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Kurdische Gebiete

Bereits einen Tag nach Beben: Türkei bombardiert weiter syrische Ziele

  • Veröffentlicht: 13.02.2023
  • 13:19 Uhr
  • Anne Funk

Syrien leidet seit Jahren unter dem Bürgerkrieg, das Erdbeben traf das Land zusätzlich. Trotz der Naturkatastrophe ließ der türkische Präsident Erdogan aber weiter Angriffe auf kurdische Gebiete in Syrien fliegen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Vergangene Woche wurden die Türkei und Syrien von schweren Erdbeben erschüttert.

  • Die Lage in Syrien ist besonders kritisch, da kaum Hilfe zu den Orten vordringen kann.

  • Bereits einen Tag nach den Beben habe Erdogan trotz der Katastrophe weiter syrische Ziele bombardiert.

Mehr als 35.000 Todesopfer und mindestens 80.000 Verletzte, das ist die bisherige traurige Bilanz der Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Während überall Helfer:innen versuchen, die Menschen zu retten und zu unterstützen, sieht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan offenbar aber keinen Grund, nicht trotzdem weiter syrische Städte zu bombardieren.

Wie das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) berichtet, gehe Erdogan laut Augenzeugenberichten weiter gegen die Kurden vor, während der syrische Diktator Baschar al-Assad gegen die Rebellen kämpfe. Es häuften sich die Berichte, dass die Staatschefs auf beiden Seiten die aktuelle Lage ausnutzten, um ihre Feinde zu schwächen, so das RND weiter.

Humanitäre Katastrophe "mutwillig verschlimmert"

Bereits in der Nacht zum Dienstag (7. Februar) nach den schlimmen Beben habe die Türkei das ebenfalls betroffene Umland von Tal Rifaat nördlich von Aleppo angegriffen, erklärt Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, und bemängelt dabei fehlendes Handeln westlicher Länder. "Es ist skandalös, dass ein NATO-Staat eine humanitäre Katastrophe mutwillig verschlimmert. Von anderen NATO-Ländern kommt dazu kein Wort der Kritik", so Sido.

Jahrelang wurden die kurdisch kontrollierten Gebiete Nordsyriens durch die Türkei und ihre westlichen Partner blockiert, in der Folge sei die Lage in den Erdbebengebieten nun weitaus schlimmer. Wegen des andauernden Bürgerkrieges liege das medizinische Versorgungssystem bereits in Trümmern, zahlreiche Verletzte könnten aktuell nicht versorgt werden. 

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Nur ein offener Grenzübergang

Auch Fee Baumann von der Hilfsorganisation "Kurdischer Roter Halbmond" bestätigte beim ZDF bereits in der vergangenen Woche, dass weiter bombardiert werde. Das Hauptproblem sei, dass Hilfslieferungen kaum oder viel zu spät ankämen, so Baumann. "Wir haben gestern Nacht noch mal Nachbeben gehabt und trotzdem wurden weiter türkische Luftangriffe geflogen", berichtete sie am Dienstag. "Auch gerade in der Gegend, die schwer betroffen war von den Erdbeben und die vorher schon auch von den Luftangriffen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden ist." Dass nur ein einziger Grenzübergang geöffnet sei, verschlimmere die Lage noch weiter. Dies sei "sowieso schon schwierig genug", und die Hilfsmittel werden "mit größter Wahrscheinlichkeit die kurdisch bewohnten Gebiete nicht erreichen".

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