Verteilgebiete gelten als "Kampfzonen"
Armee warnt: Gaza-Hilfszentren setzen Verteilung von Hilfsgütern aus
- Aktualisiert: 04.06.2025
- 05:46 Uhr
- Franziska Hursach
Die Lage rund um die Verteilung humanitärer Hilfe im Gazastreifen bleibt angespannt. Nach mehreren tödlichen Zwischenfällen bleiben die umstrittenen Hilfszentren für einen Tag geschlossen. Die israelische Armee warnt die Bevölkerung.
Das Wichtigste in Kürze
Die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF) wird eigenen Angaben zufolge heute keine Hilfsgüter in den Palästinensergebieten verteilen.
Wie ein Sprecher mitteilte, wolle man vorerst die Sicherheitsmaßnahmen außerhalb der unmittelbaren Umgebung der GHF-Standorte verstärken.
In den vergangenen Tagen war es Berichten zufolge in der Nähe der Hilfsgüterzentren zu mehreren gewaltsamen Vorfällen mit mindestens 27 Toten und rund 90 Verletzten gekommen.
Die israelische Armee hat die Bevölkerung im Gazastreifen eindringlich davor gewarnt, sich in die Nähe der neuen Hilfsgüter-Verteilungszentren zu begeben. Diese würden wegen "Renovierungs-, Organisations- und Effizienzverbesserungsarbeiten" geschlossen bleiben, sagte ein Armeesprecher unter Berufung auf Gaza Humanitarian Foundation (GHF). Die Straßen dorthin würden als Kampfgebiete gelten, teilte ein Armeesprecher auf der Plattform X mit.
Nach wiederholten Berichten über tödliche Schüsse auf Palästinenser:innen bei den Zentren in den vergangenen Tagen will die für die Verteilung der Hilfsgüter GHF die Sicherheit dort verbessern.
Zugangswege sollen gesichert werden
"Es ist strengstens verboten, die Bereiche der Verteilungszentren zu betreten!", hieß der dringende Appell eines israelischen Armeesprechers auf der Plattform X. Die Zentren sollen voraussichtlich am Donnerstag (5. Juni) wieder geöffnet werden. In der Zwischenzeit nutzt das Militär die Schließung laut "Times of Israel", um sichere Zugangswege zu den Einrichtungen zu schaffen. Zusätzlich sollen organisatorische und logistische Verbesserungen umgesetzt werden, um dem Andrang besser begegnen zu können.
Berichte über zahlreiche Tote
Bereits in den vergangenen Tagen war es Berichten zufolge zu mehreren gewaltsamen Vorfällen in der Nähe der Hilfsgüterzentren gekommen. Dabei hatten israelische Soldat:innen das Feuer auf Palästinenser:innen eröffnet, die sich dem Militär genähert hatten. Nach Angaben der Armee seien diese Personen von einem vorab genehmigten Weg abgewichen.
Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden außerdem am Dienstag (3. Juni) mindestens 27 Menschen getötet und rund 90 weitere verletzt. Die israelische Armee erklärte, man habe Verdächtige etwa 500 Meter vom Zentrum entfernt beobachtet. Trotz Warnschüssen seien sie nicht zurückgewichen, woraufhin gezielt geschossen worden sei. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist derzeit nicht möglich.
UN fordert unabhängige Aufklärung
Angesichts der Berichte über zivile Todesopfer forderte UN-Generalsekretär António Guterres erneut eine unabhängige Untersuchung:
"Der Generalsekretär fordert weiterhin eine sofortige, unabhängige Untersuchung dieser Ereignisse und die Rechenschaftspflicht der Täter", sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. "Es ist inakzeptabel, dass Zivilisten beim Versuch, Nahrungsmittel zu beschaffen, ihr Leben riskieren und in mehreren Fällen sogar verlieren."
Die GHF, die die Hilfsgüterverteilung übernommen hat, war erst vor gut einer Woche im Süden des Gazastreifens aktiv geworden. Nach eigenen Angaben hat sie seither über sechs Millionen Mahlzeiten verteilt. Im Umfeld dieser Zentren soll es palästinensischen Berichten zufolge bereits zuvor zu ähnlichen tödlichen Zwischenfällen gekommen, bei denen Dutzende Palästinenser:innen ums Leben gekommen sein sollen.
Israel erlaubt der GHF die Verteilung von Hilfsgütern, um damit UN-Hilfsorganisationen und andere etablierte Initiativen zu umgehen. Die Vereinten Nationen kritisieren dieses Vorgehen scharf und werfen Israel vor, humanitäre Hilfe als politisches Druckmittel zu instrumentalisieren.
- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa