Diversität.
In den vergangenen Jahren ziehen vor allem auch immer mehr Filme unter den Nominierten ein, die nicht von traditionellen Studios, sondern von Streamingplattformen produziert wurden. Purist:Innen finden, dass diese ja eher für den Fernseher, also das Heimkino und nicht die große Leinwand geschaffen wurden. Die folgende Grafik zeigt Dir, wie deren Zahl zunimmt.
Der Kampf zwischen Studios und Streamern
Der Oscar - Kein echter Goldjunge
Gut 34,3 Zentimeter hoch und 3,85 Kilo schwer ist das Objekt der Begierde. Die Oscar-Statue ist aus massiver Bronze und mit 24-karätigem Gold überzogen. Sie stellt einen Ritter mit Schwert dar. Der materielle Wert der Statuen wird auf 300 bis 400 Dollar geschätzt.
Woher der Academy Award of Merit seinen Spitznamen Oscar hat, ist nicht genau überliefert. Es gibt verschiedene Legenden. Eine davon besagt, dass die einstige Bibliothekarin der Academy, Margaret Herrick, sagte, die Statue erinnere sie an ihren Onkel Oscar. Erst seit 1939, also zehn Jahre nach der ersten Verleihung, benutzte die Academy den Spitznamen Oscar auch offiziell.
Der Oscar: Skandale und Kuriositäten
👂 Ohrfeige 2022: Moderator Chris Rock witzelte über die Glatze von Schauspielerin Jada Pinkett Smith. Deren Ehemann, Schauspieler Will Smith, fand das gar nicht lustig, da die Glatze von einer Krankheit herrührte. Vor versammeltem Publikum und Millionen TV-Zuschauer:innen ging Will Smith auf die Bühne und ohrfeigte Rock. Noch am selben Abend gewann Will Smith den Oscar als bester Hauptdarsteller für "King Richard".
📨 Falscher Film 2017: Die Musik spielt, das Team geht jubelnd auf die Bühne, Dankesreden erklingen. "La La Land" gewann als bester Film. Zu früh gefreut. Hochnotpeinlich wurde die Zeremonie unterbrochen. Es gab eine Verwechslung der Umschläge. Die Jury hatte "Moonlight" zum besten Film auserkoren. Alles auf Anfang, und die neuen Preiträger:innen mussten auf die Bühne.
🕵️♀️ Diebstahl 1938: Für ihre Nebenrolle in "In Old Chicago" gewann Alice Brady einen Oscar. Leider konnte sie verletzungsbedingt nicht an der Verleihung teilnehmen. Deshalb wunderte sich niemand, als ein Herr ihn in ihrem Namen entgegennahm. Dabei handelte es sich um einen Dieb, der den Oscar mitgehen ließ. Er wurde nie gefasst.
🪶 Protest vom Paten 1973: Anstelle des besten Hauptdarstellers Marlon Brando betrat die Aktivistin Sacheen Littlefether, die Bühne und verkündete, dass Brando seinen Oscar für der "Der Pate" nicht annehme. Er protestiere damit unter anderem gegen die Verbrechen und die Behandlung, die Amerika an der indigenen Bevölkerung begangen habe und auch gegen den Umgang der Filmindustrie mit indigenen Völkern. Das Video unten zeigt Dir die Szene.
🏃♂️ Nackte Tatsachen 1974: Der britische Schauspieler David Niven wollte gerade eine Laudatio halten, als ein Flitzer hinter ihm nackt über die Bühne rannte und mit der Hand das Peace-Zeichen zeigte. Niven ließ sich nicht beirren und fand es "faszinierend", dass sich der Mann für einen Lacher ausziehen musste. The show must go on!
🇺🇸 Schämen Sie sich! 2003: Dokumentar-Filmer Michael Moore gewann in diesem Jahr nicht nur für "Bowling for Columbine" die Trophäe, sondern sorgte auch mit seiner Dankesrede für Gesprächsstoff. Er machte seinem Unmut gegen den Irak-Krieg Luft und sagte zu US-Präsident George W. Bush, er solle sich dafür schämen: "Shame on you!"
🌬 Rassismus 1940: Für ihre Nebenrolle der Sklavin Mammy in "Vom Winde verweht" erhielt Hattie McDaniel als erste afroamerikanische Person einen Oscar. Auf Grund der Rassentrennung musste sie bei der Verleihung separat von den anderen Nominierten sitzen. Erst 2002 gelang es Hale Berry für "Monster´s Ball als erste und bisher einzige Afroamerikanerin, den Oscar für die beste Hauptdarstellerin zu gewinnen.
Aktivistin statt Brando
Hier lehnt Sacheen Littlefether 1973 den Oscar für Marlon Brando ab.
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Die häufigsten Fragen zum Oscar
Es gibt viele Deutsche, die in den unterschiedlichsten Kategorien gewonnen haben. 1929 war Schauspieler Emil Jannings der erste Gewinner, der je einen Oscar bekam. Erst 2022 gewannen Gerd Nefzer für visuelle Effekte und Komponist Hans Zimmer ihren jeweils zweiten Oscar für "Dune".
Produzent Walt Disney hat mit 26 Oscars und 37 weiteren Nominierungen die Nase ganz weit vorne.
Diesen Rekord teilen sich drei Filme. Jeweils elf Academy Awards gingen an "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" (2004), "Titanic" (1998) und "Ben Hur" (1960).
Der individuelle Wert dürfte unschätzbar sein. Auch bringt ein Sieg den Preisträger:innen mehr Geld bei Folgeaufträgen. Bei Auktionen würden Fans unermessliche Summen bieten. Doch der materielle Wert der Oscar-Statue wird gerade mal zwischen 300 und 400 Dollar geschätzt.
Nein. Die Oscar-Staue besteht aus Bronze. Sie ist lediglich mit einer dünnen Schicht von 24-karätigem Gold überzogen.