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Thunberg zu Besuch in Protestdorf

"Es ist empörend!" - Greta Thunberg kritisiert Polizei in Lützerath

  • Aktualisiert: 13.01.2023
  • 19:52 Uhr
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Die Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer und Greta Thunberg stehen im von Klimaaktivisten besetzten Braunkohleort Lützerath.
Die Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer und Greta Thunberg stehen im von Klimaaktivisten besetzten Braunkohleort Lützerath. © Federico Gambarini/dpa

Die Räumung von Lützerath steht kurz vor dem Abschluss, als prominenter Besuch das Protestdorf beehrt. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg zeigt sich entsetzt und übt scharfe Kritik an der örtlichen Polizei.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Greta Thunberg ist zu Besuch in Lützerath.

  • Die Klimaaktivistin hat das Vorgehen der Polizei scharf kritisiert und spricht von Polizeigewalt.

  • Der Aachener Polizeipräsident weist diesen Vorwurf zurück.

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat am Freitag Lützerath besucht und das Vorgehen der Polizei bei der Räumung des Dorfes scharf kritisiert. "Es ist empörend, wie die Polizeigewalt ist", sagte Thunberg. Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach wies den Vorwurf zurück. "Es ist mir unverständlich, wie sie zu ihrer erstaunlichen Beurteilung kommt", sagte er dem "Spiegel". "Den größten Teil ihres Aufenthalts hat sie genutzt, um mit der Presse zu sprechen und Statements zu geben. Während fast neben ihr sehr behutsam daran gearbeitet wurde, Aktivisten zu befreien."

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In dem zu Erkelenz gehörenden Ort am Rande des rheinischen Braunkohlereviers zeichnete sich am Freitag schon das Ende der am Mittwoch begonnenen Räumung an. In den Häusern und auf den Dächern der Gebäude seien keine Aktivisten mehr, teilte die Polizei am Abend mit. Weiter geräumt werden müssen aber noch ein Tunnel mit zwei Aktivisten und mehrere Baumhäuser. Wenn das Dorf abgerissen ist, will der Energiekonzern RWE die darunter liegende Kohle abbaggern.

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Greta Thunberg zu Besuch in Lützerath

Thunberg besichtigte am Freitag das Dorf und den Krater des Braunkohletagebaus und hielt dabei ein Schild mit der Aufschrift "Keep it in the ground" (Lasst es im Boden) hoch. "Es ist entsetzlich zu sehen, was hier passiert", sagte Thunberg. Am Samstag werde sie an der geplanten Kundgebung für die Erhaltung von Lützerath teilnehmen, kündigte sie an. Wenn Regierungen und Konzerne in dieser Weise zusammenarbeiteten, um die Umwelt zu zerstören und zahllose Menschen zu gefährden, müsse die Bevölkerung dagegen angehen und ihre Stimme erheben. "Wir wollen zeigen, wie People Power aussieht, wie Demokratie aussieht." Die Polizei erwartet zu der Kundgebung etwa 8000 Teilnehmer.

Von den mehreren Hundert Klimaaktivisten, die Lützerath besetzt hatten, waren am Freitag noch höchstens einige Dutzend übrig. Die anderen waren freiwillig gegangen oder von der Polizei weggebracht worden. Das größte Kopfzerbrechen machten der Polizei zwei Aktivisten in einem Tunnel. Polizeipräsident Weinspach stieg selbst ein Stück weit in den Schacht hinein und sagte danach, die Bergung der beiden Personen müssten Spezialkräfte der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks (THW) übernehmen. "Ich finde es einfach schlimm, welche Gefahren diese Menschen auf sich nehmen, für sich", kritisierte Weinspach. Die Konstruktion sei alles andere als sicher.

Protest in Lützerath: Kritik aus der Politik

Bundeskanzler Olaf Scholz kritisierte Teile der Proteste. "Auch ich habe früher häufiger demonstriert. Allerdings gibt es für mich eine Grenze, die genau da verläuft, wo Protest gewalttätig wird", sagte der SPD-Politiker der "wochentaz". Den Vorwurf, mit der Erschließung der Braunkohlevorkommen unter Lützerath seien die Klimaziele in Gefahr, ließ Scholz nicht gelten: "Dieser Vorwurf trifft nicht zu. Es ist genau umgekehrt: Wir machen Politik, damit wir unsere Klimaziele erreichen."

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Auch Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) zeigte wenig Verständnis für die Proteste. "Es gibt viele gute Anlässe, für mehr Klimaschutz zu demonstrieren, meinetwegen auch gegen die Grünen. Aber Lützerath ist schlicht das falsche Symbol", sagte Habeck dem "Spiegel". Das Dorf sei eben nicht das Symbol für ein "Weiter so" beim Braunkohletagebau Garzweiler im Rheinland, sondern "es ist der Schlussstrich", sagte Habeck. Man ziehe den Kohleausstieg im dortigen Kohlerevier um acht Jahre auf 2030 vor, was immer auch Ziel der Klimabewegung gewesen sei. "Wir retten fünf Ortschaften und Höfe mit rund 450 Bewohnern. Der Hambacher Forst ist gesichert worden. Die genehmigte Abbaumenge für Kohle im Tagebau wurde durch die Vereinbarung halbiert."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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