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Arbeitsmarkt "leergefegt"

Experte schlägt Alarm: Droht die Pleitewelle in der Pflegebranche?

  • Aktualisiert: 29.05.2023
  • 09:45 Uhr
  • Lisa Apfel
Mangelware in Deutschland: Fachpersonal in der Pflege.
Mangelware in Deutschland: Fachpersonal in der Pflege.© Sina Schuldt/dpa

Der Fachkräftemangel verschärft sich, die Ampel-Pläne kommen zu spät: Die deutsche Pflegebranche steht laut dem BPA-Präsidenten vor dem wirtschaftlichen Kollaps.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut dem Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer, besteht die Gefahr einer Pleitwelle in der Pflegebranche.

  • Betroffen seien alle Träger; die Lage sei "beängstigend".

  • Die Pläne der Ampel-Koalition zur Gegensteuerung kommen dem Experten zufolge zu spät.

Die Pflegeeinrichtungen in Deutschland sehen sich weiterhin mit massivem Fachkräftemangel konfrontiert.

Lage in der Pflege "beängstigend"

Der Verband der privat betriebenen Pflegeeinrichtungen befürchtet dadurch nun sogar eine Pleitewelle in der Pflegebranche. Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (BPA), Bernd Meurer, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): 

Es besteht die große Gefahr eines Flächenbrandes.

Bernd Meurer, BPA-Präsident

Laut Meurer mehrten sich die Berichte über Insolvenzen oder Betriebsschließungen. Betroffen seien dabei alle Träger, also nicht nur Familienunternehmen, sondern auch größere Betreiber und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege. Die Lage sei "beängstigend".

Meurers Einschätzung: „Wir müssen davon ausgehen, dass das keine Einzelfälle mehr sind."

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Arbeitsmarkt "völlig leergefegt"

Der Grund für die wirtschaftliche Misere ist laut dem BPA-Präsidenten ein altbekannter: Der Fachkräftemangel. "Wir können unsere Häuser nicht mehr auslasten, weil uns das Pflegepersonal fehlt. Da es für die Personalstärke konkrete gesetzliche Vorgaben gibt, müssen Heimplätze in diesem Fall frei bleiben", so Meurer.

Der Markt sei deshalb "völlig leergefegt".

Meurer beklagt: "Die Pflegeeinrichtungen jagen sich nur noch gegenseitig das Personal ab. Wenn ich eine Pflegefachkraft einstelle, weiß ich genau, dass an anderer Stelle ein Loch gerissen wird"

Experte: Ampel-Pläne kommen zu spät

Ausländische Pflegekräfte wären laut dem Experten eine wahre Erleichterung. Jedoch beklagt er die Bürokratiehürden: "Je nach Bundesland dauert es weit mehr als ein Jahr, bis eine Fachkraft letztlich anerkannt ist. Und das in einem Mangelberuf!"

Zu den Plänen der Ampel, die Fachkräfteeinwanderung zu erleichtern, sagt Meurer:

"Wir kommen viel zu spät. Alten- und Krankenpflegekräfte haben sich doch längst anders orientiert und gehen nach Skandinavien, Großbritannien oder Nordamerika."

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte vor einigen Tagen angekündigt, mehr Pflegekräfte aus Ländern mit einem großen Arbeitskräftepotenzial wie Brasilien anwerben zu wollen. Er werde im Juni gemeinsam mit Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nach Brasilien reisen, denn dort sei das Arbeitskräftepotenzial im Pflegebereich sehr groß. Darüber hinaus gebe es Absprachen mit Indonesien und Mexiko.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenportal "n-tv":  Pflegebranche sagt Pleitewelle voraus
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