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101 Tote

25 Jahre Zugunglück in Eschede: Der Schmerz bleibt

  • Veröffentlicht: 03.06.2023
  • 06:21 Uhr
  • Stefan Kendzia
101 Todesopfer forderte das Zugunglück bei Eschede. Auch nach 25 Jahren bleibt die Katastrophe unvergessen.
101 Todesopfer forderte das Zugunglück bei Eschede. Auch nach 25 Jahren bleibt die Katastrophe unvergessen.© Reuters

101 Tote. 105 Verletzte. Das sind die Opfer des schrecklichen Zugunglücks in Eschede vor genau 25 Jahren. Die Dimensionen sind aber noch viel größer: Der Schmerz und die Traumatisierung der Hinterbliebenen ist auch nach so langer Zeit präsent: Die Katastrophe bleibt unvergessen - als wäre sie gestern geschehen.

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3. Juni 1998 - mit 200 km/h prallt der Intercity-Express 884 "Wilhelm Conrad Röntgen" gegen eine Betonbrücke. Ein verhältnismäßig kleines Teil hat das bislang schwerste Bahnunglück in der bundesdeutschen Geschichte ausgelöst: ein gebrochener Radreifen. Dieser hatte sich an einer Weiche vor der Brücke verhakt und löste so die Katastrophe aus. 101 Menschen verloren ihr Leben - unzählige mehr ihre Freunde, ihre Familienangehörigen, ihre Kolleg:innen. 

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Diese Katastrophe hakt man nicht einfach ab

So viele Tote. So viele Verletzte. Unendlich viele traumatisierte Hinterbliebene und Einsatzkräfte. Heinrich Löwen, Sprecher der Hinterbliebenen, hat zum Jahrestag ein Buch mit dem Titel "ICE 884 – nach der ICE-Katastrophe von Eschede, Erinnerungen, Erfahrungen und Erkenntnisse" geschrieben. Er betont, das gemeinsame Erinnern und Trauern sei wichtig. "Es ist keine Geschichte, die man so abhakt, das rührt einen schon an", sagt der 78-jährige Bayer, der damals seine Ehefrau und Tochter verloren hat. "Es ist nicht unbedingt leichter als früher, viele von uns sind auch älter geworden", wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) Löwen zitiert. 

Dabei geht es in seinem Buch nicht nur um die Katastrophe selbst. Sondern auch um die Begleitumstände, die sich in die Seele eingebrannt haben, wie der lange Kampf um Entschädigung, um die Enttäuschung über die juristische Aufarbeitung, um die Einstellung des Strafverfahrens gegen die Bahn, obwohl das Unglück absolut vermeidbar gewesen sei, wie Löwen sagt.

Es geht vielen vor dem Jahrestag schlecht, es herrscht eine große Anspannung.

Georg Pieper, Psychologe und Betreuer von Opfern und Angehörigen der Eschede-Katastrophe

Auch wenn so viele Jahre ins Land gegangen sind: Für viele ist das Geschehene nach wie vor präsent. Diese Erinnerungen können nicht weggewischt werden - zumal jeder individuell damit umgeht und darauf reagiert. Allerdings kommen gerade bei Jahrestagen die schmerzhaften Erinnerungen hoch: "Es geht vielen vor dem Jahrestag schlecht, es herrscht eine große Anspannung", so Psychologe Georg Pieper, der Opfer und Angehörige der ICE-Katastrophe betreute. "Ich finde solche Gedenkfeiern sehr wichtig, um die Toten zu ehren und dem Leid der Betroffenen gerecht zu werden. Es wird nichts geheilt, aber schweigen ist noch schlimmer", sagt Pieper. "Es ist schon so, dass vieles verblasst. Aber für viele Angehörige ist es so, als wäre es gerade passiert. Da spielt Zeit keine Rolle", erklärt er.

Ein ICE passiert die Gedenkstätte für die Opfer des ICE-Unglücks von Eschede im Landkreis Celle.
Ein ICE passiert die Gedenkstätte für die Opfer des ICE-Unglücks von Eschede im Landkreis Celle. © Julian Stratenschulte/dpa

Zum tragischen Jahrestag sei ein ökumenischer Gottesdienst vorgesehen sowie ein stilles Gedenken am Mahnmal. Geplant sei, dass unter anderem Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), Bahn-Chef Richard Lutz und der Landesverkehrsminister Olaf Lies (SPD) sprechen, teilt ein Bahnsprecher mit. Danach soll es ein Zusammensein der Hinterbliebenen geben und die Bahn erinnert zudem wie jedes Jahr direkt an der Unglücksstelle, wie "Tagesschau" mitteilt.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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