Rätsel um das Sonnensystem: Gibt es einen 9. Planeten?
- Veröffentlicht: 02.06.2021
- 08:46 Uhr
- Peter Schneider
Manche Eisbrocken ziehen so seltsame Bögen um die Sonne, dass Forschende glauben, einer von ihnen könnte ein 9. Planet sein. Doch die These ist umstritten. Über den Zoff um das äußerste Sonnensystem erfährst du hier mehr.
Das Wichtigste zum Thema 9. Planet
Es gibt einen unentdeckten Riesenplaneten, sagen die US-Astrophysiker Mike Brown und Konstantin Batygi. Er soll hinter Neptun weit draußen im All kreisen.
Der ominöse Planet 9 soll größer sein als die Erde und etwa 10-mal weiter von der Sonne entfernt als Pluto - also fast 60 Milliarden Kilometer!
Die neue Studie eines anderen Forscher-Teams zweifelt das nun an. Gesehen hat den ominösen 9. Planeten sowieso noch niemand.
Problem: Die Himmelskörper dort sind häufig nur ein paar Hundert Kilometer groß, dunkel und so weit von der Sonne entfernt, dass sie sich nur langsam bewegen. Selbst mit den besten Teleskopen lassen sie sich kaum erkennen.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Raum hinter den bekannten Planeten für Streit sorgt: 2006 stufte eine Mehrheit der Astronom:innen nach einer hitzigen Debatte Pluto vom Voll- zum Zwergplaneten herab.
Späte Entdeckungen im Sonnensystem sind nicht ungewöhnlich. Neptun wurde erst 1846 entdeckt, Pluto erst 1930 - viele Monde von Saturn und Jupiter sogar erst nach der Jahrtausendwende.
Seltsame Schlenker ins All: Beweis oder Zufall?
Noch ein Planet: Wo ist Nummer 9?
🔭 Anfang der 2000er Jahre entdeckten die Astro-Physiker Mike Brown und Konstantin Batygin 6 seltsame Objekte im äußeren Sonnensystem. Sie flogen auf ihrem Weg um die Sonne in riesigen Bögen in den Weltraum hinaus - alle mehr oder weniger in dieselbe Richtung.
🔱 Eines dieser Objekte braucht über 10.000 Jahre für eine Sonnen-Umrundung und entfernt sich dabei über 130 Milliarden Kilometer von ihr. Daher auch sein Name: Sedna, die eiskalte Meeresgöttin der Inuit.
🪐 Die Schlussfolgerung der Forschenden: Die Ursache kann nur ein Planet sein. Nur solch ein großer Himmelskörper könne Sedna und die anderen Brocken mit seiner Schwerkraft auf die seltsamen Bahnen gezogen haben.
🌠 Mike Brown ist ein Promi in der Astro-Szene. Der Professor der US-Elite-Uni California Institute of Technology nennt sich selbst den "Pluto-Killer". Brown hatte weitere Himmelskörper in Plutos Nähe gefunden - Hauptgrund dafür, dass der seinen Planeten-Status verlor (siehe unten).
✋ Doch die Studie eines anderen US-Forscherteams findet Browns Argumente für einen 9. Planeten zu einseitig. Er schaue nur auf die von ihm entdeckten Objekte. In Wirklichkeit würden da draußen aber Himmelskörper in allen Richtungen um die Sonne kreisen.
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😤 Ist Pluto ein Planet oder nicht? In der Wissenschaft wird weiter darüber gestritten.
🦴 Als Pluto 1930 entdeckt wurde, war das eine Sensation. Walt Disney benannte den besten Freund von Micky Maus nach dem - damals - neuen Mitglied der Planeten-Familie.
⚖️ Anders als die "Mainstream"-Planeten von Merkur, Mars bis Neptun zieht Pluto in langgestreckten Runden um die Sonne. Das tut er auch noch in einem höchst ungewöhnlichen Winkel. Pluto ist zwar rund wie ein Planet sein muss, bringt aber an Gewicht nur 1/5 des Erdmonds auf die Waage.
👨⚖️ Planetarer Todesstoß: In den 90er-Jahren entdecken Astronom:innen immer mehr Objekte im Kuiper-Gürtel. Dieses Geröllfeld umkreist die Sonne hinter Neptun. Pluto ist lediglich der größte und hellste Brocken dort. Knackpunkt: Im Gegensatz zu Planeten hat er seine Umlaufbahn nicht mit Hilfe seiner Schwerkraft freigeräumt.
😖 2006 beschließt die Internationale Astronomische Union, dass Pluto kein vollwertiger Planet ist, sondern nur ein Zwergplanet. Manche Wissenschaftler:innen kritisieren das als kleinkariert.
🗳️ Kurios: Das Parlament des US-Bundestaats Illinois beschloss 2009, dass Pluto doch ein Planet ist. Das eher durchsichtige Motiv der Pluto-for-Planet-Anhänger: Pluto-Entdecker Clyde Tombaugh stammt aus dem Städtchen Streator. Und das liegt in … richtig: Illinois.
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James Challis bekam 1846 die Höchststrafe in der Astronomie. Weil er zu lasch gesucht hatte, verpasste er die Gelegenheit, zum Planeten-Entdecker zu werden.
Damals wunderten sich Astronom:innen, warum der zuletzt entdeckte Planet Uranus sich auf einer anderen Bahn bewegte, als es die Gesetze der Schwerkraft vorgaben.
Mathematiker vermuteten, dass es einen noch weiteren Planeten geben musste - und baten Challis, mit seinem Fernrohr zu suchen.
Doch der schaute nicht richtig hin. Challis sah zwar einen Lichtpunkt, verglich aber nicht seine Beobachtungen. Pech: Er erkannte nicht, dass sich der Punkt bewegte und folglich ein Planet sein musste.
Sein Kollege Johann Gottfried Galle von der Berliner Sternwarte war eifriger: Gleich in der ersten Nacht seiner Suche fand und erkannte er den nach Neptun benannten Gasriesen - genau an dem Ort, den Mathematiker zuvor theoretisch errechnet hatten.