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Wirtschaft

Steigende Inflation in Russland: Supermärkte schließen jetzt sogar Butter ein

  • Aktualisiert: 25.11.2024
  • 09:23 Uhr
  • Claudia Scheele

Steigende Preise als Zeichen einer überhitzten Wirtschaft. Die Inflation in Russland sorgt dafür, dass manche Supermärkte zu drastischen Maßnahmen greifen müssen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Inflation in Russland erreicht neue Höhen. Lebensmittel werden immer teurer und die Diebstähle steigen.

  • Manche Arbeitnehmer:innen profitieren von der aktuellen Lage, Arbeitgeber:innen außerhalb der Rüstungsindustrie zahlen sehr gute Gehälter.

  • Es gibt jedoch auch Menschen, deren Gehälter nicht profitieren, für sie wird das Leben immer teuerer und schwieriger.

Die Inflation ist in vielen Ländern spürbar - doch wahrscheinlich nirgends so stark wie in Russland. Laut offiziellen Angaben sind Lebensmittel wie Butter, einige Fleischsorten und Zwiebeln im Schnitt 25 Prozent teurer als im Vorjahr. Aufgrund von steigenden Diebstählen haben einige Supermärkte daher angefangen, Butter in verschlossenen Schränken aufzubewahren.

Donald Trump, Wladimir Putin, Olaf Scholz

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Die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs sind nicht nur in der Inflation spürbar. Der russische Präsident Wladimir Putin hat Anfang des Monats bestätigt, dass die russische Wirtschaft fast eine Million neue Arbeitskräfte benötigen würde. Auch wird erwartet, dass der Militärhaushalt bis 2025 um fast ein Viertel steigen wird und damit ein Drittel aller Staatsausgaben und 6,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen wird.

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Russlands Arbeitgeber konkurrieren um Arbeitnehmer

Die allgemeine Inflationsrate liegt aktuell knapp unter 10 Prozent und ist damit deutlich höher, als von der Zentralbank erwartet wurde. Hintergrund dieser stark angestiegenen Inflation sind die rasant angestiegenen Löhne, die dadurch bedingt sind, dass der Kreml Milliarden in die Rüstungsindustrie pumpt und gleichzeitig Millionen Soldaten in die Ukraine schickt, um dort zu kämpfen.

13. November 2024, Russland, Kursk: Ein Mehrfachraketenwerfer vom Typ Solntsepyok der russischen Armee feuert auf ukrainische Stellungen im Grenzgebiet der Region Kursk, Russland.
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Übrig bleibt eine Wirtschaft, in der außerhalb des Rüstungssektors nur mit deutlich höheren Arbeitslöhnen neue Arbeitnehmer:innen gefunden werden können. Durch die gestiegenen Löhne steigen anschließend auch die restlichen Preise und die Spirale geht so immer weiter.

Alexandra Prokopenko vom Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin gibt gegenüber CNN an: "Die Preise steigen wegen des Krieges. Die Nachfrage in der Wirtschaft wir zugunsten unproduktiver Ausgaben verzerrt. Die Löhne steigen, weil die Arbeitgeber:innen um Arbeitskräfte konkurrieren müssen." Daraus entsteht ein Wachstum ohne Entwicklung, wie es andere Ökonomen bezeichnet haben. Sprich, das Volkseinkommen wächst zwar, dennoch gibt es keine umfassenden Veränderungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Technologie und Infrastruktur.

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"Praktisch keine Arbeitslosigkeit" in Russland

Putin sagte Anfang des Monats, dass aufgrund der Arbeitslosenquote von nur 2,4 Prozent - wie er es ausdrückte "praktisch keine Arbeitslosigkeit" - fast eine Million neue Arbeitskräfte benötigt werden in der russischen Wirtschaft. Laut seinen Aussagen ist der Arbeitskräftemangel "derzeit eines der Haupthindernisse für unser Wirtschaftswachstum".

Mit der Erhöhung des Leitzinses seitens der Zentralbank im Oktober auf 21 Prozent, haben die Unternehmen es immer schwerer. Die russische Alfa Bank schließt daher "das Risiko einer Zunahme der Insolvenzen nicht aus", da Ökonomen eine Erhöhung des Leitzinses auf 23 Prozent im kommenden Monat erwarten. Zentrum sind dabei die steigenden Ausgaben des Klemls für den Militärhaushalt. Ein im September veröffentlichter Haushaltsentwurf zeigt, dass im kommenden Jahr die Verteidigungsausgaben mindestens doppelt so hoch sein werden, wie die Sozialausgaben.

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Höhere Gehälter und Einnahmen - nicht für alle

Angaben des russischen Statistikamts gaben an, dass die inflationsbereinigten Einkommen im vergangenen Jahr um 5,8 Prozent gestiegen sind. Für Millionen Russ:innen - vor allem in der IT-Branche, im Baugewerbe und in der Fertigung - sehen die Zeiten also gut aus. Auch die Reichen, die zuvor ihr Geld in europäischen Ferienorten ausgaben, geben es jetzt brav zuhause aus und kurbeln damit die Wirtschaft weiter an.

Familien profitieren ebenfalls von höheren Gehältern und Prämien für Männer, die eingezogen werden. Russische Zeitsoldaten erhalten eine Antrittsprämie zwischen 4.000 und 22.000 Dollar und dazu das Dreifache des Durchschnittslohns. Wenn sie im Kampf fallen, erhalten die Familien je nach Region weitere Zahlungen. Der russische Ökonom Vladislav Inozemtsev, der aktuell im Exil lebt, schuf dafür den Begriff "Deathonomics".

Wer jedoch nicht profitiert von den steigenden Einkommen, das sind die Beschäftigten im öffentlichen Dienst - vor allem Ärzt:innen und Lehrer:innen - sowie Rentner:innen und Sozialhilfeempfänger:innen, so Prokopenko. Auch für den chronischen Arbeitskräftemangel gibt es keine schnelle Lösung. Denn nach dem Terroranschlag im vergangenen März in Moskau kam es unter ausländischen Arbeitskräften zu einer Welle russischer Fremdenfeindlichkeit.

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Die Nachkriegszeit könnte für Russland hart werden

Neben einer niedrigeren Einwanderungsquote als erwartet kommt hinzu, dass 2022 mit Beginn des Angriffskriegs rund 1,3 Millionen Menschen ausgewandert sind - unter ihnen viele junge Berufstätige. Die Vereinten Nationen gehen daher davon aus, dass Russlands Bevölkerung von derzeit knapp 145 Millionen bis 2030 auf 142 Millionen schrumpfen wird - mit einem deutlich höheren Durchschnittsalter, denn bereits ein Fünftel der Bevölkerung ist heute 60 Jahre alt.

Wenn der Krieg vorbei ist, können sich einige große russische Städte, die aktuell von der Kriegswirtschaft profitieren, auf eine Abrechnung einstellen. Denn dann müssen die Staatsausgaben eingeschränkt werden und eine große Zahl demobilisierter Soldaten reintegriert werden und außerdem Unternehmen umsortiert werden, die aktuell die Rüstungsindustrie beliefern.

  • Verwendete Quellen:
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:newstime vom 12. Dezember 2024 | 19:45
Episode

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