Anzeige
Dreister Diebstahl

An einem Tag: Hunderte Packungen Kaffee aus Supermärkten in Bayern gestohlen

  • Aktualisiert: 03.08.2025
  • 19:11 Uhr
  • dpa
In Niederbayern kam es am Freitag (1. August) zu massiven Kaffee-Diebstählen im Einzelhandel.
In Niederbayern kam es am Freitag (1. August) zu massiven Kaffee-Diebstählen im Einzelhandel.© Jens Büttner/dpa

In Supermärkten in Passau und Umgebung sind am Freitag mehrere Hundert Packungen Kaffee gestohlen worden. Sichert der deutsche Einzelhandel seine Waren bald hinter Glas, so wie bereits in England oder den USA?

Anzeige

Inhalt

Mehrere Hundert Packungen Kaffee sind aus Supermärkten in Passau und Umgebung gestohlen worden. Tausende Euro Schaden sind dabei entstanden. Die Polizei nahm Ermittlungen zu den genauen Umständen der Diebstähle in Niederbayern auf und sucht nach möglichen Zeug:innen.

Anzeige
Anzeige
Joyn Teaser NEU

Immer frisch, immer aktuell! News aus Deutschland und der Welt

KOSTENLOS auf Joyn: Die neuesten Videos zu News und Hintergründen jetzt streamen!

Die Täter:innen schlugen laut Polizei am Freitag (1. August) zunächst in Netto-Filialen in Passau und Hauzenberg zu. Dabei seien sie zwar gestört worden, konnten aber trotzdem mit Kaffee im Wert von mehreren Hundert Euro fliehen.

Als umliegende Filialen der Kette daraufhin ihren Bestand prüften, stellte sich heraus, dass in einem Markt in Windorf knapp 50 Packungen Kaffee fehlten, in einem Laden in Eging am See sogar rund 450. Die Taten ereigneten sich ersten Erkenntnissen zufolge ebenfalls am Freitag. Sachdienliche Hinweise – insbesondere bezüglich auffälligen Personen oder Fahrzeugen in der Nähe der Supermärkte – erbittet die Polizei Vilshofen unter Tel. 08541/9613-0.

Handelsverband spricht von organisiertem Ladendiebstahl

"Tätergruppen fahren gezielt durch Innenstädte, stehlen hochwertige Ware – Parfüm, Schuhe, Elektronik – und verkaufen sie auf dem Graumarkt", sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), im Gespräch mit dem Portal "t-online.de". Das Forschungsinstitut EHI stellte in einer Studie fest: "Ladendiebstähle werden immer häufiger organisiert begangen. Entweder als beauftragte Einzeltäter oder in Gruppen mit gezielter Aufgabenverteilung."

Nach Schätzungen der befragten Händler:innen machen solche Taten rund ein Drittel der Ladendiebstähle aus: im Wert von fast einer Milliarde Euro, Tendenz steigend.

Anzeige
Anzeige
Mehr Diebstähle in Läden
News

Drogerien, Lebensmittel- und Bekleidungshandel im Visier

Ladendiebstähle nehmen zu: Waren im Wert von 2,8 Milliarden Euro geklaut

Statistisch gesehen passiert jeder 200. Einkaufswagen die Kasse ohne Bezahlung. In den Geschäften wurde deutlich mehr geklaut. Die Händler bauen ihre Sicherheitsmaßnahmen aus.

  • 03.07.2024
  • 15:10 Uhr

Landen hochwertige Waren in Deutschlands Geschäften bald hinter Glas?

Drohen dem deutschen Einzelhandel britische Verhältnisse? Dort eskaliert die Situation seit einigen Jahren, ganze Banden gehen organisiert und teils brutal vor, oft ohne Scheu, die Gesichter nicht vermummt. Von einer "Epidemie des Ladendiebstahls" sprechen Expert:innen auf der Insel seit längerem.

Zwischen April 2024 und März 2025 registrierte das britische Statistikamt insgesamt 530.643 Ladendiebstähle in England und Wales. Ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die tatsächliche Anzahl liegt schätzungsweise um ein Vielfaches höher. Allein der Verband Association of Convenience Stores spricht von mehr als 6,2 Millionen Fällen, wie die BBC berichtete.

Auch in Deutschland steigen die Zahlen. "Der Schaden durch Ladendiebstahl lag 2024 bei drei Milliarden Euro – 20 Prozent mehr als 2022", sagte HDE-Chef Genth. Außer organisierten Banden machten auch aggressive Einzeltäter:innen Sorgen, die Mitarbeiter:innen angriffen, wenn sie erwischt werden.

Anzeige
Anzeige

Immer häufiger stehlen auch Senioren und Familien

Laut EHI nimmt zudem wegen der zuletzt schlechten wirtschaftlichen Lage die Zahl der Menschen zu, "die sich bestimmte Produkte nicht mehr leisten können oder wollen". EHI-Experte und -Studienautor Frank Horst sagte Ende Juni bei Vorstellung des Berichts: "Immer häufiger klauen auch Senioren und Familien."

Beliebte Diebesgüter sind laut EHI-Untersuchung vor allem alkoholische Getränke, Markenkleidung, Sneakers, Elektrogeräte sowie Tabakwaren. In Drogerien stehen demnach Produkte wie Parfüms, Kosmetik, Babynahrung oder Rasierklingen im Fokus der Ladendiebe.

Ein Grund für den Anstieg ist der Personalmangel. Vor allem in kleineren Läden ist häufig nur eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter im Einsatz, muss aber mehrere Aufgaben erfüllen und kann oft genug nicht schnell reagieren.

Manche Expert:innen sind überzeugt, dass die Selbstbedienungskassen, die immer mehr in Geschäften zu finden sind, häufigeren Diebstahl erleichtern. Es sei davon auszugehen, dass der Ladendiebstahl um 15 bis 30 Prozent höher liege als an bedienten Kassen, sagte EHI-Experte Horst zu Jahresbeginn. HDE-Chef Genth weist das zurück: "Diesen Zusammenhang können wir nicht bestätigen."

Anzeige

Nur zwei Prozent der Ladendiebstähle werden angezeigt

Bei der Strafverfolgung sieht Genth Defizite. "Händler erstatten Anzeige, und die Staatsanwaltschaften stellen anschließend aus Effizienzgründen ein. In der Konsequenz melden viele Händler frustriert viele Ladendiebstähle nicht mehr bei der Polizei", sagt er. "Deshalb ist die Dunkelziffer extrem hoch: 98 Prozent der Diebstähle werden nicht angezeigt."

Genth fordert gesetzliche Änderungen, Investitionen in Sicherheit und eine bessere Ausstattung der Justiz. "Ich fürchte Zustände wie in den USA, wo fast alles hinter Glas liegt. Das ist ein Ausdruck von Misstrauen gegenüber allen Kunden – obwohl über 90 Prozent ehrlich sind." Der Staat müsse deshalb die Strafverfolgungsbehörden besser ausstatten.

Für die Händler:innen kostet es viel Geld, sich gegen Diebstahl zu schützen. Rund 1,5 Milliarden im vergangenen Jahr, etwa für Videoüberwachungen, Schulungen und zusätzliches Sicherheitspersonal, heißt es vom HDE. "Und es führt dazu, dass immer mehr Waren weggeschlossen werden. Ich fürchte Zustände wie in den USA, wo fast alles hinter Glas liegt", sagt Verbandschef Genth. Unrealistisch erscheint das nicht: Die Mehrzahl der Händler:innen rechnet eher damit, dass vor allem der organisierte Ladendiebstahl in Zukunft noch zunehmen wird.

Mehr News
Nahostkonflikt - Geiselfreilassung Edan Alexander
News

Unter Bedingungen: Hamas lässt Versorgung der Geiseln durch Rotes Kreuz zu

  • 03.08.2025
  • 22:45 Uhr
Alle :newstime-Sendungen finden Sie jederzeit kostenlos auf Joyn